JoJo Und Ich
das an ein Bullauge erinnerte. JoJo fand das Frontglas dieses Objektivs überaus faszinierend und bewunderte sich bei jeder Gelegenheit darin, sehr zum Vergnügen des Kameramanns und der übrigen Crewmitglieder, die JoJos ulkiges Gehabe immer wieder köstlich fanden.
Unsere Sequenz im Film lieferte ein lebensechtes und intimes Porträt meiner Beziehung zu diesem wilden Delfin. Als Kontrast wurde ein Boot gezeigt, das mit rasender Geschwindigkeit an uns vorbeijagte. Schließlich dokumentiert der Film auch all die Narben, die JoJo von seinen vielen Verletzungen durch Bootsschrauben geblieben waren.
Meiner Meinung nach ist Regisseur Greg MacGillivray mit dem Abschnitt über JoJo die schönste und bewegendste Sequenz des ganzen Films gelungen, jedenfalls sprach sie das mitfühlende Interesse der Zuschauer sehr direkt an. Immer wieder bekam ich zu hören, wie viel Sympathie für JoJo dieser Ausschnitt geweckt hatte. Die Menschen bekamen wirklich ein Gespür dafür, welche Gefahr der Bootsverkehr für ein vertrauensvolles Tier wie JoJo darstellte.
Der Film offenbarte so viel von JoJos Wesen, und jeder, der das vor dem Hintergrund einer Politik sah, die dem Delfin einen sicheren Lebensraum verweigern wollte, fühlte sich veranlasst, etwas zu unternehmen. Eines Tages rief mich der Chefredakteur der Sendung World News Tonight an.
Mit klarer Nachrichtensprecherstimme sagte er: »Wir bekommen aufgrund des Delfin-Films so viele Anfragen, dass ich beschlossen habe, eine Folge meiner Sonderserie ›Lives of the 21st Century‹ mit Dean und JoJo zu bestreiten.«
Ich war begeistert. Endlich wurde die Welt auf JoJos Lage aufmerksam. Und sehr spannend fand ich es dann, zum Sendetermin den Hörer abzunehmen und zu sagen: »Hallo, Peter Jennings, hier sind Dean und JoJo.« Ich wusste, dass meine Worte ein riesiges Publikum haben würden. Und dankenswerterweise konzentrierte sich das Gespräch dann wirklich vorwiegend auf das Thema, das mir wichtig war: auf JoJos Gefährdung durch den Wasserskisport und auf die Verletzungen, die er bereits davongetragen hatte.
Die Sendung fand ein gewaltiges Echo. Es dauerte nicht lange, bis ich täglich an die tausend E-Mails von besorgten Menschen aus der ganzen Welt bekam, die unser Anliegen ohne Wenn und Aber unterstützten. Ich schickte alle an die Regierung weiter, bis nichts mehr angenommen wurde – »wegen Überlastung«, wie es hieß. Kein Zweifel, der Druck der Öffentlichkeit zu unseren Gunsten nahm drastisch zu.
Leider wurde JoJo nicht lange nach dieser Sendung erneut ernsthaft verletzt. Ein Augenzeuge sagte mit großer Bestimmtheit, JoJo sei von einem Boot des Wasserskibetriebs gerammt worden, was aber dort ebenso entschieden bestritten wurde. Am Wochenende seien die Boote gar nicht unterwegs, hieß es.
Die Ausrede verfing nicht, denn an den Wochenenden davor und danach hatten sie nachweislich Wasserskikunden angenommen. Daraufhin wurde die Geschichte schnell umgedichtet, und jetzt hieß es, alle Boote seien den ganzen Tag am Anleger vertäut gewesen, weil notwendige Reparaturen vorgenommen werden mussten. Das war eigentlich schon ein Schuldeingeständnis, denn die Boote blieben nie über Nacht am Anleger liegen.
Zeugen konnte den Zeitpunkt des Unfalls genau angeben, und es war natürlich die Zeit, in der die Boote alle Tage vom Anleger an ihre Bojenplätze verlegt wurden, weil sie dort sicherer waren. Es war außerdem die Zeit, in der Testfahrten gemacht wurden und die Angestellten ein bisschen Wasserski fahren konnten. Solche Testfahrten finden immer am Abend statt, denn am Morgen müssen die Boote ja wieder für den normalen Betrieb zur Verfügung stehen. Nun, wer auch immer JoJos Unfall verursacht hatte, den Bootsführern persönlich machte ich keinen Vorwurf; in den meisten Fällen merkten sie es wahrscheinlich nicht einmal, wenn die Bootsschraube mit einem Delfin kollidierte.
Den Betonköpfen in der Geschäftsleitung warf ich es allerdings durchaus vor. Warum ließen sie nicht endlich Vernunft walten? War es wirklich eine so große Sache, den Sitz ihres Geschäftsbetriebs ein paar Kilometer zu verlegen?
Die Spannung stieg. Die Kampagne lief und ein paar Radikale taten des Guten zu viel. Die Wasserskibootsführer fingen an, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben. Es kam zu Unaufrichtigkeiten und Unstimmigkeiten, die der Sache alles andere als dienlich waren. Die Radikalen innerhalb der Kampagne schenkten den Tier- und Naturschützern und der Öffentlichkeit
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