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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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selbst.« Damit riss er sich einen Stoffstreifen
von seinem Kaftan und wickelte ihn so um den Arm, dass der Blutstrom nahezu gestoppt wurde. Der Schmerz kehrte zurück und breitete sich wie Feuer in seinem Arm und seiner Schulter aus. Es war ihm schon schlechter gegangen, und er würde überleben. Noch etwas benommen stand er auf und schloss die Augen, bis das Schwindelgefühl abflaute.
    »Siler City«, rief ihm Holmes hinterher. »Nicht vergessen. «
    Wells wandte sich ab und stapfte in südlicher Richtung in die afghanische Nacht hinaus.
    Langley, Virginia
    Exleys Büro entsprach in allem dem Standard einer Analytikerin der mittleren Mitarbeiterebene. Keine Fenster, ein hölzernes Bücherregal, das mit Geschichten aus dem Mittleren Osten und Afghanistan vollgestopft war, zwei Computer – einen für das interne Netzwerk des Geheimdienstes, der andere mit Internetanschluss – und ein Safe, der nur notdürftig hinter einem englischen Landschaftsdruck verborgen war. Zusätzlich standen einige Fotos ihrer Kinder und eine hübsche Geburtstagskarte von Randy auf ihrem Schreibtisch, obwohl die CIA ihre Mitarbeiter dazu anhielt, so wenig Individualität wie möglich zu zeigen. Dahinter steckte eine einfache Aussage: wer heute noch hier ist, kann morgen schon fort sein.
    Wells’ Notiz benötigte vier Tage, bis sie bei ihr eintraf. Vermutlich hatten die Spezialeinheiten wichtigere Aufgaben. Mittlerweile war Kabul in die Hände der Nordallianz gefallen. Die Schlacht in der Schamali-Ebene war nur ein weiterer
Beweis dafür, dass die Taliban einem amerikanischen Luftangriff nicht standhielten. Niemand hielt einem amerikanischen Luftangriff stand. Nun saß Exley an ihrem Schreibtisch und las die kryptische Notiz, wobei sie an dem gesamten Bericht die Nachgeschichte wesentlich mehr beunruhigte, die man ihr ebenfalls übersandt hatte. »Wells ersuchte Major Holmes, ihm in den Arm zu schießen, damit es so aussähe, als hätte er eine Auseinandersetzung mit den amerikanischen Truppen gehabt …«
    Für einen Moment schloss Exley die Augen und drückte mit den Fingerkuppen die Nasenbrücke. Doch als sie die Augen wieder öffnete, hatte sich nichts verändert. Wenn sie nach Hause kam, würden David und Jess schon schlafen. Randy würde fernsehen und deutlich zu erkennen geben, dass er nicht schmollte. Ebenso würde er betont nicht nachfragen, wie lange er sich noch mit ihren langen Arbeitstagen und den Einsätzen am Wochenende zufriedengeben müsse. Die Welt zu retten war keine leichte Aufgabe für eine Ehe. Vor allem, wenn die Ehefrau als Retterin auftrat.
    »Er wird nicht zurückkommen.«
    Als sie aufblickte, sah sie, dass Shafer in der Tür stand. Ihr Vorgesetzter liebte es, unangekündigt in ihrem Büro aufzutauchen. Diese Eigenart gehörte zu seinen weniger angenehmen Wesenszügen, wie auch sein nachlässiges Äußeres. Jetzt hielt er eine Kopie von Wells’ Notiz in der Hand.
    »Er wird nicht zurückkommen«, wiederholte Shafer. »Er ist übergelaufen. Vielleicht ist er auch nur verrückt geworden. Aber ich wette mit Ihnen um eine Tasse frischen Kaffees, dass wir hiermit zum letzten Mal von ihm gehört haben. Schade.«
    Eigentlich schien Shafer darüber nicht wirklich betrübt zu sein, dachte Exley. »Da bin ich nicht so sicher.«

    »Aus welchem Grund?«
    »Wegen des Nachsatzes. ›Sagen Sie Heather, Evan und meiner Mutter, dass ich sie vermisse.‹«
    Shafer zuckte die Achseln. »Das ist wohl sein letzter Wille, sein Testament.«
    »Dann hätte er geschrieben, dass er sie liebt. Aber er sagt, dass er sie vermisst. Er will sie wiedersehen. Vielleicht stirbt er dort drüben tatsächlich, aber es ist nicht seine Absicht.«
    »Hm«, brummte Shafer, während er sich umwandte und den Gang hinunterging. »Es ist schon fast zehn Uhr. Sie sollten nach Hause gehen und sich ein wenig erholen«, rief er über die Schulter zurück.
    »Steck doch dein Hemd in die Hose«, murmelte sie, ehe sie ein letztes Mal Wells’ Notiz betrachtete, bevor sie sie in den Safe schloss. Shafer und sie würden alles Weitere ebenso abwarten müssen wie Wells selbst. Etwas anderes gab es nicht. Sie alle würden abwarten müssen.

I
DIE RÜCKKEHR DES KÖNIGS

1
Am heutigen Tag
    In der Nordwestprovinz, an der Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan
    Scheich Gul blickte seine Gemeinde finster an. »In diesen Tagen muss jeder Muslim im Heiligen Krieg mitkämpfen«, erklärte er auf Paschtun mit anschwellender Stimme. »Als die Mongolen in Bagdad einfielen,

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