JoJo Und Ich
Erste-Hilfe-Maßnahmen, aber ich tat weiter so, als bekäme ich keine Luft.
Minuten später war der Krankenwagen da, und die Sanitäter trugen mich weg. Ich zog meine Nummer durch, bis ich im Wagen auf die Liege geschnallt wurde und die Türen zu waren. Dann konnte ich natürlich weiteratmen, und im Krankenhaus wurde ich nach ein paar Untersuchungen gleich wieder entlassen.
Für meinen Peiniger ergaben sich daraus ganz schöne Kosten, denn auch für die Folgeuntersuchungen musste er (beziehungsweise sein Vater) aufkommen. Außerdem flog er von der Schule. Und ich hoffte, mein Ziel erreicht zu haben: dass er so etwas nie wieder irgendjemandem antun würde.
* * *
JoJo wand sich und zappelte und die Leute am Strand brüllten wütend auf die betrunkenen Grobiane ein. Auch Käpt’n Nick schrie, musste sich aber zugleich um die verwundeten Passagiere kümmern. Bei dem Ruck, mit dem die Turquoise aufgelaufen war, hatten sich einige tatsächlich erheblich verletzt.
Jetzt war auch noch Blut im Wasser zu sehen. Von wem es wohl stammte? Hatte sich vielleicht einer der Brooklyn Boys beim Sprung irgendwo angeschlagen?
Doch erst im weiteren Verlauf des Ringkampfs sollte sich zeigen, um wessen Blut es sich wirklich handelte.
Alles krampfte sich in mir zusammen, als ich sah, dass es JoJo war. Er hatte vier tiefe Risse am Kopf, jeder etwa dreißig Zentimeter lang. Aus den Wunden quoll das Blut, aber er kämpfte immer noch wie wild und bekam keine Luft.
»JoJo!«, schrie ich. Augenblicklich hielt er still.
Dann versuchte er sich mit einem gewaltigen Ruck aufzurichten, um Atem zu holen, aber es gelang ihm immer noch nicht, die Trunkenbolde abzuschütteln.
»JoJo!«, rief ich ein zweites Mal und rannte auf das Ende des Anlegers zu.
Ein drittes Mal schrie ich: »JoJo!«, dann hatte ich das Ende erreicht und war drauf und dran, ins Wasser zu springen und mich auf die Angreifer zu stürzen.
Doch was dann folgte, ließ mich verharren. JoJo, der mich zweifellos gehört hatte, schnellte urplötzlich mit solcher Gewalt nach vorn, dass der Mann, der seinen Kopf umklammerte, abrutschte. Es klang wie eine kleine Explosion, als JoJo endlich aus- und wieder einatmen konnte. Er hatte sich jetzt ein wenig Bewegungsfreiheit verschafft und schlug wie besessen um sich, um auch die anderen Männer abzuschütteln.
Ein ernsthaft verletztes und bedrängtes Tier kann richtig gefährlich werden. Und wie sich herausstellte, sollte es für die Rüpel aus Brooklyn kein guter Tag werden. Denn JoJo war dabei, ihnen Delfinmanieren beibringen.
Noch einmal krümmte er sich und schnellte los, dann konnten die Hände auch seinen Schwanz nicht mehr halten.
»Oje«, sagte ich leise.
Dann schrie ich: »Raus aus dem Wasser, schnell!«
Aber es war zu spät.
Zuerst rammte JoJo die beiden, die ihn am Kopf festgehalten hatten. Die krümmten sich noch vor Schmerz, als sich der Delfin den drei anderen zuwandte. Zwei biss er und den dritten schubste er ins tiefere Wasser, wo er ihm mit der Schwanzflosse eine Salve von Ohrfeigen versetzte, dass er nur so nach Luft japste. Dann ging er wieder auf die ersten beiden los und rammte sie erneut, diesmal von der Seite statt von vorn.
Ich lief unterdessen zum Boot, um Nick mit den verletzten Passagieren zu helfen. Da war vor allem ein Mädchen mit einer tiefen Wunde am Arm. Während ich sie verband, blickte ich immer wieder zum Kampfgetümmel hin.
Einen der beiden Gerammten schubste JoJo zu dem anderen ins tiefere Wasser, wo er ihn tunkte und beim Auftauchen abklatschte, immer, immer wieder. Die anderen drei retteten sich derweil an den Strand und sahen der Strafexpedition hilflos zu.
Mitleid hatte ich keines, aber natürlich hoffte ich, dass JoJo niemanden ernsthaft verletzen würde. Zwei der Muskelprotze sprangen dann doch wieder ins Wasser, um ihren Kumpanen beizustehen, wurden aber mit solcher Geschwindigkeit gerammt, dass sie ganz schnell wieder am Strand landeten.
Die Brutalos aus Brooklyn hatten wirklich eine Abreibung verdient, trotzdem musste ich jetzt wohl eingreifen, sonst würde womöglich noch jemand ertrinken. Und dann wäre natürlich JoJo schuld. Die beiden Kerle, die er noch im Wasser bearbeitete, mochten stark und gesund sein, aber jetzt waren sie in Panik und wirklich in Gefahr.
Ich musste JoJo von ihnen loseisen. Der Arzt an Bord übernahm die weitere Versorgung des Mädchens und winkte mich weg: »Geh, hilf JoJo, wir haben das hier im Griff.«
Ich pfiff und sprang ins Wasser. JoJo ließ
Weitere Kostenlose Bücher