Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
Vom Netzwerk:
wegnahmen. Noch einmal beugte er sich nach dem Zünder, der ihm so nahe war. Aber Wells stürmte unbeirrt auf ihn zu. Als er die Tür des Schulbusses mit dem Fuß aufstieß und in den Bus sprang, wusste Khadri, dass er versagt hatte.
    Wells beugte sich über ihn, sodass sein heißer, fiebriger, verseuchter Atem Khadris Gesicht berührte. Da wusste Khadri, dass Wells der Engel des Todes war. Während er sich noch bemühte, wütend zu bleiben, holte ihn der schwarze Wind ein, und er schloss die Augen. Blut tropfte aus seinem Mundwinkel. Nach einem letzten qualvollen Rasseln in seiner Brust starb er.

    Wells fühlte die Kugel, noch ehe er den Schuss hörte. Die Muskeln in seinem Rücken schienen zu explodieren. Er wirbelte herum und stürzte auf Khadri. Die Cops. Sie erledigten nur ihren Job. Sie schnappten den Bösewicht. Zumindest glaubten sie das. Nein. Er musste leben. Er war zu weit gekommen, um jetzt zu sterben. Auch er hatte seinen Job erledigt. All die Jahre in der Wildnis. Er versuchte, die Hände zu heben, aber die Anstrengung war zu viel für ihn.
    Wells fühlte, wie sein Blut, sein heißes, verseuchtes Blut, in Schüben seinen Rücken hinunterlief. Als er die Augen schloss und die Welt um ihn schwarz wurde, galt sein letzter Gedanke Exley.

Epilog
    Als Exley aufwachte, brannte ihr linkes Knie, als hätte ihr ein Hai das halbe Bein abgebissen. Sie öffnete die Augen und sah ihren Fuß in der Luft. Eine Schlinge stabilisierte ihr Bein. Ein Krankenhausbett. Zwei Frauen, die danebenstanden, eine mit einem weißen Ärztemantel und eine in Krankenpflegeruniform. Über den Mund trugen sie Atemschutzmasken. Während ihr Bewusstsein vollständig wiederkehrte, wandelte sich der Schmerz in ihrem Bein in unerträgliche Qual. Das elektrische Feuer in ihrem Inneren brannte unablässig, und jeder Nerv in ihrem Knie schickte eine eigene Trauerbotschaft an ihr Gehirn. »Es tut so weh«, stieß sie hervor.
    Nicht nur das Bein, auch der übrige Körper schmerzte entsetzlich. Und obwohl sie eben erst aufgewacht war, fühlte sie eine bleierne Müdigkeit, als wäre sie tagelang gerannt. Als Exley vor Schmerzen die Hände zu Fäusten ballte, strich ihr die Krankenpflegerin liebevoll über den Arm, wobei sie sorgsam darauf achtete, nicht den intravenösen Schlauch in ihrer Ellenbeuge zu berühren.
    »Sie wurden angeschossen«, sagte die Ärztin, während sie näher an das Bett trat. »Erinnern Sie sich daran?«
    Jetzt kehrten die Ereignisse in Exleys Kopf wieder. »In dem Gang.«
    »Wollen Sie ein wenig Eis?«
    Exley nickte. Selbst das Sprechen strengte sie an. Außerdem
war ihr Mund vollkommen ausgetrocknet. Mit behandschuhter Hand schob ihr die Krankenpflegerin ein Stückchen Eis in den Mund. Exley saugte genussvoll an diesem kalten Stück vom Paradies. Allmählich erinnerte sie sich an mehr Einzelheiten, an ihre Stunden im Minivan, daran, dass Wells ihren Namen gerufen hatte …
    »Was ist passiert?« Neben dem Schmerz stieg Panik in ihr hoch. Wells. Wo war er? Sie erinnerte sich nur noch daran, dass er sich in dem schmutzig gelben Gang über sie gebeugt hatte.
    »Können Sie mir Ihren Namen sagen?«, fragte die Ärztin.
    »Jen. Exley.«
    Die Ärztin nickte. »Ich bin Dr. Julie Thompson. Und ich habe gute Nachrichten für Sie, Mrs Exley. Ihre Kinder sind hier.«
    »Wo bin ich?«, erkundigte sie sich, während sie ihre schon wieder trockenen Lippen leckte.
    »Das ist die Abteilung für Infektionskrankheiten im Bellevue Krankenhaus in New York. Sie sind seit sechzehn Stunden hier. Wir wollten sichergehen, dass Sie nicht mehr ansteckend sind, ehe wir David und Jessica zu Ihnen bringen.«
    Als die Ärztin die Namen ihrer Kinder erwähnte, überfiel Exley ein seltsames Gefühl von Reue. Die Kinder sollten sie nicht so sehen. Sie war dem Tod nahe gekommen und hätte sie beinahe verlassen. Schon viel zu lang war sie ihnen fern. Die Medikamente, der Schmerz und die Reue mischten sich in ihrem Bewusstsein, bis ihr heiße Tränen über die Wangen liefen. Sofort zog die Ärztin, deren Namen Exley vergessen hatte, einen Handschuh aus und legte ihr die kühle Hand auf die Stirn.
    »Kein Grund zur Sorge«, sagte sie. »Sie waren mit einem schlimmen Zeug infiziert, aber offenbar haben wir es rechtzeitig
erwischt. Vermutlich können Sie schon morgen Ihre Kinder sehen.«
    Wieder dachte Exley an Wells. »Wo ist John?«
    »Er ist auch hier«, sagte die Ärztin, wobei sie der Pflegerin einen raschen Blick zuwarf. »Aber er ist sehr krank.«
    Sehr

Weitere Kostenlose Bücher