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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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der offiziell als 9th Special Operations Group/Emergency Response bezeichnet wurde und inoffiziell als Red Team bekannt war. Das Red Team bestand aus zwei Einheiten, von denen eine auf der Andrews Air Force Base stationiert war, die andere in West Point. Es arbeitete mit dem Nuclear Emergency Search Team zusammen, einer Gruppe von Wissenschaftlern, deren Aufgabe das Aufspüren und die Entschärfung von nuklearen und schmutzigen Bomben war. Die Soldaten des Red Teams waren mit Detektoren für Alpha- und Gammastrahlung und Strahlenschutzkleidung ausgestattet und autorisiert, ohne Vorwarnung jeden zu erschießen, bei dem der begründete Verdacht bestand, dass er eine Kernwaffe bei sich führte. Die Red-Team-Einheiten bestanden aus jeweils zwölf Soldaten, verfügten über zwei Black Hawks und waren rund um die Uhr innerhalb von dreißig Minuten einsatzbereit.
    »Wann fliegen sie los?«, fragte Wells, der in Shafers Büro saß und verfolgte, wie Shafer zwischen Telefon, E-Mail und IM wechselte, um die Umsetzung des Plans zu verfolgen. Aber Shafer starrte wie gebannt auf seinen Bildschirm und beachtete ihn nicht. »Ellis!«
    »Kompanie C verlässt Andrews in fünfzehn Minuten«, erwiderte Shafer. »In Corning landen sie, steigen in von der örtlichen Polizei bereitgestellte Geländewagen um und nähern sich über Land, damit die Leute auf der Farm nicht durch den Hubschrauberlärm gewarnt werden. Ich sage es ja nur ungern, aber für dich ist ein Platz frei. Sie
haben elf Mann, du wärst der zwölfte. Willst du mitfliegen?«
    »Was denkst du denn?«
    »Was ich denke und was ich mir wünsche, ist nicht dasselbe.«
    »Ist das nicht immer so?«
     
    Zwanzig Minuten später stand Wells auf einem Hubschrauberlandeplatz in Langley und beschattete mit der Hand die Augen, um sie vor der Wintersonne zu schützen, als der Black Hawk heranschwebte. Wells trug einen Helm und seine leichte kugelsichere Weste. Bewaffnet war er mit einem M-4, einer vollautomatischen Waffe, unter deren Lauf ein Granatwerfer befestigt war.
    Als der Helikopter aufsetzte, rannte Wells durch den eisigen Sturm, den die Rotorblätter aufwirbelten, und hechtete in die Kabine. Er schnallte sich an, der Einsatzleiter sprang heraus, überprüfte, ob er richtig gesichert war, und dann ging es los. Er hatte nicht erwartet, einen der Männer zu kennen, doch als er sich umsah, entdeckte er Brett Gaffan, einen Sergeant, dem er einige Monate zuvor in Afghanistan begegnet war. Gaffan und er hatten eine lange Nacht miteinander verbracht, als sie auf offenem Gelände von den Taliban unter Beschuss genommen wurden.
    Nach dieser Mission hatten sie ihre E-Mail-Adressen ausgetauscht und sich vorgenommen, in Kontakt zu bleiben, aber daraus war nichts geworden. Vermutlich hatte Gaffan zu viel Respekt vor Wells’ Ruf gehabt und nicht den Eindruck erwecken wollen, dass er auf eventuelle Gefallen spekulierte, wenn er den Kontakt hielt. Wells dagegen
hatte keine Entschuldigung - er hatte es schlicht vergessen. Er konnte sich an die Männer erinnern, die er getötet hatte, aber nicht an diejenigen, die er gerettet oder mit denen er Seite an Seite gekämpft hatte. Für dich gibt es nur das hier, hatte Exley gesagt. Auch wenn er es nur ungern wahrhaben wollte, es stimmte.
    Die Kabine des Black Hawks war eiskalt, als sie in etwa entlang der U.S. Route 15 über die Hügel des westlichen Maryland nach Pennsylvania jagten. Sie passierten offene Wiesen und zwei niedrige, einander gegenüberliegende Erhebungen. Die Landschaft kam Wells vage bekannt vor, wie aus einem Traum, und als die Hubschrauber weiterflogen, merkte er, dass unter ihnen Gettysburg lag. Aber noch bevor er sich Grant, Lee und die Armeen in Blau und Grau vorstellen konnte, waren die Wiesen verschwunden. Sie flogen hundertsiebzig Knoten, etwa dreihundertzwanzig Kilometer pro Stunde, die maximale tatsächliche Reisegeschwindigkeit für diese umgebauten Hawks.
    Dann wandten sie sich nach Norden. Das hügelige Gelände unter ihnen war dicht bewaldet, verschwommene Städte verschwanden so schnell, wie sie aufgetaucht waren, Heizöltanklaster und Traktor-Gespanne stampften über die Straßen. In Harrisburg erhaschte er einen flüchtigen Blick auf das Pennsylvania State Capitol, dann waren sie vorbei. Eine Zeit lang folgten sie dem breiten, trägen Susquehanna, in dessen braunen Wassern Eisschollen trieben. Die Hügel vor ihnen stiegen an und gingen in die Appalachen über, und die Schneeflecken unter ihnen wurden immer größer,

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