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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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und schon trabte der Hund los, wobei
er den Kopf immer wieder von einer Seite zur anderen drehte, auf der Suche nach weiteren Eichkätzchen, die er jagen könnte.
     
    Zehn Minuten später blieb der Mann in der Nähe eines Granitblockes neben einem verbrannten Baumstumpf stehen. Er war allein, obwohl er bereits die ersten Radfahrer hören konnte, die fröhlich über einen Hang im Osten heraufkamen. Aus der Tasche seiner Jeans zog der Mann eine kleine Plastikbox heraus, die wie die Fernsteuerung für eine Autoalarmanlage aussah. Auf der Box befanden sich zwei Knöpfe, ein schwarzer und ein roter. Er drückte auf den schwarzen Knopf.
    Von Westen, vom Abhang eines kleinen Hügels, hörte er zwei Zwitscherlaute in einer Entfernung von etwa fünfzig Metern. Während er den Hügel hinaufstieg, drückte er erneut den schwarzen Knopf. Diesmal war das Zwitschern deutlich näher, in etwa zehn Metern Entfernung. Schritt für Schritt näherte er sich vorsichtig, während er sich nochmals umblickte, um sicherzugehen, dass er immer noch allein war. Niemand zu sehen. Erneut drückte er den Knopf. Wieder ertönte das Zwitschern.
    Dort. Neben einem Baum lag ein abgebrochener Eichenast, der ganz gewöhnlich aussah. Nur dass er es nicht war. Es war der letzte tote Briefkasten am Ende einer Reihe von toten Briefkästen. Der Ast war echt und stammte auch tatsächlich aus dem Park. Allerdings war er in einem Regierungslabor etwas außerhalb von Peking ausgehöhlt und neu befüllt worden, sodass er nun eine wasserdichte Hülle enthielt, die groß genug war für zwei Blatt Papier – oder einen Flash-Speicher. Groß genug, um die wichtigsten Geheimnisse der CIA zu verraten.

    Die Chinesen hatten einen Empfänger im Ast installiert, der auf das Signal des Chips in der Plastikbox reagierte, die der Mann in der Hand hielt. Die Technologie war einfach. Im Grunde war es nur ein Autoalarm mit besserer Verschlüsselung. Idiotensicher. Der Mann und seine Kontaktleute konnten an jedem beliebigen Ort eine Übergabe machen. Während der letzten drei Jahre hatten sie den Wakefield Park verwendet, der sich perfekt eignete, weil er mit einem fünfzehnminütigen Fußmarsch von seinem Haus aus zu erreichen war.
    Er bückte sich, um den Ast aufzuheben …
    In diesem Augenblick lief ein Eichkätzchen vorbei, und Lenny zog an seiner Leine. Dummer Hund.
    »Geh. Ihr habt einander verdient.« Sobald er die Leine losmachte, schoss der Retriever davon.
    »Endlich allein«, sagte der Mann, während er nach dem Ast griff. Mit den Fingern rieb er so lange über die Rinde, bis er die verborgenen Druckpunkte an den beiden Enden entdeckte. Wenn er sie gleichzeitig drückte – und zwar nur wenn sie gleichzeitig gedrückt wurden -, gaben sie ein elektromagnetisches Schloss frei, das es ihm erlaubte, das Fach in der Mitte zu öffnen.
    Da, er hatte den ersten Druckpunkt gefunden. Aber wo war der andere? Wieder tastete er die Rinde ab. Da. Nein, da …
    »Hey, Kumpel!«
    Verdammt. Er drehte sich zu dem Mountainbiker um, der auf ihn zufuhr. Der Typ trug diesen lächerlichen Anzug, den sie alle so liebten: eine neongelbe, rückstrahlende Jacke und enge Lycrashorts.
    »Ist das Ihr Hund?« Lenny lief hinter dem Fahrrad her. Der Mann in der grünen Windjacke fühlte, wie sein Herz
wie wild pochte. »Ja. Er heißt Lenny. Der gute Hund glaubt, dass er eines Tages ein Eichkätzchen erwischen kann. Danke, dass Sie ihn zurückgebracht haben …« Hör auf zu reden, dachte er. Du bist nur ein Kerl, der mit seinem Hund spazieren geht.
    Er schloss den Mund, ließ den Ast fallen und griff nach Lenny. »Du Dummkopf«, sagte er zu dem Retriever, »eines Tages wirst du dich noch verirren.«
    »Sie sollten ein Auge auf ihn haben. Ich habe ihn fast umgefahren.«
    »Sie haben recht. Mein Fehler.«
    Als der Radfahrer noch näher herankam, fühlte sich der Mann plötzlich auf seltsame Weise benommen. Er weiß es. Ich weiß zwar nicht woher, aber er weiß es. Warum hatte er seine Smith & Wesson nur im Keller zurückgelassen?
    »Nun?«
    »Was nun?«
    »Sollten Sie ihn nicht wieder an die Leine nehmen?«
    »Aber sicher. Natürlich.« Er hakte die Leine wieder am Halsband ein. »Danke, dass Sie ihn zurückgebracht haben.«
    »Kein Problem.« Mit einem triumphierenden Nicken wandte sich der Radfahrer um und fuhr den Hügel hinunter. Der Mann in der Windjacke setzte sich und wartete, bis sich sein Pulsschlag wieder normalisierte. Nach so vielen Jahren im Geschäft konnte er nicht glauben, dass ihn ein

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