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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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des Black Hawk beinahe.
    In seiner Begierde abzuheben, sprang der zehn Tonnen schwere Hubschrauber leicht von der Rollbahn ab. Die Crew winkte die B-Kompanie heran. Ein Stück entfernt auf der Rollbahn bestieg die A-Kompanie ihren eigenen Vogel. Wells zog eine Windjacke über seine Weste und griff nach seinem Rucksack. In der Kabine machte er es sich in seinem Sitz gemütlich – der so entworfen war, dass er bei einem Absturz des Black Hawk auf den Boden der Kabine stürzte – und schnallte den Gurt fest.
    »Bequem?« Der Crewleiter zog seinen eigenen Sechspunktgurt fest und bot Wells Kopfhörer an, die dieser dankbar entgegennahm. Für einen Kampfhubschrauber war Isolationsmaterial nur vergeudetes Gewicht. Deshalb war der Black Hawk nicht schallisoliert. Der Lärm der Turbinen in der Kabine war überwältigend, ein dichtes weißes Rauschen, das jedes Gespräch und sogar jeden Gedanken nahezu unmöglich machte.
    Nachdem auch der Crewleiter und der Schütze auf der anderen Seite einsatzbereit waren, begann der Korpus des Hubschraubers zu vibrieren, denn nun drehten sich die Turbinen mit stärkster Kraft für den Start. Der Black Hawk verbrannte pro Minute elf Liter Treibstoff, deshalb vergeudeten die Piloten keine Zeit, sobald die Mannschaft festgeschnallt war.
    Der Kopilot zog den Steuerknüppel des Black Hawk zurück, und schon hob der Hubschrauber mühelos von der
Rollbahn ab. Wells wusste, dass der Black Hawk die Aerodynamik eines Ziegelsteins besaß und wie ein Klumpen zu Boden stürzen würde, wenn seine Motoren ausfielen. Und dennoch schien der Hubschrauber in die Luft zu gehören. Sobald er abgehoben hatte, hörte sein Rumpf auf zu vibrieren und das kreischende Geräusch der Turbinen ließ nach. Er machte eine Rechtskurve, kletterte zügig empor und ließ die untersetzten Hütten von Bagram hinter sich.
     
    Wells sah sich in der Kabine des Black Hawk die Mitglieder der B-Kompanie an. Selbst nach den Maßstäben der Special Forces war dies eine beeindruckende Truppe. Drei der Soldaten sprachen Paschtun, ein vierter Dari. Das Scharfschützenteam hatte bei dem Armeewettkampf vor zwei Jahren den dritten Platz errungen. Hughley, der Captain der Kompanie, war einer der wenigen schwarzen Kommandeure der Special Forces. Er war sechsunddreißig und hatte Arme, die aussahen, als wären sie aus Eiche geschnitzt. In West Point hatte er in der Football-Mannschaft als Defensive Tackle gespielt, und irgendwo auf seinem Lebensweg hatte er fließend Arabisch gelernt. In den Bergen trieben sich immer noch einige Saudis herum, die an der Seite der Taliban kämpfen, und am Abend zuvor hatte Brett Gaffan, der Funker und inoffizielle Komiker der Kompanie, Wells erzählt, wie sie einmal einen Saudi gefangen genommen hatten, der nicht glauben wollte, dass Hughley seine Sprache sprach.
    »Abdullah saß also auf dem Boden, sah über die Schulter und wirkte regelrecht verängstigt. Der Captain sagt etwa: ›Beruhig dich, Alter, du wirst schon nicht umgebracht.‹ Wie sagt man ›umbringen‹ auf Arabisch, Captain?«
    »Das sagt man nicht«, gab Hughley trocken zurück.

    »Und wie sagt man ›Alter‹? Dafür müssen sie doch ein Wort haben.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wie viel Mist ich mir täglich anhören muss?«, sagte Hughley zu Wells.
    »Auf jeden Fall dreht sich dieser Kameljockey -’tschuldigung für meine Ausdrucksweise – schneller um als Jeff Gordon in der vierten Kurve, um zu sehen, wer wirklich mit ihm spricht.« Dabei verrenkte sich Gaffan den Hals von einer Seite bis zur anderen, wie es angeblich der Saudi getan hatte, ehe er sich eine Gabel Kartoffelbrei in den Mund schob. »Also spricht der Captain weiter auf ihn ein.«
    »Sieh zu, dass du mit deinem Abendessen fertig wirst, Gaffan.« Hughley wandte sich an Wells. »Ich habe ihm nur gesagt, dass es kein Trick ist und dass tatsächlich ich mit ihm spreche.«
    Gaffan schüttete ein Glas Limonade in seine Kehle und schluckte schwer. »Dann sagt Abdullah etwas, der Captain nickt ihm zu und fordert uns auf, ihn auf die Beine zu stellen. Ab da wurde es wirklich verrückt, denn Abdullah ist so nahe an den Captain herangetreten, als wollte er ihn küssen.«
    »So nahe war er wieder auch nicht.«
    »Bei allem gebührenden Respekt, Sir, doch, das war er. Oder etwa nicht?«
    Die Männer rund um den Tisch nickten.
    »Und wir waren vollkommen verwirrt und fragten uns, ob wir Abdullah doch noch umbringen würden. Sie wissen doch, dass wir versuchen, unsere Gefangenen nicht zu

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