JoJo Und Ich
vielen Tauchen und dem Gerangel unter Wasser, zu dem es kam, wann immer ich das Schneckengehäuse beinahe in der Hand hatte und JoJo mich mit seinem ganzen Gewicht wegdrängte.
»Schön, du hast gewonnen«, gestand ich meine Niederlage ein.
Aber er schien gar nicht auf Sieg aus zu sein. Der Rückweg zu unserem üblichen Spielgelände wurde zu einer weiteren Überraschung. Ich schwamm schon einmal vor, während JoJo das Schneckengehäuse immer noch mit der Schnauze am Boden weiterschubste und -rollte. Als ich mich einmal zu ihm umdrehte, hielt er in der Bewegung inne und sah mir nach. Sein Blick hatte etwas Spitzbübisches.
Jetzt kam er sogar zu mir und fing an, mich mit dem Schnabel in Richtung Schneckenhaus zurückzuschubsen, wobei er mir das Unternehmen mittels Gluckslauten zu erläutern versuchte. Was er wohl von mir wollte? Ich streckte den Arm zum Abschleppsignal aus. Er nahm meine Hand in den Mund und zog mich zu dem braunen Gehäuse.
Ich nahm es, steckte es mir in die Badehose und schwamm zum Anleger, wo JoJo es dann wieder suchen konnte. Unterwegs störte mich aber ein seltsames Pieken in der Hose. Das kam mir irgendwie verdächtig vor und ich blickte nach unten.
Das Gehäuse hatte sich in meiner Hose auf Wanderschaft begeben. Und die Richtung, die es einschlug, gefiel mir gar nicht.
Ich nahm all meinen Mut zusammen, lupfte den Hosenbund und griff nach dem Schneckengehäuse. Schaute da nicht so etwas wie eine Klaue heraus? Mir wurde richtig flau im Magen. Im nächsten Moment riss ich das Ganze, was immer es auch sein mochte, aus meiner Badehose und schleuderte es von mir. Anschließend versicherte ich mich, dass an mir noch alles dran war.
JoJo konnte meine Sorgen natürlich nicht nachvollziehen. Er fand mein panisches Fingern eine Zeit lang sehenswert und kümmerte sich dann gleich wieder um das zu Boden sinkende Schneckengehäuse, das er mit Ortungslauten bearbeitete. Sobald es am Boden angekommen war, drückte er es erneut mit dem Schnabel auf den Boden, geradezu ein wenig ärgerlich, wie mir schien. Ich tauchte auf, um Atem zu holen, und sah dann, dass das Gehäuse wieder begonnen hatte zu wandern. Anscheinend war ein großer Einsiedlerkrebs eingezogen.
Der bloße Gedanke jagte mir noch einmal Schauer über den Rücken. Wieder drückte JoJo das Gehäuse in den Sand. Der Krebs suchte Deckung. Das also war der Bösewicht, der unsere Schale entwendet hatte. Wahrscheinlich war er in einer kleineren angereist und dann in unsere umgezogen.
Da meine Männlichkeit jetzt nicht mehr gefährdet war, konn te ich mich über JoJo amüsieren, der es gar nicht in Ordnung fand, sein liebstes Spielzeug einem Krebs überlassen zu müssen. Es war ein gar zu komischer Anblick, trotz meines Schnorchels musste ich immer wieder auflachen, wenn JoJo sein Spielzeug festzuhalten versuchte. Ich hätte nie gedacht, dass sich ein Delfin derart über ein Krebschen aufregen konnte.
Am nächsten Tag war der Einsiedlerkrebs mit seinem neuen Heim über alle Berge, sehr zu JoJos Missvergnügen.
»Ich hoffe, du hast deine Lektion gelernt«, sagte Emily lachend, als ich ihr die Geschichte erzählte.
»Lektion?«
»Ja. Die, dass nichts anderes als du selbst in deine Badehose gehört.«
»Stimmt«, gab ich schmunzelnd zurück.
»Schließlich könnte es ja sein«, ergänzte sie, »dass du eines Tages Kinder haben möchtest.« Sie schaute auf ihre Hände. Doch dann hoben sich ihre blauen Augen und suchten meinen Blick, und ich muss gestehen: Mein Herz setzte kurz aus.
Am nächsten Morgen ließ ich mir JoJos Verhalten noch einmal durch den Kopf gehen. Was mich daran besonders er staunte, war, dass er überhaupt in der Lage war, ein Schnecken gehäuse im Schnabel zu tragen. Ich suchte nach einem ähnlich aussehenden, um herauszufinden, ob es ihn genauso interessieren würde. Vorher vergewisserte ich mich natürlich, dass es leer war.
Zur gewohnten Zeit und an der üblichen Stelle am Strand pfiff ich nach JoJo, und als er eine Viertelstunde später erschien, warf ich dieses Gehäuse von mir wie das andere am Vortag. Er verfolgte es mit Ortungslauten, bis es im Sand landete. Ich schwamm ebenfalls hin, und jetzt begann wieder das Drängelspiel. Er ließ mich nicht nach dem Schneckengehäuse greifen. Ich tauchte zum Luftholen auf und rechnete schon mit einer stundenlangen Balgerei, als JoJo das Gehäuse plötzlich packte und blitzschnell damit verschwand. Es wäre unmöglich gewesen, ihm zu folgen, also wartete ich im Wasser ab, was er
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