John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
Barney und Harry Konison zu Kassenverwaltern erwählt. Hierauf begann John Workmann mit allen die Hausordnung aufzustellen, ähnlich, wie sie in den Arbeitsräumen des Zeitungsriesen war.
Die lautete folgendermaßen:
1. Jede laute Unterhaltung, Singen und Pfeifen ist nach 22 Uhr zu unterlassen. Zuwiderhandlungen werden mit einer Geldstrafe von 10 Cent belegt. Im Wiederholungsfalle wird der Betreffende aus dem Klub ausgeschlossen.
2. Rauchen ist nur in dem für diesen Zweck bestimmten Zimmer gestattet. Kranken und schwächlichen Jungen hat es der Hauswart zu verbieten.
3. Jeder Junge hat nach Anordnung des Hauswarts allmorgendlich bei der Reinigung der Schlafräume, des Versammlungsraumes und der Küche zu helfen.
4. Frühstück wird nur an sauber gewaschene und gekämmte Jungen verabreicht.
5. Wer ein Nachtquartier haben will, hat vorher 5 Cent an den Hauswart zu zahlen.
6. Punkt 22 Uhr wird das Licht in sämtlichen Räumen gelöscht.
7. Nichtmitglieder des Klubs, Jungen aus anderen Bezirken, können durch Zahlung von 10 Cent ein Nachtlager, soweit es vorhanden ist, erhalten.
8. Den Anordnungen des Hauswarts und der Hausmutter ist unbedingt Folge zu leisten. Flegelhaftes Benehmen, unsauberes und schmutziges Aussehen schließt von der Mitgliedschaft aus.
Damit gingen sie zu dem geschäftlichen Teil über und beschlossen folgendes:
Der Betrag von 2 Dollar ist monatlich von jedem Klubmitglied so lange zu zahlen, bis die Abzahlungskosten getilgt sind. Der weitere spätere Mitgliedsbeitrag richtet sich nach den Ausgaben.
Ein etwaiger Überschuß soll auf ein Bankkonto eingezahlt werden und hiervon Kranken oder sonstwie unterstützungsbedürftigen Kameraden nach allgemeiner Abstimmung ein Darlehen gewährt werden.
Die Kassenführer haben jedem Klubmitglied auf Verlangen die Einsicht in die Rechnungsbücher zu gestatten. Nachdem sie jetzt mit den verwaltungstechnischen Fragen ihres Klubs fertig waren, unterhielten sie sich noch eine halbe Stunde und dann sagte John Workmann zum ersten Male als Präsident des Klubs:
»Jungs, es ist in 15 Minuten 22 Uhr! Geht jetzt in eure Schlafräume und zieht euch aus.
Die Stiefel werden in die Küche gestellt, und morgen früh, um 5 Uhr, wenn alle aufstehen müssen, werden Henry Rocks, Richard Abel und Charley Brand die Stiefel bürsten und die Wohnung ausfegen.
Sein Bett hat jeder selbst in Ordnung zu bringen, dann sich zu waschen und ordentlich anzuziehen. Um 6 Uhr gibt es Frühstück.
Nun bitte ich die Kameraden, die hier nicht schlafen, nach Hause zu gehen. Wer arbeitet, muß sich durch Schlaf dafür stärken.«
Aber damit drang er heute nicht durch. Alle wollten sehen, wie ihre Kameraden sich zum erstenmal in die Klubbetten legten. Sie standen mit strahlenden Augen in den Schlafzimmern und sahen zu, wie unter fröhlichem Necken die ersten Klubmitglieder die neuen Klubbetten einweihten. – Mit Wohlbehagen dehnten und reckten sich die kleinen Straßenzigeuner in den weichen, sauberen Betten.
»Hallo, Al«, rief John Workmann einem kleinen, braunhäutigen Italiener zu, »es liegt sich hier besser, als auf einer Parkbank mit Zeitungen zugedeckt.«
Mit glücklichem Lächeln nickte der Kleine und flüsterte, vor Müdigkeit halb schlafend: »Grazie, grazie, signor.«
»Mensch«, rief einer, »besser schlafen die Millionäre auch nicht.«
»Es ist, als ob Weihnachten wäre«, sagte ein anderer, und damit hatte er ihre Stimmung getroffen. Es war wirklich so, als sei Weihnachten. Nur daß der alte weißbärtige Weihnachtsmann die Gestalt John Workmanns angenommen hatte.
Glücklich stand er vor den Betten und schaute auf die müden Schläfer. Dann verließ er ganz leise als letzter die Schlafräume, löschte das Licht und ging auch zur Ruhe.
11. Kapitel
»Guten Morgen, Mister Berns«, sagte John Workmann am nächsten Tage zu dem Redakteur, als er in dessen Büro trat.
Freundlich begrüßte ihn Mister Berns und bot ihm einen Stuhl an.
»Ich bringe Ihnen einen guten Artikel, Mister Berns, und wollte Sie bitten, einige Fotografien dazu machen zu lassen.
Ich möchte nämlich, daß es ein recht langer Artikel wird, da ich das Geld für meinen Klub brauche.«
Mister Berns lächelte:
»Für deinen Klub? Bist du zur Börse oder zum Theater gegangen?«
»Beides nicht, Mister Berns, aber ich bin der Präsident des Klubs der New-Yorker Zeitungsjungen.«
»Alle Wetter – das ist ja großartig. – Seit wann habt ihr denn den Klub – ich hörte noch nichts von
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