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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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Riffformationen wieder zurückfließt, wo dann lokal begrenzte Strömungen herrschen, die einen weit aufs offene Meer hinaustragen können. Hier bei uns war das vor allem jenseits der seichten Sandfläche der Fall, die wir oft überquerten. Beim morgendlichen Tauchen mochte noch alles kristallklar sein, aber schon mittags konnte es aufgrund der Gezeitenströme ganz anders aussehen, und wenn dann noch der Wind aus einer bestimmten Richtung blies, kam es beiderseits des Riffdurchlasses zu starken Strömungen, manchmal nur ganz punktuell und sehr überraschend.
    Für einen Delfin sind solche plötzlichen Änderungen der Strömungsverhältnisse kein Problem, aber ein menschlicher Schwimmer, und sei er auch Olympiateilnehmer, kommt nicht gegen sie an. JoJo sah sich bei abrupten Strömungsänderungen nicht einmal veranlasst, mir eine entsprechende Warnung zukommen zu lassen, und dann merkte ich meist viel zu spät, was mir da blühte. In einem solchen Fall musste ich versuchen, quer zur Strömung zu schwimmen, um wieder in ruhigeres Wasser zu kommen, sonst zog sie mich weit aufs Meer hinaus. Ich hatte bestimmte Orientierungspunkte an Land und konnte im Wasser die Wirbelbewegungen beobachten, immer darauf eingestellt, auf meinen schnellsten Freistil umzuschalten, um mich rechtzeitig Richtung Küste zurückzuziehen.
    Bei einer solchen Gelegenheit stieß ich im trüben Wasser einmal immer wieder mit der Hand auf einen Widerstand. Ich dachte schon, es sei vielleicht ein Riffteil, den ich nicht wahrgenommen hatte. Oder war es womöglich ein herumtreibendes Fischernetz, in das ich mich verfangen würde und dann keine Chance mehr hatte, der Strömung zu entkommen? Bewusst bewegte ich die Arme nun flacher, streifte dieses Ding, das ich partout nicht erkennen konnte, aber immer noch. Ich wollte gerade anhalten, um schnell abzutauchen und nachzusehen, als das Wasser am Rand dieses Strömungsgebietes plötzlich klarer wurde und ich JoJo ausmachen konnte, der mit dem Bauch nach oben direkt unter mir schwamm. Ihn also hatten meine Hände getroffen. Er bewegte seinen Kopf zwischen meinen Händen hin und her, sodass ich ihn bei jedem Schwimmstoß treffen musste. So verhalf er mir jedes Mal zu einem kleinen Rückstoß, der mich schneller machte; darüber hinaus erzeugte sein Körper einen Sog, der ebenfalls dazu beitrug, mein Tempo zu erhöhen. Ob das Absicht war oder nicht, jedenfalls verschaffte er mir so eine Geschwindigkeit, die mich rasch wieder aus der Strömung heraustrug.
    »Danke, JoJo«, sagte ich, sobald ich in Sicherheit war.
    Der Delfin postierte sich gleich wieder neben mir, und wir setzten unseren Ausflug fort. Den Gedanken, über das Riff hinauszuschwimmen, musste ich allerdings aufgeben, und so schwammen wir parallel zur Küste weiter. Macht nichts, dann eben ein andermal.
    Wir kamen wieder ins flache Wasser, und hier sah ich JoJo über den weißen Sand streichen, hin und her. Dann stellte er sich quer und sendete Ortungslaute aus, wie er sie meiner Erfahrung nach für größere Distanzen verwendete. Er bewegte den Kopf von einer Seite zur anderen, und diese Pendelbewegungen wurden immer kleiner, ganz so, als hätte er sich auf etwas »eingeschossen«. Plötzlich schnellte er los und war schon bald außer Sichtweite.
    »Was machst du da?«, fragte ich, als ich ihn wiedergefunden hatte. Er steckte mit der Nase im Sand und drehte sich um seine eigene Achse. »Bist du auf Schatzsuche?«
    Mit jedem Schwanzschlag bohrte sich sein Schnabel fünf Zentimeter tiefer in den Sand. Er drehte sich weiter, dabei das Maul leicht öffnend und wieder schließend und kleine Sandwolken pumpend. Nicht lange, und er steckte bis zu den Augen im Sand. Trotzdem schlug er weiter mit dem Schwanz und bohrte sich tiefer, bis nichts mehr von seinem Gesicht zu sehen war.
    »Wenn das ein Versteckspiel werden soll«, witzelte ich, »musst du dir aber eine effektivere Technik ausdenken.«
    Staunend verfolgte ich das Geschehen. Ähnliches kannte ich bislang nur von Toffy, der einmal an einer Stelle, an der er einen vergrabenen Knochen vermutete, so ausdauernd gebuddelt hatte, dass er nicht mehr aus eigener Kraft aus dem Loch herauskam und ich ihm helfen musste.
    »JoJo, hallo, hast du das von Toffy gelernt? Oder willst du dich ganz und gar in einen Hund verwandeln?« Ich holte tief Luft und tauchte hinunter zu ihm.
    Seine Schwanzschläge waren derart heftig, dass mich die Wasserwirbel nur so herumbeutelten. Jetzt bekam ich auch mit, dass er nicht

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