John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
gestohlen.«
»Das wird der Dieb sein, und jetzt wollen wir nach Brooklyn fahren und sehen, ob wir ihn fangen können. Wir werden heute einmal keine Abendausgabe verkaufen. Roberts Rettung ist das Wichtigste.«
»Was willst du denn mit Bill Smith?« fragte Fred Barney.
»Das wirst du sehen, Fred. Die Hauptsache ist, daß wir ihn überhaupt finden! Hat er Eltern?«
»Ja! Sein Vater hat eine Branntweinschenke.«
Stundenlang suchten John Workmann und Fred in Brooklyn nach der Wohnung Bill Smiths, aber die Nachtzeit kam und sie hatten nichts erreicht. Weinend ging Fred Barney an der Seite John Workmanns gegen Mitternacht nach Hause. Auch John Workmann war ziemlich niedergeschlagen. Er vertröstete den Kleinen auf den anderen Tag.
»Morgen ist es zu spät!« heulte Fred Barney, »denn morgen wird mein Bruder vor den Richter geführt und erhält seine Strafe.«
In dieser Nacht konnte John Workmann kein Auge schließen. Er starrte in das Dunkel seines Zimmers und suchte nach einem Weg, der den nach seiner festen Überzeugung unschuldigen Robert Barney erretten mußte.
*
Am nächsten Morgen forderte John Workmann seine Kameraden auf, sich, bevor sie zur Schule gingen, noch einmal vor dem Zeitungspalast zu versammeln, er hätte ihnen eine wichtige Mitteilung zu machen.
Als nach zwei Stunden die Jungen wieder vollzählig vor dem Zeitungspalast standen, sagte John Workmann:
»Jungs, ihr wißt, daß Robert Barney gestern verhaftet worden ist. Haltet ihr ihn für schuldig?«
In den Augen der Knaben blitzte ehrlicher Zorn auf.
»Nein«, riefen sie, »Robert Barney ist ein ehrlicher Junge! Das können wir bezeugen.«
»Das kann ihm nichts nützen«, entgegnete John Workmann. »Aber vielleicht können wir ihm in anderer Weise behilflich sein. Kennt jemand von euch Bill Smith aus Brooklyn?«
»Ja! Wir«, riefen zwei. »Wir gehen mit ihm in dieselbe Schule. Er ist ein Halunke!«
»Das weiß ich!« sagte John Workmann. »Ich habe mich gestern bemüht, den Jungen aufzufinden, es ist mir aber nicht gelungen.«
»Ich sah ihn vor fünf Minuten den Broadway hinunterschlendern. Bei ihm waren noch mehrere fremde Jungen, Schuljungen«, rief einer der Knaben.
»Wo hast du ihn gesehen?« fragte John Workmann.
»An der 32. Straße. Dort treibt er sich immer herum.«
»Dann haben wir keine Zeit zu verlieren, Jungs! Es ist jetzt ½ 8 Uhr, und um 10 Uhr wird Robert Barney vor den Richter geführt, der darüber zu bestimmen hat, ob er schuldig ist oder nicht. Bis dahin müssen wir Bill Smith gefunden haben. Wir wollen jetzt versuchen, Bill Smith festzunehmen, da ich mit ihm ein ernstes Wörtchen zu reden habe. Damit er uns nicht entgehen kann, wollen wir uns in zwei Gruppen teilen, jede geht auf einer Seite des Bürgersteiges den Broadway bis zur 32. Straße hinunter. Wer ihn von uns trifft, hält ihn sofort fest.«
Alle erklärten sich mit dem Plan einverstanden. Und wie eine reguläre Streife schritten sie den Broadway hinab bis zur 32. Straße.
Sie brauchten nicht lange zu suchen. Vor einem Laden, in dem es Zigaretten und Süßigkeiten zu kaufen gab, stand Bill Smith mit vier Jungen und verteilte unter sie Zigaretten. John Workmann trat auf ihn zu, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte:
»Well, Bill Smith, es freut mich, dich zu sehen. Ich habe mit dir etwas zu besprechen.«
Bill Smith war ein kräftig entwickelter Kerl. Er war fast einen halben Kopf größer als John Workmann.
»Was bist du für ein Affe!« antwortete Bill Smith und schaute John Workmann verächtlich an.
»Darüber wollen wir uns woanders unterhalten«, sagte John Workmann ruhig.
In diesem Moment bemerkten Bill Smith und seine Kameraden die Zeitungsjungen.
»Was wollt ihr«, rief er, anscheinend die Gefahr witternd, und steckte zugleich seine rechte Hand in die Hosentasche.
Keiner der Jungen antwortete, alle warteten, was John Workmann sagen würde.
»Laß mich los«, schrie jetzt Bill Smith und stieß John Workmann zurück, »und ihr macht jetzt Platz oder es passiert etwas«, rief er den anderen drohend zu.
»Du bist ein nettes Früchtchen, aber du irrst dich«, sagte John Workmann, noch immer ruhig bleibend, »wenn du glaubst, daß wir hierhergekommen sind, um dir Platz zu machen. Wir haben die Absicht, dich und deine Kameraden mit uns zu nehmen. Wir haben eine Abrechnung mit dir bei der Polizei für Robert Barney!«
Das Gesicht Bill Smiths verfärbte sich, und John Workmann, der ihn scharf beobachtete, erkannte darin deutlich das
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