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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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tun würde. Er kam ohne die Schale zurück und zog dann mit halb geschlossenen Augen langsam Kreise, wobei er immer wieder eine leise Melodie pfiff. Ich suchte nach dem Schneckengehäuse, fand es aber nicht.
    »Du willst mich bloß beschäftigen, hm?«, sagte ich und wartete darauf, dass er mich an die richtige Stelle führte.
    Das tat er aber nicht. Offenbar hatte er eine neue Art gefun den, mit den Dingen umzugehen. Er sammelte irgendwo etwas auf und ließ es dann an einer beliebigen Stelle wieder fallen. Ahmte er mich womöglich nach? Vielleicht hatte er beobachtet, dass ich alles in die Hand nahm und untersuchte, was uns beim Schwimmen so begegnete. Jedenfalls hob er von da an ebenfalls alles auf, alte Socken, Dollarnoten, kleine Muschelschalen.
    »Aber in der Hose nehme ich nichts mehr für dich mit«, sagte ich, als er mir eine alte Sonnenbrille brachte. »Ich habe meine Lektion gelernt.«
    * * *
    Wie es anfing, weiß niemand mehr so genau, aber irgendwie hatte sich Toffy, ein Labrador-Retriever, als Welpe mit JoJo angefreundet, und seither bildeten die beiden ein ausgesprochen wunderliches Gespann. Ihre Beziehung, eine Art Hassliebe, bestand schon etliche Jahre, als ich Hund und Delfin auf der abgelegenen Insel Pine Caye zum ersten Mal beobachtete. Ich war auf einer Tour rings um die Insel, fünfundvierzig Kilometer, die ich schwimmend und laufend zurücklegte, als ich Toffy bellen hörte und sah, wie er im flachen Wasser auf JoJo losging. Ich traute meinen Augen nicht.
    »JoJo«, sagte ich, »du spielst mit einem Vierbeiner?« Ich hatte zwar gehört, dass es da einen Hund gab, der JoJo am Strand nachstellte, aber ich musste es erst mit eigenen Augen gesehen haben, bevor ich es glaubte.
    »Doch, doch«, hatte mir der Inhaber eines abgelegenen Hotels versichert. »Man sieht Toffy oft dasitzen und auf den Delfin warten. Er bleibt dann einfach mit seinem blonden Hintern auf dem leeren Strand sitzen, bis der Delfin auftaucht.«
    Einen Besitzer hatte Toffy nicht, aber Jim und Sharon, die das exklusive Ferienhotel auf Pine Caye führten, versorgten ihn. Und alle liebten diesen Halunken; sein wohlgerundeter Bauch verriet, dass von jedem Tisch etwas abfiel. Oft sah ich ihn mit dem Kopf auf den Pfoten daliegen und sich die Lefzen lecken, Bettelblick in den Augen, immer in der Erwartung, dass ihm ein Hotelgast Fleischbrocken von seinem Teller zuwarf. Da gab es sicher Leute, die sparen mussten, um sich solch ein exklusives Mahl in einem exklusiven Hotel leisten zu können, und Toffy lag einfach nur da, blickte treuherzig drein, wedelte mit dem Schwanz und bekam alles gratis. Den Seinen gibt’s der Herr eben im Schlaf.
    Oft saß ich mit Toffy am Strand von Pine Cay und wartete auf JoJo. Wir blickten aufs Meer oder sahen einander an. Es muss ein sehenswerter Anblick gewesen sein, zwei Blondschöpfe, die verträumt zum Horizont und sich dann ebenso verträumt in die Augen blickten. Ein Kind hätte vielleicht gesagt: »Schau mal Mami, ein Liebespaar, und einer davon ist ein Hund!«
    Und Mami würde mild erwidern: »Aber nein, Herzchen, das sind nur Dean und Toffy, die auf JoJo warten.«
    Der Weg nach Pine Cay, das viele Schwimmen und Joggen, lohnte sich schon allein für den Anblick, den Toffy bot, wenn der Delfin endlich auftauchte. Staunend nahm ich wahr, wie viele verschiedene Spielvarianten sich JoJo einfallen ließ. Wenn Toffy im Schatten einer Palme lag und schlief, konnte ihn so gut wie nichts in seiner Seelenruhe stören. Kaum fiel jedoch der Name »JoJo« oder das Wort »Delfin«, schon war er auf dem Posten und lief zum Strand. Auf dem Weg zum Wasser bellte und bellte er und hielt nach JoJos berüchtigter Rückenflosse Ausschau.
    Wenn der schnittige graue Körper dann durchs Wasser glitt, stürzte sich Toffy in die Wogen und setzte ihm nach. Bei all der lautstarken Aufregung wusste JoJo natürlich längst, dass der Hund ihm auflauerte. Er machte dann eine kleine Wendung und klopfte dem Hund ordentlich mit der Schwanzflosse auf die Pfoten, sofern er nicht mit den Zähnen daran zupfte. Toffy winselte zwar auf, ließ sich aber nicht abschrecken. Es kam sogar vor, dass JoJo im Sprung über den Vierbeiner hinwegsetzte. Auch Toffy flog gelegentlich, dann aber von einem Schlag mit der Schwanzflosse.
    Einmal stand JoJo im Wasser kopf und fächelte verlockend mit der Schwanzflosse. Dem konnte Toffy nicht widerstehen.
    »Nicht, Toffy, pass auf«, warnte ich.
    Er hörte nicht, sondern schlich sich an, offenbar in der

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