JoJo Und Ich

stimmte sich mit Yoga, Delfinbeobachtung und fernöstlicher Philosophie auf seine extremen Tauchgänge ein, um die physischen Grenzen dessen zu sprengen, was andere bereits erreicht hatten. Diese Methoden wollte ich auch gern lernen. In seinem Buch Homo Delphinus – The Dolphin within Man schreibt Mayol, der Mensch könne vielleicht zu seinem Ursprung im Wasser zurückfinden, wenn er nur die in der Tiefe seiner Psyche schlummernden geistig-spirituellen Kräfte und physiologischen Möglichkeiten wecken würde.
    Es war Mayols Traum, zusammen mit einem wilden Delfin auf seine Rekordtiefe zu tauchen und das Ganze auf Film zu bannen. Da JoJo und ich auch schon beträchtliche Tiefen erreicht hatten, setzte mich das Ministerium als Berater ein. Ich sollte nicht nur für die Sicherheit des Delfins sorgen, sondern darüber hinaus auch das Filmteam und Mayol selbst bei den Dreharbeiten über JoJos Verhalten und sein Temperament aufklären.
    Ich hätte mich ewig mit Mayol über JoJo und unsere unglaublichen Abenteuer unterhalten können. Hier bot sich mir die einmalige Chance, von einem Mann zu lernen, der das Meer wirklich liebte und beherrschte. Als er mir seine Techniken des Freitauchens erklärte, war ich ganz Ohr. Wie konnte er durch Meditation so viel C O 2 aus seinem Blutstrom lösen und dann langsam die Lunge mit Luft füllen? Waren da physikalische Gegebenheiten im Spiel, etwa die starke Kompression der Lunge in der Tiefe? Oder auch der Umstand, dass die Herzfrequenz in größerer Tiefe natürlicherweise abnimmt?
    Eines Tages, dachte ich, würde ich diese Techniken nutzen können, um mir mit JoJo an meiner Seite ganz neue Dimensionen zu erschließen.
    Bevor wir zur Abbruchkante des Inselsockels hinausfuhren, um alles für die Aufnahme von Mayols Tauchgängen zu instal lieren, mussten wir erst einmal herausfinden, ob JoJo überhaupt Lust auf eine solche Exkursion hatte. Er stellte sich an unserem üblichen Treffpunkt ein, und ich rief ihn zum Boot. Ich sprang nur für ein paar Minuten zu ihm ins Wasser und kletterte dann wieder an Bord, da es für JoJo ja nichts Ungewöhnliches war, zum gemeinsamen Schwimmen und Spielen auch einem Boot zu folgen.
    Zum Drehort waren es zwar ein paar Stunden, aber ich wusste ja, dass JoJo durchaus in der Lage war, von Providenciales nach Pine Cay zu schwimmen, ob nun allein oder in Begleitung eines Bootes. Solange er nicht müde wurde, konnte er einem Boot sogar bis nach North Caicos folgen. Ich habe einmal festgestellt, dass JoJo unermüdlich mithalten kann, solange er mindestens einmal alle vierzig Sekunden zum Atmen auftaucht. Wurden die Intervalle länger, musste er schließlich zurückfallen und sich ausruhen. So war es also wichtig, uns vor längeren Fahrten erst einmal zu vergewissern, dass er sich wohl fühlte. An diesem Tag aber sah alles gut aus.
    Als wir das fußballfeldgroße Tauchgebiet vor Pine Cay erreichten, wurde das Boot so festgemacht, dass das Heck über die Abbruchkante des Inselsockels hinausragte. Hier im ruhigen, azurblauen und kristallklaren Wasser waren die Bedingungen für das Tieftauchen ideal. Da JoJo und ich schon über viel Taucherfahrung verfügten, musste er jetzt nur noch mit der Filmausrüstung und mit Mayol vertraut gemacht werden. Danach würden sie hoffentlich gemeinsam die Tiefe erkunden können.
    Die Tauchausrüstung bestand aus einem Kabel, auf dem ein Schlitten lief, der den Taucher in die blaue Tiefe tragen würde. Unten am Kabel, irgendwo tief im Unsichtbaren, hingen schwere Gewichte, die es straff hielten. Als die Kameraleute so weit waren, folgte JoJo mir das Stahlseil hinunter und Mayol gleich hinterdrein. Für ihn ging hier ein Traum in Erfüllung: mit einem Delfin zusammen in die Tiefe vorzudringen.
    Die Filmleute hatten natürlich nur ihr Vorhaben im Sinn und verstanden nicht gleich, dass man erst einmal eine starke Verbindung zu JoJo aufbauen muss. Für den Regisseur und sein Team war es nicht immer leicht einzusehen, dass JoJo einfach spielt, wenn ihm danach zumute ist, ob die Kamera läuft oder nicht. Im Umgang mit Delfinen ist Geduld oberstes Gebot.
    Wir konnten JoJo schließlich für das Unternehmen begeistern, und dann folgte er Mayol willig in die Tiefe. Die Filmaufnahmen liefen an, mussten aber immer wieder abgebrochen werden, wenn JoJo das Interesse verlor. Sein Spieltrieb gehörte zu den vielen Dingen, mit denen sich die Filmleute erst anfreunden mussten. Ich beachtete ihr Stöhnen gar nicht, sondern nahm JoJo einfach ein