John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie
wieder gemeinsam ins Studio gegangen.
Da Lennon und Ono aus Sicht der Medien seit Jahren zu jenen Paaren zählten, die immer eine Meldung wert waren, erregte der Umstand, dass sie schon lange nicht mehr im Rampenlicht gestanden hatten, gespannte Neugierde. Darauf reagierten sie 1979 mit einem offenen Brief, der in New York, London und Tokio als bezahlte Zeitungsanzeige öffentlich verbreitet wurde. Unter dem Titel »Ein Liebesbrief von John und Yoko an diejenigen, die von uns wissen wollen: ›Was, wann und warum‹« diente der Brief offenbar dem Zweck, die Menschen über ihre momentanen Aktivitäten in Kenntnis zu setzen. Genau genommen verschaffte er den Leuten nicht so sehr einen Einblick in das,
was
sie taten. Vielmehr zeigte er,
wie
sie ihr Leben als Familie im nicht traditionellen Sinne führten und sich mit diesem Lebensstil ausgesprochen wohlfühlten.
Der Brief lieferte faszinierende Einsichten und berichtete von ihren Gedanken und Vorstellungen. Bei einer Beschreibung ihrer Methode im Umgang mit einem Menschen, der wütend auf sie war, kam dort zum Beispiel der John Lennon der »All You Need Is Love«-Ära immer noch sehr deutlich zum Vorschein: »In Gedanken umgaben wir den Kopf der betreffenden Person mit einer sehr stark positiv aufgeladenen Aura. Ist sie nun nicht mehr länger wütend? Nun, das können wir nicht sagen! Hingegen wissen wir, dass jemand, den wir mit solch einer an einen Heiligenschein erinnernden Aura umgeben, für uns wie ein Engel aussieht.« 243
Als Lennon und Ono Ende 1980 schließlich wieder ins Licht der Öffentlichkeit traten, wurde das Paar mit Fragen nach dem Grund für die lange Unterbrechung regelrecht bombardiert. Lennon hat seine Sicht der Dinge in schlichten Worten zusammengefasst, die ein wenig an seine Anmerkungen zum Wert der Meditation für das kreative Schaffen erinnerten (»Man kann kein Bild auf dreckigem Papier malen; man braucht ein sauberes Blatt«):
»Man atmet ein, dann atmet man aus. Wir haben eingeatmet, nachdem wir zuvor lange ausgeatmet hatten. Im
I Ging
heißt es stillsitzen. Wenn man nichts tut, kann weitaus mehr geschehen, als wenn man scheinbar etwas tut. Was Yoko und ich in den letzten fünf Jahren getan haben, mag vielleicht so aussehen, als habe es sich dabei um Nichtstun gehandelt, nichtsdestoweniger haben wir verdammt viel getan. Das Wort stillsitzen ist eine Möglichkeit, das zu beschreiben. Wenn man still dasitzt, geschehen erstaunliche Dinge, nicht wahr? Jetzt aber sitzen wir nicht länger still. Jetzt ziehn wir wieder umher. Und in ein paar Jahren werden wir vielleicht abermals stillsitzen. Denn das Leben ist lang, nehm ich an.
Nun atmen wir also wieder aus. Man muss beides tun: Man zieht sich zurück, dann breitet man sich wieder aus; Flut, Ebbe. Einzuatmen und auszuatmen ist besser, als wenn man versucht, immer nur auszuatmen. Ansonsten kann einem die Puste ausgehen.« 244
Zwar gab es verschiedene Gründe, weshalb nun die Phase des »Ausatmens« begann. Einen entscheidenden Impuls erhielt Lennon allerdings durch eine dramatische Erfahrung auf hoher See. Stets hatte ihn die Vorstellung vom Hochseesegeln fasziniert. Unter Umständen hing diese Faszination mit Fantasien zusammen, die auf seinen zur See fahrenden Vater zurückgingen. Anfang 1980 meldete er sich jedenfalls zu einer Segelausbildung an. Bereits im Juni desselben Jahres war es dann so weit: Ohne Sean und Yoko, die er in New York zurückließ, charterte er einen kleinen Schoner, um von Rhode Island aus Richtung Bermudainseln in See zu stechen. Dreitausend Meilen Segeln in sieben Tagen standen auf dem Programm.
Sobald kein Land mehr in Sicht war, genoss er das Gefühl von Freiheit auf dem offenen Meer voll überschwänglicher Freude. Weiter draußen im Atlantik machte er dann freilich auch mit jener Angst Bekanntschaft, die so häufig im Schatten der Freiheit lauert. Denn der Schoner geriet in stürmische Winde, die drei Tage lang nicht nachließen. Unvermutet wurde es dem Kapitän und seinen beiden Cousins – allen an Bord mit Ausnahme von Lennon – irgendwann speiübel.
»Sie waren seekrank und mussten sich übergeben.
Da sagt der Kapitän zu mir: ›Ein Sturm kommt auf.
Möchten Sie das Steuerrad übernehmen? Ich entgegnete: ›Meinen Sie, das kann ich?‹ Quasi als Kabinensteward sollte ich also das Kapitänshandwerk erlernen. Doch er meinte nur: ›Es bleibt gar keine Wahl – Sie müssen einfach, niemand anderes an Bord ist momentan noch dazu in der Lage.‹ Darauf ich:
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