John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
Wenige machen ein Viel. – Und so wollen wir handeln. Wir alle zusammen können das leisten, was der einzelne nicht kann. Ich glaube, daß euch das klar ist. – Die Miete für dieses Haus beträgt im Monat 35 Dollar, dazu kommen 10 Dollar für Abzahlung der Betten, die bereits hier stehen, das sind 45 Dollar. Und Licht und Feuerung will ich gleichfalls auf 10 Dollar schätzen, so macht das 55 Dollar. Wir sind im ganzen 40 bis 50 Broadwayjungen bei Mister Bennett. Ich mache euch folgenden Vorschlag: Wenn jeder von uns pro Tag 5 Cent an die Klubkasse zahlt, macht das pro Tag von uns 40 Jungen 2 Dollar. Das sind im Monat 60 Dollar. 5 Cent kann aber jeder unter uns entbehren. Wer die 5 Cent zahlt, gilt als Mitglied unseres Klubs. Er darf sich dafür in unserem Klublokal aufhalten, kann des Abends hier Bücher lesen oder Gesellschaftsspiele mit anderen spielen. Jedes Mitglied kann in unserem Klub ein Nachtlager für 5 Cent erhalten. Auch Tee und Abendbrot kann er für 5 Cent bekommen.
Ich weiß, daß der Platz im Anfang nicht für alle ausreichen wird, aber ich denke, es ist immer noch besser, mit einem Kameraden zusammen in einem warmen Zimmer, in einem sauberen Bett zu schlafen, als draußen in dem kalten Park oder irgendwo in einem schmutzigen Winkel. Diese 5 Cent für ein Klublokal sind gut angelegtes Geld. Denn ihr könnt, falls ihr auf der Straße leben müßt, euch schwere Krankheiten zuziehen. Ich erinnere nur an das Schicksal des kleinen Charly Beckers. Ich glaube sicher, er würde heute noch leben, wenn er nicht in so entsetzlichem Elend hätte wohnen müssen. Den Überschuß, den wir in der Kasse haben, werden wir für neue Betten, Wäsche, Mobiliar und andere praktische Dinge verwenden. Auch Bücher und Spiele wollen wir anschaffen.
Jungs, ihr habt bei Charly Beckers und, als meine Kameraden und ich durch die Kugeln Bill Smiths verwundet waren, bewiesen, daß ihr kameradschaftlich zueinander steht. Jetzt könnt ihr euch ein Heim schaffen, für das ich euch den Grund gelegt habe.« –
John Workmann hatte seine Rede beendigt und die Jungen saßen mehrere Sekunden schweigend vor Erstaunen da. Dann aber brach ein grenzenloser Jubel aus. Sie stürzten auf John Workmann zu, drückten ihm die Hände, schrien laut durcheinander und klopften ihm vor Freude so fest auf die Schultern, daß er fast in die Knie ging.
Als endlich wieder Ruhe eingetreten war, schlug John Workmann die erste Sammlung vor. Und keiner der Jungen blieb zurück. Jeder zog sofort aus seiner Hosentasche die für den ersten Monat nötigen Dollars und legte sie auf den Tisch. Da war keiner, der sich ausschloß. Ja, einige von ihnen waren so begeistert von der Idee, daß sie sofort zur Anzahlung fehlender Sachen, wie Gardinen, Bilder und dergleichen, 2 oder 3 Dollar übergaben.
Dann wurde gezählt, wer von ihnen keine feste Wohnung besaß. Es waren 18 Jungen, die eltern- und obdachlos waren. Je zweien wurden die Betten zugeteilt, und Stolz blitzte aus den Augen der Kleinen, als seien sie bereits im Besitz der von ihnen allen erhofften zukünftigen Millionen.
Dann reichte Mutter Workmann den in der Küche fertiggestellten Tee nebst Brot und Butter, und keinem Fürsten hätte es besser geschmeckt als den Jungen. –
Doch nun kam für John Workmann etwas Wichtiges. In erwartungsvoller Stille begann er:
»Jungs, ich weiß nicht, wer von euch noch eine Mutter besitzt. Und wer sie besitzt, der liebt sie auch von ganzem Herzen.
Nun habe ich eine Bitte an euch. – Hier in unser Klubhaus gehört eine Frau, die uns das Heim in Ordnung hält und die Küche besorgt. Dazu haben wir keine Zeit. Wir wollen Geld verdienen. Nicht wahr?«
»Klar, John«, scholl es zurück – »recht viel.«
»Seht mal, deshalb bitte ich euch, daß wir meiner Mutter in unserem Klubhaus freie Wohnung, Essen, Heizung und ein gewisses Entgelt geben, wofür sie das Haus in Ordnung hält, das Essen kocht und überhaupt für uns sorgt. Seid ihr damit einverstanden?«
Wie ein Mann sprangen die Jungen von ihren Stühlen und stimmten John Workmann zu. –
»Ich danke euch«, sagte John Workmann. »Ihr habt mir damit eine große Sorge abgenommen, da ich für meine Mutter einzustehen habe. – Und nun wollen wir zur Unterstützung meiner Mutter einen Klubpräsidenten und zwei Jungen zur Aufsicht wählen, die mit meiner Mutter alle Ausgaben und Einnahmen ordnen.«
Fast einstimmig fiel die Wahl der Jungen auf John Workmann als den ersten Präsidenten ihres Klubs. Dann wurden Robert
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