Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
verstehen gelernt habe, ausnutzen können. Was tue ich nun mit den anderen drei Vierteln?«
    »Das verstehe ich nicht«, entgegnete die Mutter. »Ich denke, jeder Mensch hat auf dem Platz, auf dem er arbeitet, seine ganze Kraft nötig, und nicht nur ein Viertel.«
    »Nein, Mutter, ich habe es draußen in der Welt anders gelernt. – Es gibt einen Unterschied, den der liebe Gott in den Menschen hineinlegt. Der eine besitzt Kraft, der andere Intelligenz. Die Menschen, die nur Körperkraft besitzen, vermögen auf dem Arbeitsplatz, auf dem sie stehen, einzutreten, und das genügt ihnen auch. Derjenige Mensch aber, der mit großer Intelligenz begabt ist, kann diese nur voll ausnützen, wenn seine Arbeit mit seiner Intelligenz im Einklang steht.
    Mir sagte man dort in der Druckerei und in den Maschinenräumen nach, daß ich in meinem Kopf eine ganze Portion solcher Intelligenz hätte. Und ich muß dir auch offen gestehen, Mutter, ich wüßte nicht, wo ich den Arbeitsplatz bei Mister Bennett fände, an dem ich meine Kräfte so ausnutzen könnte, daß ich mich zu meiner inneren Zufriedenheit voll betätigen könnte.«
    Mit großen Augen blickte seine Mutter auf ihn. Zum ersten Male sprach sie mit ihrem Sohn in solcher Art. Wie ein fremder Mensch erschien ihr plötzlich der Knabe. Zu antworten wußte sie nichts. Das, was John ihr sagte, war ihrem einfachen Denken zu hoch. Sie fühlte wohl die Wahrheit der Worte, aber sie vermochte den Sinn nicht zu erfassen. Beinahe ratlos blickte sie auf John Workmann, und als er jetzt wieder schwieg und weiter krause Zeichen auf das Papier malte, sagte sie endlich:
    »Ja, aber John, was soll denn nun werden? Du kannst doch nicht dein ganzes Leben hindurch Zeitungen verkaufen?«
    Da leuchteten plötzlich die Augen John Workmanns auf. »Warum nicht, Mutter!« und ein feines Lächeln umspielte seinen Mund.
    Die Frau schlug die Hände zusammen. »Aber John – solche Geschäfte machen doch nur Jungen!«
    »O nein, Mutter«, lachte John Workmann, »Mister Bennett tut das, was ich bis jetzt tat, auch. Er verkauft Zeitungen. Nur mit einem Unterschied, er verkauft seine eigenen Zeitungen. Und sieh mal, Mutter, nachdem ich gesehen habe, wie das gemacht wird, seine eigenen Zeitungen zu verkaufen, da habe ich mir nun in den Kopf gesetzt, dasselbe zu tun wie Mister Bennett und meine eigenen Zeitungen zu verkaufen.«
    »Was willst du?« rief die Mutter. »Du willst deine eigenen Zeitungen verkaufen? – John – John – ich fürchte, du wirst ein Phantast wie dein Vater.«
    »Ich hoffe nicht. Aber ich glaube«, und er sah seine Mutter schelmisch an, »ich habe von dir so viel praktisches Blut erhalten, daß sich die Phantasie, die ich besitze, sehr gut in praktische Bahnen lenken lassen wird. Du sagst ja selbst, daß ich nicht träume, wie es Vater getan hat, und nicht tagelang irgendwelcher Phantasie nachhänge, – sondern –« jetzt reckte John Workmann seine Gestalt – »ich arbeite praktisch und verdiene Geld.«
    »Das weiß ich, John, das weiß ich! Weshalb willst du denn aber nicht einige Zeit wie alle Arbeiter bei Mister Bennett Geld verdienen?«
    »Nein, Mutter, nein, ich habe noch viel zu lernen, und Mister Bennett könnte mir die Zeit und das, was ich an Verdienst versäume, nicht bezahlen. Sei nur ohne Sorge, Mutter, gegen Hunger werde ich dich durch meine Arbeit, solange ich lebe, stets schützen. Aber du darfst auch nicht mit mir zürnen, wenn ich das zu erreichen suche, wozu ich die Kraft in mir finde.«
    Er erhob sich und sah jetzt, daß seine Mutter mit tränenden Augen zu ihm blickte. All sein Ernst verschwand, er stürzte zu ihr hin, umarmte sie, küßte sie und rief:
    »Sieh mal, Mutti, du mußt deshalb nicht traurig sein. Ich will doch das Beste.«
    »Ich weiß, John, ich weiß und will ja auch ganz zufrieden sein mit dem, was du tust. Denn schlecht kann mein John niemals sein.«
    Während er noch seinen Arm um ihren Nacken schlang, klopfte es an die Tür, und da sie beide nicht darauf achteten, wurde die Tür geöffnet und Fred Barney, ein zehnjähriger Zeitungsjunge, trat in das Zimmer.
    »Hallo, Fred!« rief John erstaunt aus und ließ seine Mutter los. – »Was willst du bei mir?«
    Jetzt sah John, daß in den Augen von Fred Barney dicke Tränen standen.
    »Was ist, Fred?« rief John Workmann von neuem, »was ist dir geschehen? Warum weinst du?«
    »John«, erwiderte der Junge mit erstickter Stimme, »es ist etwas Schlimmes passiert. Ich weiß mir nicht zu helfen. Die

Weitere Kostenlose Bücher