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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03 Der Fluss der Seelen
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Heiden. Wir setzten wieder das Segel und fuhren weiter. Unterwegs aßen wir kaltes Essen und fühlten uns von allen abgelehnt. Gull wollte nichts mehr zu sich nehmen. »Ich bin so froh, dass wir gut vorankommen«, sagte er immer wieder.
    Dabei kamen wir gar nicht gut voran. Der Strom knickte ab, und der Wind blies uns böig von Norden entgegen, genau in unser Gesicht. Wir mussten von einer Seite auf die andere gegen ihn kreuzen. Oft stellten wir fest, dass wir an einem überfluteten Dach vorbeifuhren, und fast alle waren sie vom Feuer zerstört oder eingestürzt. Auf dem ganzen Weg rochen wir Rauch. Auf den Hängen zu beiden Seiten sahen wir ausgebrannte Hausruinen, eingeäscherte Scheunen und verkohlte Wälder. Wo die Bäume noch lebten, sprossen sie nicht. Es war, als segelten wir zurück in den Winter. Nur wenige Äcker waren trotz des Krieges gepflügt worden, und der Boden zeigte ein merkwürdiges Rot, als habe die Erde selbst Wunden erlitten.
    »Die Heiden sind hier gewesen«, sagte Hern. »Alles ist geflohen.«
    Niemand antwortete ihm. Ich glaube, uns allen wurde immer unbehaglicher zumute, während Gull darauf bestand, dass wir weiter in die Richtung fuhren, in der die Heiden sein mussten. Mir war jedenfalls sehr mulmig zumute, und mich ließ der Gedanke nicht los, uns drohe Gefahr von beiden Parteien. Ich wunderte mich immer mehr darüber, wie gedankenlos wir uns in dieses Abenteuer gestürzt hatten. Gewiss, Zwitt hatte uns keine andere Wahl gelassen, aber warum waren wir eigentlich weiter als eine oder zwei Meilen stromabwärts gefahren? Ich fragte mich, wohin es uns wohl verschlagen würde, und wünschte, mein Vater wäre bei uns, dann hätte er uns raten können, was wir tun sollten.
    Gegen Abend floss der Strom wieder zwischen steilen Hängen aus rötlicher Erde hindurch, auf denen kahle Bäume standen. Aus dem Schutz der Bäume schoss jemand mit Pfeilen nach uns. Wir rasten zwar auf der Strömung so schnell voran, dass sie alle hinter uns ins Wasser schlugen, doch danach hängten wir eine Decke auf, und wer immer von uns gerade die Ruderpinne hielt, wickelte sich einen Wollmantel um den Kopf. An eine Landung wagten wir nicht einmal zu denken, bis der Strom sich erneut verbreiterte und auf beiden Seiten an Inseln vorbeirauschte, die lang, wie Boote geformt und halb überflutet waren. Auf den ersten Inseln wimmelte es von Menschen, die vor den Heiden dorthin geflohen sein mussten. Wie die Leute aus Iglingen hatten sie dunkles Haar. Kaum sahen sie das Boot, als sie sich am Ufer drängten und brüllten: »Hier könnt ihr nicht landen! Kein Platz!« Zwitt hätte kaum unfreundlicher sein können.
    Entchen steuerte gerade das Boot. Er stand auf, und dieser Dummkopf streckte ihnen die Zunge heraus, und der Wollmantel rutschte ihm vom Kopf. Da schrien sie alle auf: »Heiden!«, und warfen mit Steinen und Stöcken nach uns. Von den anderen Inseln hielten wir uns fern, bis die Nacht hereinbrach.
    Als es finster wurde, entdeckten wir auf den steilen Ufern und den Inseln vereinzelte Feuer. Nur auf der letzten Insel, an die wir kamen, war es dunkel. Sie war sehr klein, und es gab nur einen winzigen Flecken trockenes Land unter den Bäumen. Robin sagte, wir müssten dort landen. Sie war völlig erschöpft. Alle miteinander aber fürchteten wir uns davor, an Land zu gehen. So leise wir konnten, näherten wir uns der Insel und stiegen flüsternd aus dem Boot, obwohl sie wirklich menschenleer war. Zwischen den Wurzeln eines Baumes entzündeten wir ein Lagerfeuer und flehten unsere Unvergänglichen an, dass niemand es entdeckte.
    Gull wollte noch immer nichts essen. Er sagte kein Wort und fühlte sich kalt an. Aber in dieser Nacht froren wir alle. Wir drängten uns im Boot zusammen, und jedes Mal, wenn ich erwachte, bibberten die anderen genauso wie ich. Ein Traum, den ich hatte, weckte mich immer wieder auf. So weit ich mich daran erinnerte, träumte ich nur von der Stimme meiner Mutter, und sie sagte: »Der Wässerkuss!«, und ich roch schwach den Duft von Tanaqui. Mir fällt es nur schwer, diesen Traum von demjenigen zu trennen, den ich habe, seit ich mit dem Weben begonnen habe. In diesem, jetzigen Traum sehe ich meine Mutter über mich gebeugt. Ich kann nur ihren Umriss erkennen, ihr helles Haar, das so lockig ist wie Robins und nicht buschig wie meins. »Wach auf, Tanaqui«, sagt sie dann. »Wach auf und denke nach!« Auch in diesem Traum rieche ich süße Binsen. Und dann glaube ich, ich hätte nachgedacht, ohne

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