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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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zweite Stunde absolvierten. Unter der Leitung unseres Schutzdelfins gesellte sich nun also ein Hai zu uns.
    Meine Güte! Ich hielt schnell noch meine Hände vor mich, damit der Hai mich nicht frontal rammte, dachte aber nicht daran, dass es ausgerechnet das Signal zum Abliefern von Fangergebnissen war. JoJo legte also noch zu, während zwei meiner Schüler alles Gelernte vergaßen, nämlich unbedingt zusammenzubleiben, und schleunigst auftauchten.
    »Ein Hai! Ein Hai! Hilfe!«, schrien sie und machten sich hastig in Richtung Strand davon. Ich konnte ihnen nur alles Gute wünschen, hatte aber jetzt anderes zu tun, denn JoJo versuchte gerade, den Hai genau in unseren Unterwasserkreis zu treiben. Mit einem Sprung war ich bei meinen Schülern und signalisierte ihnen mit den Händen, Ruhe zu bewahren – und auch jetzt fiel mir erst viel zu spät ein, dass ich erneut die Bring-mir-den-Hai-Geste gemacht hatte.
    O nein!
    JoJo gluckste bestätigend und schubste den Hai doch wahrhaftig genau zwischen uns. Dann umrundete er die Gruppe wie ein Brummkreisel, damit der Fisch, der panische Angst vor JoJo zu haben schien und verzweifelt nach einem Schlupfloch suchte, nicht fliehen konnte. Wir rückten auseinander, um ein wenig Abstand zu gewinnen, während JoJos wildes Kreiseln einen Wirbel erzeugte, der die Sichtweite nahezu auf null sinken ließ.
    Der Delfin war absolut begeistert, er pfiff und schnalzte un unterbrochen. Der Hai musste immer noch irgendwo zwischen uns sein – nur dass ich nicht wusste, wo genau. Außerdem musste ich auch noch Ruhe bewahren, schließlich trug ich ja hier die Verantwortung.
    Irgendwann gingen meinen Schülern dann doch die Nerven durch und sie stoben auseinander, um aufzutauchen. Es war ein heilloses Durcheinander von zuckenden Flossen, beschlagenen Masken und brodelnden Luftblasen – den Kampf gegen das Chaos hatte ich verloren. Ich tauchte ebenfalls auf und fand mein versprengtes, zitterndes und japsendes Häuflein unversehrt, aber völlig verstört an der Wasseroberfläche.
    »Dean, bitte, hol mich hier raus«, flehte mich eine Siebzehnjährige aus Texas durch klappernde Zähne an.
    »Klar, Mädel, kein Ding«, sagte ich mit souveräner Ruhe, um die Panik aufzulösen. »Schwimmt mir einfach nach, es kann euch nichts passieren, keine Angst.« Unter uns tobten JoJo und der Hai unter Quietschlauten und allerlei anderen Geräuschen in Wirbeln und Sandwolken weiter. Es machte JoJo offenbar großen Spaß, diesen Hai herumzuhetzen.
    Jetzt, da keine Menschen mehr störten, konnte er sich ihm mit voller Aufmerksamkeit widmen. Er trieb ihn zu der Leiter am Ende des Anlegers und schaufelte ihm Sand in die Kiemen, bis er ganz fügsam wurde. Dann geleitete er den nunmehr lammfrommen Hai in das Unterrichtsgebiet zurück und machte sich daran, sämtliche noch verbliebenen Taucher und Schwimmer an den Strand zu scheuchen. Wahrscheinlich wollte er den Leuten seinen Hai vorstellen.
    »JoJo, JoJo, was soll das?«, seufzte ich vor mich hin und schüttelte den Kopf.
    Vielleicht fand er es lustig, solch einen Aufruhr zu verursachen. Er jedenfalls amüsierte sich dabei, denn immer wenn der Hai wieder zu Kräften kam, trieb er ihn an den Anleger zurück und schaufelte ihm erneut Sand in die Kiemen, bis er sich ergab. Ich blieb noch Stunden im Wasser und sah JoJo zu, wie er immer wieder die gleiche Prozedur vollzog: Er führte seinen Hai vor und zeigte sich begeistert, wenn die Zuschauer an den Strand flohen. Der Hai war sichtlich am Ende seiner Kräfte, und JoJo hätte ihn bestimmt töten können, wenn er es gewollt hätte. Aber er tat es nicht. Schließlich erbarmte ich mich des armen Kerls und lockte seinen Peiniger von ihm weg, sodass er, wenn auch langsam, das Weite suchen konnte.
    Hätte JoJo auf solche Husarenstücke verzichtet, wären sicher alle mit seinen neugierigen und verspielten Besuchen beim Tauchunterricht einverstanden gewesen. Aber er war nun einmal etwas extremer gestrickt. Zeigte er sich heute umgänglich, ja zuvorkommend, konnte man damit rechnen, dass er morgen den größten Unsinn anstellen würde.
    * * *
    Einmal begegnete mir beim Joggen am Strand eine Frau mit einem Jungen an der Hand, die mir ins Auge fiel. Ihr langes blondes Haar wehte im Wind und umrahmte ein ebenmäßiges Gesicht. Sie ging so behutsam mit dem Jungen um und ihr Lächeln war so schön, dass ich beinahe stolperte. Als ich mich wieder gefangen hatte, verlangsamte ich meinen Schritt und ging auf sie zu.
    »Hallo«, sagte ich so

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