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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Zentralpark aufzusuchen und dort den Nachmittagsbummel mitzumachen.
    Mit brennenden Augen sah John Workmann auf die reichen Leute, die anscheinend nur dem Genüsse lebten und keine andere Sorge kannten als die, mit vielem Vergnügen ihre Zeit auszufüllen.
    Besonders die Frauen, die nachlässig in die seidenen Kissen der Wagen zurückgelehnt dasaßen, überboten sich gegenseitig mit ihren prächtigen Kleidern und ihrem Schmuck, und elegante Männer saßen an ihren Seiten oder ritten zu Pferde neben den Wagen.
    Die Millionen, die ihre Väter in dem reichen Lande schaffen konnten, gaben ihnen das Recht, sich die oberen Vierhundert zu nennen und sorglos in den Tag hinein zu leben, aber nur dem äußeren Anschein nach. In Wirklichkeit arbeiteten die meisten Männer hart und energisch, um die Vermögen ihrer Väter zu erhalten und um den Luxus, den sie für sich und ihre Frauen aufwandten, bestreiten zu können.
    Das hatte sich John Workmann, wenn er seine Zeitungen im Zentralpark um die nachmittäglichen Stunden verkaufte, auch erträumt. In solchen Wagen wollte er auch spazierenfahren oder auf einem solch prächtigen Pferde reiten. Dann wünschte er sich ein ebenso prächtiges Haus, wie sie zu Dutzenden zur Seite der Fifth Avenue am Zentralpark standen.
    Die gellenden Rufe der Zeitungsjungen riefen John Workmann aus seinen Träumen in die Wirklichkeit zurück.
    »The swamp of Chikago!«
    »Die Mißstände in der Packerei von Armour and Company!«
    »Ungeheuerliche Schmutzereien bei der Fleischfabrikation!«
    »Neueste Enthüllungen über die Volksvergifter in Chikago!« so gellte es ihm von allen Seiten in die Ohren, und neugierig kaufte er sich eine Zeitung.
    John Workmann überflog die Zeitung und die Röte der Entrüstung stieg ihm in die Wangen. Gewiß hatte er erkannt, daß in dem großen Betriebe von Armour and Company manches nicht so war, wie es sein sollte. Aber das hier war maßlos übertrieben. Er sprang auf den nächsten Straßenbahnwagen und fuhr, wie er da war, sein Reisebündel immer noch in der Hand, zum Gebäude des »New York Herald«. Wenige Minuten später stand er im Zimmer des Sekretärs George B. Taylor, der ihn erst nach genauerem Hinsehen wiedererkannte.
    »Hallo, Mr. Workmann, groß und stark und braun geworden. Ich hörte, Sie seien im Westen.«
    »Ich komme eben daher. Direkt vom Zentraldepot. Ich muß Mr. Bennett unbedingt sprechen.«
    Der Sekretär zuckte zusammen. »Mr. Bennett… ich will es versuchen… vielleicht ist er zu sprechen.«
    »Er muß zu sprechen sein. Nach dem, was eben in seiner Zeitung steht, muß er für mich zu sprechen sein. Das ist seine Pflicht.«
    Geräuschlos hatte sich während dieser letzten Worte die Tür zum Nebenraum geöffnet. Von John Workmann und dem Sekretär ungesehen, stand Mr. Bennett auf der Schwelle und betrachtete ruhig und forschend die erregten Züge John Workmanns.
    »Was steht in meiner Zeitung und warum ist es meine Pflicht, Sie zu empfangen?«
    John Workmann drehte sich und stand dem Gewaltigen Angesicht zu Angesicht gegenüber. Einen Moment schlug ihm das Herz bis in den Hals hinauf. Dann faßte er sich und sagte mit fester Stimme:
    »Mister Bennett, ich komme direkt aus den Betrieben von Armour and Company. Ich habe diese Betriebe ebenso sorgfältig studiert wie Ihren Zeitungsbetrieb. Hier finde ich diese Anschuldigungen…« Er wies auf die vor ihm liegende Nummer des Herald.
    »… Nach Ehre und Gewissen behaupte ich, diese Angriffe und Anschuldigungen sind zum größten Teil Lügen.« Mr. Bennett überlegte einen kurzen Moment.
    »Sie behaupten, Sie hätten den Betrieb wie meinen studiert. Wie ist das möglich gewesen?«
    John Workmann zog seine Papiere heraus und überreichte Mr. Bennett die Karte, die der alte Armour ihm gegeben hatte.
    »Sir, der Text dieser Karte wurde von Mr. Armour nach dieser Vorlage geschrieben.«
    Er legte die Karte, die ihm einst Mr. Bennett selbst vor drei Jahren ausgefüllt hatte, daneben. Der Zeitungsriese nahm die beiden Blätter und verglich die Texte Wort für Wort. Dann ging ein kurzes Lächeln über seine ehernen Züge.
    »All right, Mr. Workmann. Ich sehe, Sie haben Ihre Zeit nicht verloren. Soviel ich weiß, sind Sie mit unserem Redakteur, Mr. Berns, befreundet… Gehen Sie sofort an die Arbeit und legen Sie Ihre Erfahrungen schriftlich nieder. Mr. Berns soll Ihnen behilflich sein, soll ihren Arbeiten die richtige Fassung geben und die nötigen head lights aufsetzen. Fangen Sie sofort an. In einer Stunde

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