John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
muß Ihr erster Artikel auf der Straße sein.«
Ohne ein Wort der Erwiderung abzuwarten, war Mr. Bennett in sein Zimmer zurückgegangen.
Das Telefon arbeitete… die Befehle des Zeitungsriesen gingen an alle Stellen des großen Betriebes, und fünf Minuten später saß John Workmann im Zimmer von Mr. Berns und schrieb Bogen um Bogen. Jeder Bogen wanderte sofort in die Hände von Mr. Berns, wurde zerschnitten, auf große weiße Blätter geklebt und an den Schnittstellen durch riesige Überschriften, die head lights der amerikanischen Zeitungen unterbrochen. Und jeden so bearbeiteten Bogen brachte die Rohrpost mit Pfeilgeschwindigkeit in die Setzerei.
Zwei Stunden waren über dieser Tätigkeit verflossen. Dann verließ John Workmann den Palast des Zeitungsriesen und trat wieder auf die schon im Dämmerlicht liegende Straße. Heftiger denn je tobte hier der Lärm der Zeitungsjungen. Gellend schrien sie die Überschriften in das Publikum, die Mr. Berns vor einer knappen halben Stunde geschrieben hatte.
»Authentische Informationen über die Betriebe von Armour and Company.«
»Unser Spezialberichterstatter John Workmann.«
»Unerkannt im Betriebe von Armour and Company.«
»Seine Erfahrungen in der Packerei.«
»Dreißig Schweine in der Minute.«
»Tausend Rinder am Tag.«
John Workmann schritt weiter. Er achtete gar nicht darauf, daß er unwillkürlich mitten auf den Haufen der wartenden Zeitungsjungen vor dem Gebäude des »New York Herald« zuging.
Und plötzlich – ein Jubelschrei! – »John Workmann! John Workmann!« – und dann verstärkt von Dutzenden von frischen Kehlen. – Wie eine Horde Wilder umzingelten und umsprangen sie John Workmann, streckten ihm Dutzende von Händen entgegen, umschlossen ihn wie mit einem festen Keil, und wohin er auch bückte, sah er freudige und lachende Gesichter.
Die Zeitungsjungen hatten ihren jungen Präsidenten wieder. Keiner von all den Jungen achtete jetzt noch darauf, daß neue Ausgaben zum Vertrieb fertig waren – was galt ihnen heute der Zeitungsverkauf. Wie im Triumph führten sie John Workmann den Broadway hinab, immer mehr Jungen schlossen sich ihnen an, immer wieder jubelten sie: »John Workmann!« und führten ihn mit diesen Jubelrufen die Straßen hinab zum Klub der Zeitungsjungen.
Einige von ihnen waren vorausgeeilt wie flinke Wiesel, schneller, als die elektrischen Bahnen fuhren, und hatten die Kunde zur Mutter John Workmanns gebracht. Alles stand noch festlich vom Sonntag hergerichtet da. Im ganzen Hause wehte feiner Kuchenduft und es war, als ob es auf Weihnachten ginge.
Dann führten die Jungen John Workmann zur Tür des Hauses hinein. Die Treppe herab kam seine Mutter mit ausgebreiteten Armen, Henry Colbert führte sie, da sie vor Freude zitterte.
Dann aber stürzte John Workmann mit dem lauten Ausruf: »Liebe Mutter!« ihr entgegen, umarmte sie lange, während alle Jungen in Schweigen umherstanden.
In dem großen Versammlungsraum des Klubs hatten sie sich an den weißgedeckten Tischen niedergelassen. Bier wurde gereicht, und John Workmann mußte den Ehrensitz an der Tafel einnehmen. Dann hob Henry Colbert, der jetzige Präsident des Klubs, zur Begrüßung das Glas und sagte:
»Die Zeitungsjungen New Yorks grüßen den ehemaligen Zeitungsjungen John Workmann, den heutigen jungen Zeitungs-General. Three cheers for General Workmann!«
Die Hochs, in welche die Jungen ausbrachen, machten die Fensterscheiben klirren, und manch einer von ihnen trank heute in seiner Freude so viel, daß er mit schwerem Kopf zu Bett ging.
Und endlich, spät abends erst, als sich der Jubel der Jungen gelegt, vermochte John Workmann zu seiner Mutter zu gehen und dort mit ihr die Freude des Wiedersehens zu feiern.
»Wie groß du geworden bist«, sagte die Mutter und streichelte immer wieder seinen Arm und sein Haar. »Wie ein Mann sprichst du schon und dein Gesicht ist ernster geworden.«
»Seit wann bist du in New York, John«, fragte die Mutter, und John Workmann wußte gar nicht so schnell auf alle die Fragen die Antwort zu geben. Endlich wurde es ihm doch zuviel.
Glücklich auflachend setzte er sich an den festlich gedeckten Tisch und sagte:
»Ich sehe, du hast da den famosen Napfkuchen, den es sonst immer nur zu Weihnachten gab. Tu mir den Gefallen und frag mich nicht mehr soviel, sondern schneid mir ein ordentliches Stück davon ab.«
21. Kapitel
Die Veröffentlichungen John Workmanns im »Herald« erregten Aufsehen. Da schilderte jemand den Riesenbetrieb
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