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John Sincalir - 0973 - Der verhexte Blutwald (1 of 2)

John Sincalir - 0973 - Der verhexte Blutwald (1 of 2)

Titel: John Sincalir - 0973 - Der verhexte Blutwald (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wald war für sie zu einem Freund geworden. Sie konnte mit ihm sprechen, er teilte ihre Freude und auch ihr Leid. Er lebte, nichts war tot in ihm. Eine Welt hinter der normalen versteckte sich in ihm, und nicht jeder konnte sie sehen.
    Die Gelähmte schon. Der Wald ließ sie nie im Stich. Er war schon früher ihr Freund gewesen. Seit der Lähmung hatte sich diese Freundschaft noch mehr verdichtet. Durch die Schärfung der anderen Sinne war sie noch stärker sensibilisiert worden, und so konnte sie mit den Bäumen, den Büschen und den Gräsern auf eine wundersame Weise kommunizieren, denn was da durch deren Äste und Zweige floß, das wußte sie genau. Aber sie hütete sich davor, es anderen zu erzählen, denn geglaubt hätte man ihr nicht. Aber sie kannte eine Person, die den Dingen sicherlich anders und nicht so fremd gegenüberstand.
    Das war John Sinclair!
    Obwohl zwei Jahre ins Land gegangen waren, hatte sie den Mann einfach nicht vergessen können. Er war wie ein Keil in die Festigkeit ihres Lebens hineingedrungen. Er hatte sich eine Lücke geschaffen und dafür gesorgt, daß er nie vergessen wurde.
    Auf der einen Seite fand sie es gut, auf der anderen schlecht. Schlecht deshalb, weil er jemand war, dem sie sich nicht verschließen konnte.
    Wenn er sie angeschaut hatte, war es ihr vorgekommen, als hätte er in sie hineingeblickt, um in die Tiefen der Seele zu schauen und ihr Gefühl zu erforschen.
    Er war etwas Besonderes. Wie ich, dachte sie und auch daran, daß zwei besondere Menschen zueinander passen mußten.
    In den letzten Tagen war der Gedanke an ihn immer stärker in ihr aufgeflammt. Sie konnte sich einfach nicht davon lösen. Ihr schien es, als wäre er dabei, ihr eine Botschaft zu schicken. Wie jemand, der sich in der Nähe aufhielt, sich aber aus irgendwelchen Gründen nicht zu erkennen gab.
    Das war kein Zufall, nein, wirklich nicht. Schicksal. Es mußte Schicksal sein.
    Sie hatte auch überlegt, ob sie ihm schreiben oder einmal anrufen sollte, aber ihr Stolz hatte es nicht zugelassen. Außerdem vertraute sie dem Schicksal, denn es hatte dafür gesorgt, daß sich ihre Wege gekreuzt hatten, und es würde sicherlich dafür sorgen, daß dies wieder einmal geschah.
    Und so würde sie warten, bis er kam. Und er würde kommen, und er würde sich an sie erinnern, und sie würde sich intensiv um ihn kümmern, denn er war eigentlich ein Mensch, den man nicht mehr so leicht losließ. Ihn konnte sie sich hier an ihrer Seite vorstellen, aber das mußte noch genauer durchdacht werden.
    Nicht jetzt. An diesem Abend würde sie zunächst die Umgebung genießen und auch die aus dem Wald dringende Botschaft der alten Götter. Greta saß immer so, daß sie genau auf den Wald schauen konnte. Er kam ihr jedesmal vor wie eine große Bühne. Obwohl sie jede Einzelheit kannte, war er doch etwas anders geworden. Oder er kam ihr immer wieder anders vor. Er schien sich verändert zu haben. Manchmal war er dunkler, dann wieder heller. Auch schien sich in seinen tiefblauen Schatten zwischen den Bäumen etwas zu bewegen. Geheimnisvolle Geister, die aus dem Boden gestiegen waren, um sich ihr zu zeigen.
    Es waren die alten Götter. Es war ihr Blut, und genau das sorgte hin und wieder für die ungewöhnliche Farbgebung, die sich in den Lücken zwischen den Bäumen abzeichnete.
    Da veränderte sich die Dunkelheit. Da war sie dann nicht mehr so blau oder schwarz, da nahm sie einen violetten Farbton an, der wie ein mächtige Decke den Wald bedeckte, als wollte er Teile einer anderen Welt zeigen. Frisch wehte es aus ihm zu ihr herüber. Sie nahm auch seinen Geruch wahr.
    Manchmal dachte Greta daran, daß es das Blut der alten Götter war, das in ihren Adern rann und letztendlich war sie an diesem Punkt angelangt.
    Nur durch die Kräfte des Waldes lebte sie, und sie hatten sie auch weiterhin nicht im Stich gelassen. Sie waren die guten Freunde, und Greta begegnete ihnen mit einem großen Respekt, was sich auch darin äußerte, daß sie sich am Abend anders ankleidete. Natürlich half ihr Ginette dabei. Sicherlich wunderte sie sich auch darüber, aber sie stellte nie eine Frage, was dieses An- und Umkleiden anging. Da war sie vornehm genug, um sich zurückzuhalten, obwohl sie vor Neugierde bestimmt platzte.
    Ein rotes Kleid.
    Rosenrot …
    So war sie genannt worden, und bei diesem Namen fühlte sich Greta Kinny auch wohl.
    Sie mochte Märchen. Als Kind schon hatte sie immer wieder in den dicken Büchern gelesen, und das hatte auch nicht

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