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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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Gürtel,
aber der Druck um ihre Kehle verstärkte sich. Sie würgte.
Betäubt nahm sie wahr, dass Tête-de-Mort sich zu ihr
umdrehte. Er hielt auf sie zu und sie warf sich mit aller
Kraft gegen den Spanier. Die Wucht schleuderte ihn rücklings
in Tête-de-Morts ausgestreckten Säbel. Sie spürte, dass die
scharfe Klinge auch sie streifte. Kurzzeitig wurde ihr
schwarz vor Augen. Endlich lockerte ihr Peiniger seinen
Griff und Jacquotte schnappte nach Luft. Eilig wollte sie
sich ihm entziehen, doch er langte erneut nach ihr und bekam
ihre Haare mitsamt Kopftuch zu fassen. Als er mit blutleeren
Lippen zusammensank, riss er sie mit sich. Sie schlug hart
auf dem Boden auf. Die Beine der Kämpfenden kamen ihr
gefährlich nahe und Jacquotte trat entsetzt um sich.
Schließlich gelang es ihr, sich aus der erstarrten Faust des
Spaniers zu befreien, und sie sprang auf die Füße. Heftig
atmend nickte sie Tête-de-Mort zu, der mitten im Getümmel
den Säbel sinken ließ. Jacquotte sah einen bestürzten
Ausdruck in den ansonsten undurchdringlichen Augen. Doch
bevor sie realisierte, was ihn bewegte, wurden sie erneut
von Angreifern eingekeilt. Rücken an Rücken wehrten sie sich
gegen die Offensive, bevor sie verharrten.
    Eine unerwartete Ruhe legte sich über den Wald und der
Angriff der Spanier ebbte ab. Die Männer begannen, sich zu
sammeln. Jacquotte wollte ihren verlorenen Hut aufheben, als
ihr mit einem Mal bewusst wurde, dass ihr die Haare schwer
auf die Schultern fielen und an ihrer schweißnassen Stirn
klebten. Mit einer hektischen Handbewegung bestätigte sie
ihre Ahnung. Alarmiert fuhr sie herum und starrte in die
verblüfften Gesichter der Brüder.
    »Das ist `ne Frau«, hörte man nach einigen Augenblicken
des Schweigens.
    »Yanis ist `ne Frau!« Die Stimmen wurden lauter, bis sich
Tête-de-Mort zwischen Jacquotte und den Rest seiner
Mannschaft stellte und die Männer damit zum Schweigen
brachte.
    Sein Blick wanderte über ihren blutenden Arm, den
massakrierten Hals und die offenen Haare. Jacquotte wand
sich. Die Sicherheit, die sie über das Kopftuch erlangt
hatte, verflog wie der Pulverdampf um sie herum. Dem Gerede
der Männer ausgeliefert, wünschte sie sich, im Kampf tödlich
verwundet worden zu sein, um die Worte nicht hören zu
müssen, die unweigerlich folgen würden. Was sie Michel le
Basque gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Sie hatte keine
Angst vor dem Tod. Aber sie fürchtete das Urteil der Brüder,
deren Gesellschaft sie schätzte und deren Gemeinschaft zu
ihrer Familie geworden war. Mit erhobenem Kinn erwiderte sie
die forschenden Blicke.
    »Wie ist dein Name?«, fragte Tête-de-Mort. Er sah dabei
weder sie noch seine Mannschaft an.
    »Ich werde von den Bukanieren in Tierra Grande die rote
Jacquotte genannt.«
    Ihr Name flog von Mund zu Mund. Es war offensichtlich,
dass die Brüder nicht glauben konnten, Seite an Seite mit
einer Frau gekämpft zu haben. Sie schluckte. Ihre Finger
spielten nervös mit dem Hut in ihren Händen. Tête-de-Mort
trat vor sie und verneigte sich. »Ich verdanke dir mein
Leben, Jacquotte. Du hast mir im Kampf den Rücken gedeckt.
Einen besseren Gefährten hätte ich mir nicht wünschen
können.«
    Die Männer flüsterten aufgeregt miteinander.
    »Es war mir eine Ehre, mit Euch zu kämpfen«, erwiderte sie
mit kratziger Stimme. Ihr Hals schwoll an und schmerzte.
Ebenso wie ihr Herz.
    Tête-de-Mort drehte sich zu seinen Männer um, bevor er
sprach: »Bedenkt, was ihr in Yanis Le Jouteur gesehen habt,
als ihr ihn in die Mannschaft aufgenommen habt, und fragt
euch, ob seine Taten im Antlitz der Wahrheit nun weniger
wert sind!«
    »Er hat uns getäuscht«, rief einer.
    »Aus gutem Grund.« Tête-de-Mort winkte ab.
    »Frauen gehören nicht in die Bruderschaft!« Die Männer
starrten Jacquotte aufgebracht an.
    »Das ist mir bewusst«, erwiderte Tête-de-Mort. »Und
dennoch, wer kann ein anderes Argument gegen ihn vorbringen
als diese Tatsache?« Keiner meldete sich zu Wort.
    Tête-de-Mort schritt an den Brüdern vorbei und sah jedem
ins Gesicht. »Dann gibt es Wichtigeres zu tun, als hier
herumzustehen und zu gaffen! Wir benötigen jeden Mann im
Kampf gegen die Spanier!« Er kehrte um und schritt mitten
durch seine Mannschaft. Jacquotte sah ihn entschwinden und
setzte den Hut auf, ohne ihre Haare darunter verschwinden zu
lassen. Dann wandte sie sich von der Gruppe ab, deren Blicke
ärger brannte als die Wunden, die

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