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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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gepökelte und gut gekochte Rindfleisch auf automatischen Waagen portionsweise abgewogen und durch Füllmaschinen in Blechbüchsen gepreßt wurde. Er sah schließlich unendliche Mengen noch unzerteilter Tierkörper in die Gefrierräume abziehen. Er sah viel Blut und genau organisierte, eingeteilte Arbeit. Er kam schließlich in die letzten Abteilungen, in denen die ganz unbrauchbaren Bestandteile der Tiere zu Leim und zu technischen Fetten verarbeitet wurden, und er entfloh schaudernd vor der Unmasse von Gestank und Schmutz, die ihm hier entgegenschlug. Als der vierzehnte Tag nach seiner Unterredung mit Mr. Armour herankam, hatte John Workmann die Werke in ihren sämtlichen Teilen besucht. Er kannte jeden Saal und jede Maschine. Er wußte in dem ganzen Betriebe so genau Bescheid, wie sonst wohl nur wenige Direktoren der obersten Leitung. Und nun beschloß er, sein Bündel zu schnüren und weiterzuwandern.

20. Kapitel
    An einem heruntergelassenen Abteilfenster des in New York einfahrenden Zuges stand John Workmann und blickte auf die Häusermassen, die Plätze und Straßen der Stadt.
    Da kam er nun zurück nach New York – nach seiner Heimat, die er vor einem guten Jahr mit so kühnen Hoffnungen verlassen – hinaus nach dem Westen wandernd, erwartend, daß ihm dort der Reichtum wie auf einer gutgefüllten Schüssel gereicht würde.
    Er hatte in der Fremde eingesehen, daß das nur Phantasiegebilde, die unklaren Gedanken eines Knaben seien. Unwillkürlich mußte er an eine kleine Geschichte denken, die er vor einiger Zeit gelesen hatte.
    Da waren zwei Einwanderer soeben in New York vom Schiff gekommen und gingen die Hauptstraße der Riesenstadt, den Broadway, hinauf. Beides einfache Arbeiter, die ihre alte Heimat verlassen hatten, um hier in Amerika, dem sagenumwobenen Lande des Goldes, Reichtümer zu finden. Der eine der beiden sieht plötzlich vor seinen Füßen einen Diamanten aufblitzen, der von irgend jemand verloren worden war. Mit freudigem Ausruf will er sich bücken, um den kostbaren Stein aufzunehmen, da hält ihn sein Genosse zurück und sagt:
    »Mach doch nicht solchen Unsinn, Claas. Warum willst du dich nach dem Stein bücken. Ein paar Meilen weiter ins Land hinein liegen die Goldblöcke auf der Straße und du kannst damit Wagen volladen.«
    Und er ließ den Diamanten liegen, wanderte dem Trugbild der auf der Straße liegenden Goldblöcke nach und war sicher irgendwo im fernen Westen in einem Elendsviertel mit seinem Goldtraum begraben worden.
    An diese Geschichte dachte John Workmann. War er nicht auch so ein unsinniger Phantast? – War nicht auch ihm ein Diamant in der Stadt geboten worden? Arbeit und Existenz, Brot und Fortkommen? Und er hatte es verächtlich behandelt, hatte es nicht wert gehalten und war fortgewandert.
    Aber dann überdachte er all die Erfahrungen und Eindrücke des verflossenen Jahres, und der eben erst Sechzehnjährige spürte es deutlich, daß er sein letztes Jahr doch nicht verloren habe, ja, daß er es um keinen Preis in seinem Leben missen möge. Er war in diesem Jahre um vieles männlicher und reifer geworden. Nur nebensächlich schien es ihm, daß auch der Ertrag seiner Arbeit in diesem Jahr ein guter gewesen war. Wohl erfüllte ihn der Umstand, daß er mit mehr als dreitausend Dollar in der Tasche zurückkehrte, mit einer stillen Befriedigung. Aber wichtiger erschien ihm doch, was er in diesem Jahre gelernt hatte. Wenn ihn heute jemand fragte, was er könne, so brauchte er nicht mehr schweigend zu erröten. Sicher und selbstbewußt konnte er heute zur Anwort geben: Jede Maschine kann ich bedienen.
    Nun fuhr der Zug in die Zentralstation ein. – Überall wurden die Reisenden von Erwartenden freudig begrüßt, und vielleicht war John Workmann der einzige, der, ohne freundschaftliche oder liebe Augen zu sehen, allein durch die Menschenmenge ging, sein kleines Gepäck selbst in der Hand tragend.
    Als einige Zeitungsjungen, unter denen er Mitglieder des von ihm gegründeten Klubs der Zeitungsjungen erblickte, mit ihrem gewohnten gellenden Ruf mit den neuesten Zeitungen auf ihn losstürzten, wich er ihnen scheu aus, um nicht von ihnen erkannt zu werden.
    Langsam ging er mit etwas müden Schritten, infolge der langen Eisenbahnfahrt, die Fifth Avenue hinunter, um zum Gebäude des »New York Herald« zu gelangen. Es war vier Uhr nachmittags. Ein wunderschöner Spätsommertag, welchen die Reichen der Stadt dazu benutzen, um mit ihren prächtigen Wagen, Autos und zu Pferde den

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