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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03 Der Fluss der Seelen
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Zwischen den Brettern drang Licht hindurch. Runde Köpfe säumten die Brücke, und neben jedem Kopf war ein kantiger, annähernd runder Felsbrocken zu sehen, bereit, auf uns heruntergeworfen zu werden.
    »Sie halten uns für Heiden!«, schrie Robin. Sie zerrte sich und Entchen eine Decke über den Kopf und bedeckte damit auch Gull zur Hälfte; Hern und ich blieben draußen. Wir konnten nichts unternehmen. Unser Boot schlingerte auf die Brücke zu. Die Felsbrocken fielen, langsam, sie schienen zuerst in der Luft zu hängen und wurden dann immer größer. Unsere Köpfe zuckten zwischen ihnen und dem tobenden Strom hin und her, ohne dass wir wussten, wohin wir blicken sollten. Überall ringsum stiegen Wassersäulen in die Höhe, wenn die Felsbrocken krachend in den Strom klatschten. Die Wucht der Einschläge stieß uns mal hierhin, mal dorthin, und ich glaube, nur diese Stöße und nichts anderes hat uns gerettet. Wir wurden bis auf die Haut durchnässt, aber kein einziger Felsbrocken traf uns. Dann, bevor wir erleichtert aufatmen konnten, wurde es heller, und Hern schrie, dass vor uns Stromschnellen lägen.
    Im gleichen Moment hatten wir die fallenden Felsbrocken hinter uns. Das Boot schlingerte und stieß, und der Bug tauchte ein. Hern und mich traf noch mehr Wasser. Dann war auch das vorbei, und wir glitten eine dahinschießende, kochende Wasserschneise hinab auf einen zweiten, kleineren See. Das Gefälle war nicht sehr steil, glaube ich, aber ich wagte nicht zurückzublicken. Manchmal wache ich in der Nacht auf und glaube, die dicken Brocken mit einem lauten Klatschen ins Wasser fallen zu hören, und dann zittere ich noch immer am ganzen Leib.
    5.

Das wird ein grosser Wollmantel. Seit vielen Tagen sitzen wir nun schon in der alten Mühle, und obwohl ich eng und fein webe, habe ich meine Geschichte noch nicht einmal zur Hälfte erzählt. Trotzdem fürchte ich, dass ich sie beendet haben werde, bevor es Robin wieder gut geht. Mit jedem Tag wird sie mürrischer, und ihr Gesicht hat die Farbe von Kerzentalg. Wie schwer es mir fällt, Nachsicht mit ihr zu üben! Darum webe ich. Nachdem Onkel Falk mir meinen Webstuhl, mein Spinnrad und die Wolle gebracht hatte, war ich ganz krank vor Ungeduld und begann fieberhaft zu weben; nichts ging mir schnell genug. Ich musste die Wolle spinnen und die Fäden in den Webstuhl einlegen, ehe ich mit dem Weben anfangen konnte, und als es endlich losging, habe ich für den ersten Satz den halben Morgen gebraucht. Mittlerweile habe ich mir aber eine zügige Arbeitsweise angeeignet. Während ich den ersten Teil des Musters webe, die Fäden flechte und die Bindung anfertige, die alles zusammenhält, denke ich schon über die nächste Zeile nach. Wenn ich ein Wörterband fertig habe, weiß ich oft bereits, was ich in den nächsten drei oder vier Bändern niederlegen will. Ich werde immer schneller, Klick-Klack machen die Schiffchen, wechsle die Fäden mit meinen Füßen, Klick-Klack, und immer weiter geht es. Und im Webstuhl wächst die Geschichte.
    Vom zweiten See aus gelangten wir wieder auf den breiten, schlammigen Strom. Ich ertappte mich dabei, wie ich den Einen mit beiden Händen umklammerte. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn aufgenommen zu haben, aber meine Hände waren kalt und taub davon, dass ich ihn hielt. Robin, die kreidebleich im Gesicht war, legte gerade den Jüngling fort. Entchen hatte selbstverständlich die Dame in den Armen.
    »Du hättest sie Gull geben sollen!«, schalt ich.
    »Er braucht sie nicht«, entgegnete Entchen schmollend. Gull wirkte in der Tat sehr friedvoll. Er hatte die Augen geschlossen, als sei nichts geschehen. »Und ich brauche sie wirklich«, fuhr Entchen fort. »Sie ist ganz warm geworden, und da wusste ich, dass wir es schaffen.«
    »Natürlich wird sie warm, wenn du sie die ganze Zeit an dich presst!«, rief ich. »Es ist schon ein Wunder, dass du sie nicht völlig abgeschabt hast.«
    »Halt den Mund, Tanaqui«, sagte Robin müde. »Suchen wir uns lieber ein Plätzchen, wo wir rasten können.«
    Wir fanden jedoch nirgendwo eine Stelle, an der wir landen konnten. Der Strom hatte sich zwischen Hügeln ausgebreitet, die fast eine Meile voneinander entfernt lagen. Auf beiden Seiten guckten Scheunendächer und Hausgiebel aus dem rauschenden Wasser. Wir überlegten zuerst, an den ersten Dächern festzumachen, die wir entdeckten, doch als wir uns ihnen näherten, erhoben sich am Schornstein zwei alte Leute und beschimpften uns laut. Sie hielten uns für

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