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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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unweigerlich. Aus seiner Schulter rann immer noch Blut, ein warmer Strom, der über seine Brust und seinen rechten Arm lief.
    »Bleib stehen«, brüllte Jussuf hinter ihm. »Hör auf wegzulaufen. Lass uns reden.«
    »Der Tiger spricht«, rief Baschir zurück, aber seine Stimme war schwach, und er wünschte, er hätte nichts gesagt.
    »Was?«
    Baschir sparte sich die Antwort und rannte weiter durch den Wald, wobei er die Beine so weit anhob, wie er konnte, wie damals als Kind beim Fußballtraining, wo sie
den Ball mit den Knien in der Luft gehalten hatten. Eine dünne Wolkenschicht hatte sich vor die Sterne gelegt, aber ihr Licht reichte immer noch aus, um die Umrisse des buckligen Geländes unter dem Schnee erkennen zu lassen.
    »Bleib stehen«, brüllte Jussuf erneut. Seine Stimme klang lauter, wütender. »Du hast keine Chance. Sei ein Mann.«
    Die Wahrheit. Keine falschen Versprechungen. Das grelle Licht von Jussufs Taschenlampe erfasste Baschir erneut, und er wusste, dass er nur noch ein paar Schritte Vorsprung hatte. Die Angst und das ausgeschüttete Adrenalin verliehen ihm neue Kräfte. Seine Schritte wurden schneller, und obwohl Arm und Brust nass von Blut waren, gelang es ihm, sich von seinem Verfolger zu entfernen. Hinter sich hörte er Jussuf stolpern und fluchen. Zum ersten Mal, seit die Stallbeleuchtung aufgeflammt war, glaubte er wieder an die Möglichkeit, dass er überleben würde. Dann war er am Fuß des Hügels, erreichte den Bach und …
    Sein rechtes Bein brach durch das dünne Eis des Baches und rutschte auf den glitschigen Steinen darunter weg. Er verlor das Gleichgewicht, stürzte und landete mit voller Wucht auf der Schulter. Das Kohlebrikett in seinem Rücken brannte unerträglich. Er schrie. Es war ein qualvoller Laut, der von irgendwo außerhalb seines Körpers zu kommen schien. Er wusste, dass er aufstehen musste, aber der Schmerz war zu viel für ihn.
    Der Lichtkegel der Taschenlampe erfasste ihn, und er hörte Jussuf die Böschung herunterkommen. Er unternahm noch einen letzten Versuch, griff mit der unverletzten linken Hand nach einem Birkenstamm am Bach und
zog sich hoch. Tatsächlich kam er wieder auf die Beine und stolperte im dünnen Schnee am Bach weiter.
    Doch das Licht wurde stärker, und ihm war klar, dass es vor dem Tiger kein Entrinnen gab.
    Dann wurden ihm die Füße unter dem Körper weggetreten. Er stürzte und wusste, dass er nicht wieder aufstehen würde. Ein Bett aus Kiefernnadeln in einem Land, das nicht das seine war, würde sein Grab werden.
    »Dreh dich um«, sagte Jussuf, und Baschir widersprach nicht. Die Zeit für Diskussionen war vorüber. Er stemmte sich gegen einen Baumstamm, rollte sich auf den Rücken und blinzelte in das blendende Licht von Jussufs Taschenlampe. Jussuf, der irgendwo hinter dem Lichtkegel stand, keuchte, und trotz seiner Angst freute sich Baschir, dass er Jussuf aus der Puste gebracht hatte.
    Jussuf streckte die Hand nach ihm aus, und Baschir schwor sich, dass er nicht betteln würde, was auch immer geschah, aber dann fasste Jussuf unter den unverletzten linken Arm, zog ihn hoch und bugsierte ihn auf dem Weg, auf dem sie gekommen waren, zurück zum Stall. Baschir konnte den Pfad kaum sehen und musste sich zweimal gegen einen Baum lehnen, um sich auszuruhen. Wahrscheinlich bekam er wegen des großen Blutverlustes einen Schock.
    Als er sich das dritte Mal ausruhen wollte, packte ihn Jussuf an der verletzten Schulter und drückte so fest zu, dass ihn der Schmerz für ein paar Sekunden in die Realität zurückrief.
    »Feigling«, sagte Jussuf. »Wir haben es fast geschafft.«
     
    Im Stall wartete Nasiji.

    »Setz dich, Baschir«, sagte er, und Baschir ließ sich dankbar auf den Boden sinken.
    »Stallboden«, sagte er. »Weder besser noch schlechter als Kiefernnadeln.«
    »Halt die Klappe und sieh mich an«, befahl Nasiji. Baschir hob den Kopf. »Bist du ein Spion, Baschir?«
    »Nein. Und du, Sayyid?«
    »Warum also?«
    »Es ist zu viel«, erwiderte Baschir. »Viel zu viel.«
    »Und deswegen wolltest du alles zerstören, was wir erreicht haben? Wir alle, du eingeschlossen. Jussuf hat immer gesagt, du wärst ein Schwächling.«
    Baschir ließ den Kopf sinken. Er hatte etwas fragen wollen. Was nur? Dann fiel es ihm wieder ein. »Hat Thalia …«
    »Ob sie es uns gesagt hat? Natürlich.«
    Baschir schloss die Augen.
    »Er gehört dir, Jussuf«, sagte Nasiji.
    Baschir hörte, wie sich seine Schritte entfernten. Und dann waren Jussufs regelmäßige

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