Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
Mittag, 1 Uhr, als sie auf den Sandbänken von Nantucket schwarze Punkte, die wie riesige Seevögel aussahen, mit dem bloßen Auge entdeckten. Durchs Fernglas sah man, daß diese Punkte das Wrack der »Republic«, bei der bereits von der Küste Rettungsboote und andere Schiffe zur Hilfeleistung lagen, waren. Bald hatten sie die »Republic«, die auf die Seite gekehrt, auf einer Sandbank lag, erreicht und sahen, daß sich die Matrosen bemühten, die Passagiergüter der »Republic« auf die zu Hilfe geeilten Frachtdampfer zu laden.
    Besonderes Interesse aber zollten sie dem tapferen Funker der »Republic«.
    Ihm war es zu verdanken, daß sofort nach dem Zusammenstoß die Küstenstation von Nantucket und die in der nächsten Nähe befindlichen Dampfer, wie die »Baltic«, den S.O.S.-Ruf erhielten.
    Er war einer der wenigen gewesen, die bei der eintretenden Panik nicht den Kopf verloren hatten, sondern pflichtgetreu seinen Posten ausfüllte. Er war bis zum letzten Augenblick an seinem Apparat geblieben, und erst als das Wasser ihn aus der Funkerbude verdrängte, flüchtete er. Mit ihm an Bord kehrte die »Owlet« nach New York zurück, wo das Schiff am nächsten Tage in den Hafen einlief.
    Die New Yorker standen in dichten Massen an der Battery, um die tapferen Journalisten und den Helden der »Republic« zu empfangen. Im Triumphzug wurden sie den Broadway hinauf zum Palast des Zeitungsriesen geführt. – Die Damen warfen ihnen Blumen zu, und besonders John Workmann, von dem bereits im Herald veröffentlicht war, daß er durch einen Sprung in den Ozean den Bericht Conollys aufgefischt hatte, erregte die allgemeine Aufmerksamkeit. Er war nächst dem Funker der »Republic« die am meisten bewunderte Persönlichkeit.
    Mister Bennett aber ließ ihm für seine Arbeit auf dem Journalistenschiff fünfzig Dollar anweisen, und diese fünfzig Dollar waren es, die in John Workmann den Entschluß zu einer großen Tat reifen ließen.

9. Kapitel
    »Weißt du, Mutter«, sagte John Workmann am nächsten Tag, »ich habe eine große Sache vor, bei der du mir helfen mußt. Ich glaube, sie wird mich in die Lage versetzen, dir für deine ganze Lebenszeit eine gute Unterkunft zu schaffen.«
    Seine Mutter, die ihm gegenüber am Abendbrottisch saß, legte erschrocken ihr Messer auf den Teller. Sie kannte ihren John, und so hörte sie aus seinen Worten mehr heraus, als sie anscheinend besagten.
    »Was willst du?« fragte sie in langsamem Tone. »Du willst mir für Lebenszeit ein Unterkommen schaffen? Das klingt ja gerade, als ob du dich von mir trennen willst!«
    John Workmann vermochte nicht gleich zu antworten. Er wußte, daß er seiner Mutter einen großen Schmerz bereitete, wenn er ihr das sagte, was er vorhatte. Trotzdem war es nicht seine Art, auf Umwegen vorwärts zu gehen, und nachdem er einige Male tief Atem geschöpft, blickte er ihr fest in die Augen, ergriff ihre auf dem Tische liegende Hand, streichelte sie und sagte:
    »Sieh mal, Mutter, du siehst wohl zu schwarz.«
    »Nein, nein«, antwortete sie. »Das, was du jetzt sagst, hat dein Vater auch immer gesagt. Und ich sah niemals zu schwarz, sondern leider stets zu rosig.«
    »Wirklich«, versuchte John Workmann sie zu beruhigen, »du mußt nichts Böses von mir denken. Sieh mal, Mutter, du weißt, daß ich seit Vaters Tode nur immer darüber nachsinne, wie ich für dich Geld verdienen kann. Und ich danke dem lieben Gott, daß er es mir ermöglicht, für dich zu verdienen. Ich bin nun in den Jahren und werde von vielen Menschen schon mit ›Sir‹ angeredet. Ich kann doch nicht immer auf dem Broadway stehen und Zeitungen verkaufen.«
    »Du hast ganz recht, John, aber soviel ich verstehe, hast du gar nicht nötig, weiter Zeitungen zu verkaufen. Du kannst doch, falls du Mister Bennett nur ein einziges Wort sagst, sofort gegen guten Wochenlohn bei ihm im Betriebe als Arbeiter eingestellt werden. Tausende schätzten sich glücklich, wenn sie solche Stellung erhielten bei Mister Bennett!«
    Ein ernster und herber Ausdruck legte sich um John Workmanns Lippen, als er antwortete:
    »Verzeih mir, Mutter, aber was du da sagst, klingt für Tausende von Menschen verständlich, aber nicht für mich. Sieh mal, ich könnte ja morgen eine Stellung mit zwanzig Dollar oder mehr bei Mister Bennett antreten, aber dann wäre ich, soviel ich schon vom Leben gesehen habe, ein für allemal fertig. Ich würde tagtäglich von morgens bis abends meine sich stets wiederholende Arbeit vollenden und, glaube

Weitere Kostenlose Bücher