John Sincalir - 0970 - Der Werwolf, die Hexe und wir (2 of 3)
machen.
Die Gegend war und blieb leer. Nur Morgana Layton bewegte sich zwischen den Holzwänden der Hütten. Sie warf nur flüchtige Blick in die Häuser. Es brachte ihr nichts, wenn sie nach weiteren Verstecken suchte. Wichtig war die Dunkelheit. Nicht nur für die Blutsauger, sondern auch für sie, denn sie zählte sich ebenfalls zu den Geschöpfen der Nacht.
Und noch etwas unterschied sie von den Menschen. Sie konnte, wenn es sein mußte, eine wahre Engelsgeduld aufbringen. Da ließ sie sich durch nichts mehr aus der Ruhe bringen. Ihr einziges Sinnen und Streben war allein auf das Ziel hin ausgerichtet.
Mit diesem Gedanken drückte sich die Wölfin durch den Schilf- und Rohrgürtel. Der Nachen schaukelte noch immer auf dem Wasser. Er hatte auch keinem anderen als Versteck gedient. Nur ein dunkler Vogel hockte am Heck. Er flog aber weg, als Morgana näherkam.
Sie kletterte in den Nachen, der schaukelte wie ein Bett. Morgana aber war zufrieden. Sie blieb sogar sitzen und schaute zu einem besonderen Ziel hin.
Der Tafelberg war einfach nicht zu übersehen. Er war das Zentrum der Magie, dort hatten die Vampire die Falle aufgebaut, um die Wölfe zu locken.
Sollten sie. Morgana hatte nichts dagegen. Aber ihre Gestalt gefiel ihr plötzlich nicht mehr. Sie wollte sich wieder zurückverwandeln. Ihre Kleidung hatte sie mitgenommen. Auch wenn sie teilweise zerrissen war, irgendwie würde sie noch passen.
Morgana Layton war mit einer Macht ausgestattet, die es zuließ, daß sie nicht so normal reagierte wie die üblichen Werwölfe. Sie brauchte nicht unbedingt den Mond und die Dunkelheit. Sie konnte es auch schaffen, sich bei normalem Tageslicht zu verwandeln und die Zustände wechseln. Das nahm sie jetzt in Angriff.
Es ging um die Konzentration. Und zugleich um einen fernen Kontakt mit dem gewaltigen Götterwolf Fenris. Sie hoffte, daß sich sein Geist immer in ihrer Nähe befand und sie beschützte. Es gab ihr auch die Kraft für die Rückverwandlung.
Es war immer mit Unannehmlichkeiten und auch Schmerzen verbunden.
Die eine Person mußte verschwinden, die andere sollte zurückkehren.
Morgana blieb auf dem Rücken liegen. Ihre Pranken waren gebogen. Die Krallen bohrten sich in das weiche Holz der Planken. Sie verfiel in eine unnatürliche Konzentration. Alles in ihr war einzig und allein auf das eine Ziel ausgerichtet.
Zurück zum Menschen! Wieder begannen die Qualen. Zum Glück weniger stark als bei der Verwandlung zur Bestie. Aber das Zerren und Ziehen der Glieder bekam sie schon mit. Beim hineingleiten in den menschlichen Zustand wurde ihr Körper zusammengezogen. Er verlor auch an Masse. Das Fell bildete sich auf wundersame Weise zurück.
Auch das Gesicht erhielt menschliche Formen, was sie sofort bemerkte.
Dann wiederum kam es ihr vor, als wären andere Krallen dabei, ihr die Haut abzureißen. Sie blickte zum Himmel und erkannte ihn nur als Schleier.
Der Nachen schaukelte heftig, weil sich auch Morgana bewegte. Die aus ihrem Mund dringenden Laute klangen jammernd. Sie glichen schon denen eines Menschen, der unter einer unsäglichen Qual litt und darauf wartete, daß diese vorbei war.
Morgana trampelte mit den Beinen. Ihre Hacken trommelten immer wieder dumpf auf die Bohlen. Das dort gesammelte Wasser spritzte auf.
Schreie drangen aus dem Schilf, und Vögel, die sich dort versteckt hielten, wurden aus ihrer Ruhe gerissen. Erschreckt flatterten sie hoch und flogen über den See hinweg zum anderen Ufer.
Zeit existierte für Morgana Layton nicht mehr. Dieses Gefühl war ihr völlig verlorengegangen. Sie kam sich vor wie jemand, der in einem Zustand zwischen zwei Welten dahintrieb. Alles andere interessierte sie nicht mehr.
Bis zu dem Zeitpunkt als alles vorbei war. Erschöpft blieb sie liegen, und auch froh darüber, daß sie während der Verwandlung nicht attackiert worden war, denn in einem derartigen Zwischenstadium war sie doch ziemlich wehrlos.
Morgana hatte ihre menschliche Gestalt zurückerhalten. Die Haut zeigte sich wieder normal. Da wuchs kein Fell, nur die dünnen, hellen Haare.
Ebenso wie auf ihrem Kopf, der von einem Fell völlig befreit worden war.
Sie zog das rechte Bein an und strich mit beiden Händen über ihren nackten Oberschenkel. Diese Bewegung wirkte lasziv.
Morgana lag da, als wartete sie auf ihren Mann, um sich mit ihm bei einem gemeinsamen Liebesspiel zu vergnügen. Die Kleidung hatte sie über den Bootrand gehängt.
Der Kampf ging weiter. Auch für sie. Oder erst recht für
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