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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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augenblicklich von den Männern ab, kam zu mir und umrundete mich zweimal mit großer Schnelligkeit. Er buckelte, schwenkte den Kopf, schnatterte aufgeregt. Fauchend entfuhr ihm der Atem, er ließ den Schwanz aufs Wasser knallen, dann schwamm er neben mich.
    Er blutete aus vier langen und tiefen Einschnitten, die wohl die Bootsschraube verursacht hatte, als ihn die Kerle unter Wasser drückten. Armer JoJo!
    Am liebsten hätte ich selbst einen Delfinschwanz gehabt, mit dem ich diese angetrunkenen Volltrottel grün und blau geschlagen hätte. So aber schwamm ich einfach vom Anleger weg und JoJo folgte mir. Die beiden Abgewatschten im Wasser waren fix und fertig und paddelten mit letzter Kraft an Land.
    JoJo sollte auf keinen Fall das Gefühl bekommen, dass er etwas falsch gemacht hatte. Daher schwamm ich einfach weiter, als wäre nichts geschehen. Ich wollte ihn nur weg haben von diesem Hexenkessel, damit er sich beruhigen konnte. Allerdings machten mir seine Verletzungen erhebliche Sorgen. Er blieb bis zur Landzunge dicht neben mir, dann schwammen wir noch zu unserem Korallenspielplatz und beobachteten unsere kleinen Meeresfreunde in ihren Verstecken. Die Dinge, die er immer besonders gern tat, waren heute eine schöne Ablenkung.
    JoJo war sehr darauf bedacht, mit seiner verletzten Körperseite bloß nirgendwo anzustoßen. Konnte ich irgendetwas für ihn tun? Aber er war ja kein zahmer Delfin und würde den Kontakt womöglich verweigern, auch wenn ich ihm doch nur helfen wollte.
    »JoJo«, sagte ich deshalb zu ihm, »es tut vielleicht ein bisschen weh und ich fasse dich auch ganz bestimmt nicht an, aber ich werde jetzt etwas versuchen, was dir vielleicht hilft.« Ich wedelte mit den Händen über seinen Wunden, um wenigstens den Sand herauszufächeln. »So, und nun such dir ein sicheres Plätzchen, wo deine Wunden heilen können. Ich sehe bald wieder nach dir, okay?«
    Er schien mich zu verstehen und machte sich in Richtung der Mangrovensümpfe davon.
    Und ich musste allein nach Hause schwimmen und ihn seinem Schicksal überlassen. Hoffentlich würde er bald wieder ganz gesund sein.
    So unglaublich es klingen mag, aber schon am Abend machten Gerüchte die Runde, ein Delfin habe ein Gruppe unschuldiger Touristen angefallen und sogar die Lebensretter verletzt, die die Leute in Sicherheit bringen wollten. Ich konnte es kaum fassen. Wenn sich diese Angeber nicht über JoJo hergemacht hätten, wäre überhaupt nichts passiert.
    Aber es waren viele, die in JoJo das Problem sahen und den Gedanken, dass er sich nur gewehrt hatte, partout nicht zulassen wollten.
    Ich rief meine Eltern und Freunde an und bat sie, für JoJo zu beten. Durch ein Netzwerk von Menschen, die sich mit ganzheitlichem und spirituellem Heilen befassen, verbreitete sich die Nachricht auf der ganzen Welt.
    Im Laufe der nächsten Wochen beobachtete ich JoJo und musste entsetzt feststellen, dass ihn die Leute trotz seiner offensichtlichen Verletzungen einfach nicht in Ruhe ließen. Doch sei ne Heilung machte Fortschritte, und ich verstand besser als je zuvor, wie wichtig sein Recht auf Grenzen und auf die Verteidigung dieser Grenzen war. Auch meine Bewunderung für ihn wuchs – diese Kraft, Wendigkeit und Klugheit, mit der er sich trotz seiner erheblichen Verletzungen zu verteidigen wusste!
    Meistens stehen Delfine über all den lärmenden Zudring lichkeiten, gottlob. Aber sie können sich durchaus wehren und tun es auch. Normalerweise geschieht das sofort und mit dem nötigen Nachdruck. Ich habe schon erlebt, dass sich Delfine gegen menschliche Übergriffe verbünden. Aber auch ein einzelnes Exemplar kann angesichts einer Übermacht äußerst aggressiv werden, um sich zu verteidigen.
    JoJo hatte das vorgeführt.
    Er rief mir wieder einmal in Erinnerung, dass in einer Welt, in der wir Hand in Hand arbeiten und uns aufeinander verlassen müssen, kein Platz für dumpfe Schlägertypen ist. Physische Gewalt kann für Tiere notwendig werden, wie es JoJo gezeigt hatte, der außerdem seinen Verstand einsetzte, um seine Verteidigung so wirksam wie möglich zu machen.
    Wir Menschen verfügen darüber hinaus noch über Sprache und Vernunft, die uns weitere Kommunikationsmöglichkeiten erschließen.
    Und über Mitgefühl.
    Dies alles gilt es klug zu nutzen, damit wir voneinander lernen können, ohne dass auch nur ein einziges Mal die Faust geballt werden muss.

Z eichensprache
    Z eit ist relativ – wenn ich das nicht schon gewusst hätte, von JoJo hätte ich es

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