John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie
Tantiemen – in Immobilienwerten, in landwirtschaftlichen Betrieben mit Rindern und Milchkühen oder in ägyptischen Antiquitäten. Ein wenig Abwechslung verschafften die beiden sich, indem sie das Leben in Manhattan genossen und Familienurlaub an Plätzen wie Long Island, Palm Beach, Disney World machten; oder auch mal für mehrere Monate nach Japan reisten.
Außerdem unternahm Lennon auf Onos Anraten hin im Alleingang Abstecher nach Hongkong, Singapur und Südafrika. Das hing ganz davon ab, was Onos Seher, mediale Ratgeber, Numerologen und »Himmelsrichtungsexperten« ihr im gegebenen Moment nahelegten.
Ungeachtet seiner abgrundtiefen Skepsis, was übernatürliche Wesen betraf, war Lennon sein Leben lang von dem fasziniert, was er als Magie bezeichnete. Genauer gesagt übte jene allgegenwärtige »Kraft«, die er mit Gott gleichsetzte und die, wie er glaubte, eines Tages wissenschaftlich ergründet werden würde, eine große Faszination auf ihn aus. Er respektierte den intuitiven Zugang, den Ono offensichtlich zu dieser Kraft hatte.
Lennon war nicht der Einzige, den sie davon zu überzeugen vermochte. Elliot Mintz, der gemeinsame Freund, hat das Phänomen folgendermaßen beschrieben: »Wenn sie gesagt hätte: ›Ich glaube, es ist wichtig für dich, dass du morgen früh etwa achtzehntausend Meilen in nordwestliche Richtung fliegst‹, dann hätte das ausgereicht. Sie hat solche Dinge gesagt, und ich habe mich daran gehalten. Sie hat mehrfach gesagt: ›Wenn du das und das tust, wird es die nächsten sechs Monate in deinem Leben günstig verändern.‹ Sie hat mir Anweisungen gegeben, in bestimmte Richtungen zu reisen. Durch Befolgung dieser Anweisungen hat sich mein Leben tiefgreifend verändert.«
Mintz gelangte also ebenfalls zu der Überzeugung, sie sei ein Medium, verfüge über ein übersinnliches Wahrnehmungsvermögen und habe außerordentliche Vorahnungen: »Ich bin reichlich pragmatisch und halte mich für einen Realisten. Aber inzwischen glaube ich an ihre Fähigkeiten. Sie besitzt telepathische Begabungen. Das weiß ich wirklich. Ich weiß, dass sie Gedanken liest.« 241
Vielleicht fand Lennon genügend Belege für die Stichhaltigkeit ihrer Einsichten, um ein gutes Gefühl dabei zu haben, wenn er sich an ihre Weisungen hielt? Oder als ein für gewöhnlich sehr aufgeschlossener und unbefangener Mensch, der sich zuvor bereits von jemandem wie dem Maharishi hatte blenden lassen, ist er vielleicht einfach in den Bann der sich so überaus selbstsicher gebenden Yoko Ono geraten? Vielleicht aber war er auch derart dankbar für die zweite Chance, die sie ihm bot, eine ihn seelisch erdende Beziehung aufzubauen, dass er ihr einfach ihren Willen ließ? Wie auch immer es sich tatsächlich verhalten haben mag, erfreute er sich jedenfalls fünf Jahre lang ziemlich großer Zufriedenheit.
Da das häusliche Dasein nun derart viel Zeit in Anspruch nahm, war von den beiden in der Welt der Kunst und der Musik inzwischen so gut wie gar nichts mehr zu hören und zu sehen. Während seiner langen Regenerationsphase hat Lennon sich jedoch keineswegs eine schöpferische Nulldiät verordnet. Das größte Projekt aus jener Zeit, eine Arbeit im Umfang eines Buches, war vom gleichen Zuschnitt wie
In seiner eigenen Schreibe
oder
Ein Spanier macht noch keinen Sommer
. Unter dem Titel
Zwei Jungfrauen oder Wahnsinnig in Dänemark – Flug Schrift vom Mund in den Wind
(im Original:
Skywriting by Word of Mouth
) wurde es dann letzten Endes postum veröffentlicht. Das Buch umfasste auch einen autobiografischen Sketch, den er über die Beziehung zu Ono geschrieben hatte. Eigentlich wollte er daraus ein Musical machen und es
Die Ballade von John und Yoko
nennen. 242
Darüber hinaus hat er ein Theaterstück und Gedichte geschrieben, Songs konzipiert, diverse Songfragmente fertiggestellt, über einhundert Zeichnungen und – mit aus Zeitschriften entnommenen Mustern und Figuren – zwanzig bis dreißig Bildcollagen geschaffen sowie eine ganze Reihe Klangcollagen (»mind movies«) auf Band aufgenommen. Nur enge persönliche Freunde haben von dieser schöpferischen Arbeit etwas mitbekommen. Manche Songfragmente wurden allerdings in überarbeiteter und erweiterter Form auf dem Album
Double Fantasy
veröffentlicht. Außerdem dienten 1995 zwei Demobänder als Grundlage für »Free as a Bird« und »Real Love«: Um diese Plattenaufnahmen einzuspielen, sind George, Paul und Ringo damals nach fünfundzwanzigjähriger Unterbrechung erstmals
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