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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Depesche des Setzers zu Ende.
    »Das scheint der Schluß zu sein«, sagte der Setzer. Da schrillte das Telefon.
    »Hab’s mir gedacht«, sagte der Vormann und hängte den Apparat wieder an. »Sofort Extrablatt machen und bereits eine Stunde vor der Abendausgabe die Rede des Präsidenten bringen!«
    »Also alle Mann an die Gewehre!« lachte Mr. Gransea. »Um meine Mammut habe ich keine Sorge, die wird das Rennen machen.«
    Und beide gingen weiter und sahen, wie der Metteur aus den Bleizeilen das große Bleiblatt zusammenstellte, sahen ferner, wie wieder stereotypiert wurde, wie die Mammut zu arbeiten begann, und dann lief John Workmann über den Broadway und rief mit gellender Stimme:
    »Das neueste Extrablatt des ›New York Herald‹, die Rede des Präsidenten, die neue Plattform der Republikaner!!«

5. Kapitel
    Mehr als ein Jahr war seit dem Tode des kleinen Charly Beckers verstrichen, als John Workmann eines Nachmittags nicht, wie es seine Mutter gewohnt war, zum Maschinensaal des Zeitungsriesen ging, um dort seine Wißbegierde zu befriedigen, sondern zur Verwunderung seiner Mutter zu Hause blieb.
    Schweigsam saß der jetzt vierzehnjährige Junge vor dem abgedeckten Tisch und zeichnete mit einem blauen Stift allerlei Kreise und Figuren auf den Rand einer vor ihm aufgeschlagenen Zeitung.
    »Es ist bereits 2 Uhr, John«, sagte die Mutter, die glaubte, daß er in seinen Gedanken versunken nicht auf die Zeit geachtet habe.
    »Ich weiß, Mutter«, antwortete John Workmann.
    »Willst du denn nicht zu Mister Bennett?«
    »Nein, die Sache ist erledigt für mich.«
    Ein eisiger Schreck durchzuckte die Mutter. Sie fürchtete, daß John Workmann irgendwelchen Ärger und Verdruß gehabt und sich die große Chance, wie sie es ansah, verscherzt habe.
    »Aber John«, begann sie in empfindlichem Ton, »was ist dir denn geschehen? Hast du dich mit dem Maschinenmeister überworfen oder sonst irgendwelchen Ärger gehabt.«
    »Nein, nein, Mutter, beruhige dich, ich habe mit niemandem von den Arbeitern Ärger gehabt, noch ist mir sonst irgendetwas zugestoßen.«
    »Aber warum willst du denn nicht hingehen, bedenke doch einmal, welche große Zukunft dir offensteht, wenn Mister Bennett dich jetzt, wo du so vieles verstehst, beschäftigt!«
    Da blickte John Workmann mit einem merkwürdig ernsten Gesicht, das so gar nicht zu seinen vierzehn Jahren paßte, seine Mutter an und es war ihr, als ob dort nicht ihr vierzehnjähriger Junge, sondern ein erfahrener erwachsener Mensch vor ihr säße.
    »Sieh mal, Mutter«, sagte John Workmann, »ich habe den Zweck erreicht, genau wie ich wollte. Um das zu werden, was ich vorhabe, war es nötig, daß ich den Riesenapparat, der in solcher Zeitung steckt, in allen seinen Teilen kenne. Das ist nun geschehen. Ich kenne den Betrieb der Druckmaschinen, weiß, wie die Setzmaschinen gehandhabt werden, kenne also ihre Vorzüge und Nachteile und habe gesehen, wie eine Maschine sparsam bedient werden kann und was sie leisten muß.
    Sieh mal, Mutter, das genügt! Ich könnte morgen nun an irgendeine dieser Maschinen als vollbezahlter Arbeiter treten und glaube, da ich überall an den Maschinen bereits praktisch gearbeitet habe, daß ich meinen Posten ganz gut ausfüllen würde. Aber –«
    John Workmann machte eine Pause, blickte wieder auf die verschlungenen Linien, die er auf dem Zeitungsrand gemalt hatte, nahm den Bleistift und zeichnete noch einige Linien mehr.
    Das war ein Zeichen der in ihm steckenden Nervosität. Stets, wenn er sich über irgendeine große Sache klarwerden wollte, malte er solche krausen Zeichen, die eigentlich ohne Sinn und Verstand waren.
    »Nun aber«, fragte seine Mutter, »könntest du nicht dem Himmel danken, daß du als so junger Mensch, du bist kaum vierzehn Jahre, soviel verstehst wie ein gelernter Arbeiter? Bedenk einmal, wenn dich Mister Bennett die Woche mit achtundzwanzig bis dreißig Dollar, wie sie die Arbeiter dort verdienen, anstellen würde!«
    »Sogar fünfunddreißig Dollar, Mutter. Ja, manche verdienen sogar durch Überstunden das Doppelte.«
    »Ja, aber Junge, weshalb greifst du denn nicht zu? Wir können ja in einigen Jahren, wenn du weiter so sparsam lebst wie jetzt, ein kleines Vermögen haben.«
    Da lachte der Junge bitter auf.
    »Das ist es ja eben, worüber ich mir klar geworden bin. Man soll mit dem Pfunde, das einem der liebe Gott gegeben, wuchern. Sieh mal, Mutter, wenn ich dort nun als Arbeiter eintrete, dann würde ich nur ein Viertel von dem, was ich

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