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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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sie im Kampf erlitten
hatte.
    Bigford kam die Nachricht über Jacquottes Enttarnung erst
spät zu Ohren. Zwar fiel ihm auf, dass seine Männer
tuschelten, während sie ihre toten Kumpanen begruben und die
Beute sicherten, aber aufgrund der Erschöpfung durch das
Gefecht schenkte er ihnen kaum Beachtung. Erst als er seinen
ersten Maat zu weiteren Besprechungen aufsuchte, hörte er
von Umstehenden, dass eine Frau unter ihnen weilte, die in
Verkleidung als Yanis Le Jouteur der Bruderschaft
beigetreten war. Er konnte es nicht glauben. Während sein
Maat ihn darüber informierte, dass De l’Isle den Spaniern
drohte, dem Gouverneur und seiner Familie die Kehle
durchzuschneiden, wenn man sie nicht ziehen ließe, war
Bigford in Gedanken bereits bei der roten Jacquotte. Er
musste sie mit eigenen Augen sehen. Ohne den weiteren
Ausführungen zu lauschen, ging er davon. Es war nicht
schwer, sie zu finden. Die Kapitäne und unzählige Brüder
hatten sich in ihrer Nähe versammelt.
    De l’Isle trat an Tête-de-Mort heran. »Euch ist nichts
aufgefallen?«, fragte er. »Wie ist es ihr gelungen, sich an
Bord des Schiffes zu erleichtern?«
    Tête-de-Mort entblößte seine Zähne. »Schimpft Ihr mich
einen Dummkopf?«
    »Mitnichten!« De l’Isle schuf eilig Abstand zwischen sich
und dem Totenkopf. »Ich selbst war nicht in der Lage, den
Betrug zu erkennen.« Er lächelte. »Was für ein Prachtweib!
So viel vergeudeter Mut verdient Anerkennung. Ich sollte sie
zur Frau nehmen!«
    Bigford entging nicht der schwelende Blick von Jean-David
Nau, der neben ihm stand. Kein Wunder, dass es dich grämt,
dachte er, selbst ich bin von Sinnen, dass nun andere hinter
ihr her sind. Er schnaubte.
    Lescouble grinste. »Ihr seid Euch bewusst, dass Ihr sie
vor den Rat bringen müsst?«, flüsterte er an Tête-de-Mort
gewandt. »Aber vielleicht könnt Ihr Euch die Rückfahrt mit
dieser unfügsamen Roten versüßen. Ich würde es tun. Was soll
sie schon vorbringen?«
    »Aye«, fiel De l’Isle ein. »Im Übrigen denke ich, dass Ihr
Euch damit nicht belasten solltet. Als Anführer dieser
Kaperfahrt werde ich die Gefangenen auf meinem Schiff
überführen. Diese Frau gehört fraglos dazu.« Er machte einen
Schritt auf Jacquotte zu, bevor ihn ein Klirren innehalten
ließ. Bigford sah, dass manche der Umstehenden ihre Säbel
gezogen hatten.
    »Was soll das? Wollt ihr gegen den Kodex verstoßen und
mich angreifen?«
    Tête-de-Mort gesellte sich zu seiner Mannschaft. »Yanis Le
Jouteur segelt auf der
Fortune Noire,
und als Mitglied der
selbigen wird er auch wieder nach Port de Margot
zurückkehren«, erklärte er. Seine Männer bauten sich hinter
ihm auf und versperrten Bigford den Blick auf Jacquotte.
    »Ich verstehe.« De l‘Isle schnaubte verärgert. »Ihr dürft
sie zuerst haben. Aber sie steht nicht mehr unter Eurem
Schutz, wenn sie das Schiff verlassen hat!«
    »Michel le Basque obliegt es, über sie zu richten!«
    Bigford kam es vor, als wenn der Teufel selbst aus
Tête-de-Mort sprach. Seine Stimme ließ ihm die Nackenhaare
zu Berge stehen, und seine abscheuliche Gestalt unterstrich
dieses Gefühl noch. Tête-de-Mort hisste nicht zu Unrecht
eine schwarze Flagge mit weißem Totenkopf neben der üblichen
joli rouge
. War es möglich, dass er eigene Pläne mit der
roten Jacquotte verfolgte, sinnierte Bigford.
    Die Männer zerstreuten sich. Das Spektakel hatte seinen
Höhepunkt erreicht und keiner wollte sich mit dem grausigen
Kapitän anlegen, den man selbst innerhalb der Bruderschaft
fürchtete. Er war nicht für seine Duldsamkeit bekannt und
wer einmal bei ihm angeheuert hatte, verließ das Schiff erst
wieder, wenn seine Glieder erkaltet waren. Üblicherweise
segelte er alleine, und es war verwunderlich, dass er an
dieser Kaperfahrt teilgenommen hatte. Die Mannschaften der
anderen Schiffe gingen ihm und seinen Männern aus dem Weg.
Wer aussah, wie der Tod, vermochte einen leicht Selbigem
auszuliefern.
    Dasselbe dachte auch De l’Isle, während er die erschöpften
Geiseln vorantrieb. Er konnte von Glück sagen, dass die
dummen Spanier dem Gouverneur von San Jago derart zugetan
waren, dass sie der Lösegeldforderung von sechzigtausend
Achterstücken nachgegeben hatten und sich zurückzogen, bevor
Jean-David hatte zuschlagen können. Er warf seinem
Steuermann einen kurzen Seitenblick zu. Die Kaperfahrt war
in dessen Sinne gewesen. Was seinen unbegreiflichen Hass auf
die Spanier schürte,

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