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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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abschneiden, und sobald diese Rückzugsmöglichkeit blockiert war, würden die Kämpfer den Berg hinunterfliehen, in die unfreundlichen Arme der 10th Mountain, deren Männer am Talboden auf sie warteten.
    Eine Operation mit hohem Risiko, dachte Wells. Aber die Soldaten in diesen Hubschraubern hatten die besten Chancen auf der Welt, sie erfolgreich durchzuziehen. Und sie hatten eine Geheimwaffe.
     
    Die Sonne stand bereits tief, als die vier Hubschrauber Dschalalabad erreichten, das etwa einhundertsechzig Kilometer östlich von Kabul lag. Von hier aus flogen sie entlang des Pech-Flusses nach Nordosten in die Berge. Einer der Apache-Hubschrauber war als einzige visuelle Erkundung des Lagergeländes vor zwei Tagen kurz über das Tal geflogen. Mehr Überflüge hätten die Kämpfer vermutlich aufgeschreckt.
    Wells sah auf die Uhr: 18:40. Sofern alles gut ging, sollten sie in weniger als einer Stunde in Chonesh sein. Eine Stunde danach würden sie wissen, wo sie standen. Falls die Kämpfer nicht mittlerweile das Lager abgebrochen hatten, würden sie vermutlich bis zum Morgen mit geringer Chance auf Verstärkung in ein Feuergefecht verwickelt werden.
    Afghanistan war Washington um achteinhalb Stunden voraus. Exley war jetzt wohl in der Arbeit, dachte Wells. Er stellte sich vor, wie sie in dem Apartment am Tysons Corner Kaffee aus jenen lächerlichen Bechern trank, die Shafer gekauft hatte. Sie wusste, dass seine Mission heute Nacht
stattfand, und obwohl sie ihn nicht nach Einzelheiten gefragt hatte, musste sie wissen, dass die Sache nicht einfach sein würde. Dennoch hatte sie ihm ihren Segen gegeben und ihn sogar ermuntert zu fliegen. Weil sie wusste, dass er diese Aktion brauchte, dass er das Gefühl brauchte, nützlich zu sein.
    In Wahrheit taten ihm die Special Forces einen Gefallen, indem sie ihm gestatteten, an der Mission teilzunehmen. Technisch betrachtet ersetzte Wells den zweiten Sanitäter der B-Kompanie, der vor einem Monat durch einen Schuss am Bein verletzt worden war und sich nun in Deutschland erholte. Aber bei den Einheiten der Special Forces fehlten oft ein oder zwei Soldaten. Ursprünglich hatte Wells befürchtet, dass er die anderen Männer der Einheit ablenken würde, weil sie seit Langem gemeinsam kämpften und jeder die Bewegungen der anderen instinktiv kannte.
    Letzte Nacht hatte er Holmes angeboten, den Angriff auszusitzen, falls Holmes der Meinung war, dass er nicht dazugehörte. »Ich nehme es Ihnen nicht übel, wenn Sie mich nicht wollen, Glen«, sagte Wells.
    »Soll das ein Scherz sein?«
    »Was meinen Sie?«
    »Muss ich es wirklich laut aussprechen? Diese Jungs lieben Sie. Sie sind für ihre Moral besser als Cheerleader.«
    »Wirklich?« Trotz seiner üblichen Zurückhaltung durchlief Wells eine Welle des Stolzes.
    »Hören Sie, John. Wir haben eine gemeinsame Geschichte. Auch wenn ich nicht behaupten will, Sie gut zu kennen, ist es doch offensichtlich, dass das, was in New York passiert ist, einiges in Ihrem Kopf verdreht hat. Vergessen Sie für einen Augenblick die Politik und denken Sie nur an das, was Sie getan haben. An die Menschen, die Sie gerettet haben. Genau
das sehen diese Jungs. Glauben Sie mir. Hughley will, dass Sie morgen mit dort draußen sind. Und ich auch.«
     
    19:10 Uhr. Der Pech-Fluss strömte seicht und schnell unter dem Black Hawk dahin. In seinem klaren Wasser spiegelte sich das goldene Licht der untergehenden Sonne. Zwei Kinder standen neben dem Fluss. Als der Hubschrauber über sie hinwegdonnerte, schwenkten sie die dünnen braunen Arme wie ein Metronom. Der Black Hawk legte sich in eine Linkskurve und steuerte nach Norden in ein enges Tal, das von einem zerbröckelnden Felsgrat vor der Sonne verborgen wurde. In der plötzlichen Dunkelheit hockten die Hubschrauberschützen aufmerksam an ihren Maschinengewehren Kaliber.50.
    In diesen Tälern wurden die Felsgrate gefährlich. Flog man zu hoch, bot man ein glückliches Ziel für eine raketengetriebene Granate oder eine Boden-Luft-Rakete. Flog man zu tief, und dies vor allem nachts, konnte man an den Bergwänden zerschellen. Die topografischen Karten dieser Täler waren berüchtigt für ihre Ungenauigkeit. Üblicherweise flogen die Piloten tief. Offenbar gingen sie davon aus, dass es einfacher war, einem Berg auszuweichen als einer Rakete.
    Als das Tal enger wurde, zog der Hubschrauber steil hoch. Oben stürzte ein schmales Rinnsal fast vertikal über die Felskante. Der Black Hawk legte sich in eine Rechtskurve und

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