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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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kleiner Cao?,
    fragte er sich.
    »Was halten Sie von Ahmadinedschad?« Dieses Gespräch musste sich innerhalb enger Grenzen bewegen, denn sowohl Li als auch Cao wussten, dass in der Kabine des Airbus ein Dutzend Wanzen verborgen war. Als Verteidigungsminister kontrollierte Li die meisten davon, aber nicht alle.
    »Diese Iraner sind ein seltsames Volk«, sagte Cao. »In gewisser Weise gleichen sie den Rotgardisten« – den jungen Revolutionären, die China Ende der Sechzigerjahre aufwühlten. »Es macht ihnen nichts aus, alles niederzureißen. Sie empfinden dabei sogar eine gewisse Freude. Wenn sie diese spezielle Waffe bekommen, könnten sie sie tatsächlich verwenden.«
    »Der Gedanke, dass die Welt schon morgen untergehen könnte, schenkt ihnen Freiheit.«
    »Erst glaubte ich nicht, dass wir ihnen vertrauen können. Aber jetzt … Unsere Interessen liegen auf derselben Linie.
Wir helfen ihnen, sie helfen uns. Wir schlafen in verschiedenen Betten, aber wir träumen denselben Traum.«
    Li lächelte. Cao hatte das chinesische Sprichwort über die »unterschiedlichen Träume im selben Bett« umgekehrt. Es besagte, dass zwei Personen einander nie vollständig vertrauen können. Selbst ein Ehemann und eine Ehefrau, die mehr als fünfzig Jahre Seite an Seite schlafen, haben unterschiedliche Träume.
    In diesem Fall wussten sowohl Li als auch Ahmadinedschad, dass sie eine Vernunftehe eingegangen waren. Die Opposition gegen die USA hatte sie zusammengebracht. Sie mussten einander nicht vertrauen, solange ihre Interessen auf einer Linie lagen.
    »Verschiedene Betten, aber derselbe Traum«, sagte Li. »Das genügt für eine Partnerschaft.«
    »Für den Augenblick.«
    »Es muss auch nicht für immer sein, Cao.«

8
    Annadale, Virginia
    Der Golden Retriever sprang hinter einem fetten grauen Eichkätzchen her und zog dabei den Mann in der grünen Windjacke mit. Er glitt auf dem schlammigen Boden aus und fiel so unglücklich, dass er sich das Knie an einem wulstigen Stein stieß. Seine Flüche hallten durch den menschenleeren Wald. Der Hund sauste davon und jagte hinter dem Eichkätzchen her, bis dieses an einer Birke hinauflief und verschwand.
    »Lenny! Du Idiot! Komm her.«
    Der Hund starrte den Mann dumm an, ehe er zu ihm zurücktrottete, wobei er die Leine auf dem schlammigen Boden hinter sich herschleifte. Der Mann schüttelte nur den Kopf. Seit Monaten forderte ihn Janice auf, dieses Hundeabrichtevideo von dem Mexikaner zu besorgen. Und er hätte es auch längst gekauft, wenn sie nicht so gequengelt hätte. Selbst wenn sie recht hatte, machte sie etwas falsch.
    »Lenny, du Dummkopf.«
    Er tätschelte die Flanke des Hundes. Lenny leckte ihm als Entschuldigung die Hand, ehe er sich zu Boden fallen ließ. Nachdem es die ganze Nacht über geregnet hatte, war die Erde von Wasser durchtränkt. Der Hund rollte sich von einer
Seite auf die andere, begeistert von dieser Gelegenheit, sich im Schlamm zu wälzen.
    Kein Wunder, dass ihm dieses törichte Tier das liebste Wesen auf der ganzen Welt war, dachte der Mann. Es besaß ein schlichtes Gefühl für Freude, das er schon vor langer Zeit verloren hatte. Sofern er es je besessen hatte. Auf jeden Fall zog er Lenny seiner Frau vor. Sollte ihr Haus einmal in Flammen stehen und er könnte nur ein Lebewesen retten, würde er vermutlich den Hund schnappen.
    »Genug. Du machst ja alles schmutzig.«
    Er nahm Lennys Leine und stand auf, wobei er versuchte, sich nicht zu schwer auf sein Knie zu stützen. Obwohl der Regen schon vor Sonnenaufgang aufgehört hatte, nieselte es immer noch, sodass seine Stirn feucht war. Er holte tief Atem in der Hoffnung, dass die kühle feuchte Luft seine Lungen beruhigen würde.
    Dann sah sich der Mann in dem Blätterwald um, denn er wollte sichergehen, dass er auch wirklich allein war. Der Wakefield Park lag in einem Vorort von Virginia, ein wenig westlich von Beltway. Seinem Aussehen nach hätte man ihn jedoch einer ländlicheren Gegend zugeordnet. Sperlinge schossen durch die Buchen, und Rehe und Füchse machten sich regelmäßig auf den Weg zu dem Flusslauf in der Mitte des Parks. Am frühen Morgen war der Park verlassen bis auf eine Handvoll Mountainbiker – und den Mann in der grünen Windjacke.
    Damit war es der perfekte Ort für einen toten Briefkasten.
    Auf der goldenen Rolex, die er nur außerhalb des Büros trug, prüfte der Mann nochmals die Zeit: 6:07 Uhr. Zeit, um sich in Bewegung zu setzen, ehe die Radfahrer auftauchten. Er zog an Lennys Leine,

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