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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03 Der Fluss der Seelen
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»Tanaqui, es gibt ein kleines Wort, das du an mich richten solltest. Wie heißt es?« Und natürlich fällt mir dann niemals ein, was sie meint, also sage ich es nicht, und dafür nennt sie mich dann ungehobelt. Wenn sie nur sagen würde: »Tanaqui, du hast nicht bitte gesagt«, dann wüsste ich, was sie meint, und würde es sagen. Mit Tanamil war es ähnlich. Er wollte, dass wir etwas Bestimmtes sagten, was nur für ihn offensichtlich war, für uns aber nicht.
    Als Erster fragte Hern: »Würdest du dich einen Magier nennen?«
    »In gewisser Hinsicht ja«, antwortete Tanamil, »und doch nenne ich mich nicht so.« Und er wandte sich an Entchen.
    »Glaubst du an die Unvergänglichen?«, fragte Entchen. Er hatte ernsthaft nachgedacht, und ich sah ihm an, dass er sich sehr klug vorkam, weil er diese Frage stellte.
    Tanamil war belustigt. Er hob das Gesicht an die flackernde Decke und lachte. »Nicht so wir ihr«, sagte er. »Aber es gibt sie.« Dann wandte er sich, noch immer lachend, an mich.
    Im ersten Moment glaubte ich zu wissen, welche Frage er von mir verlangte, doch dann war sie fort.
    »Nein, nein«, sagte er. »Du musst mir die Frage stellen, die du mir stellen willst.«
    Das war genauso, wie wenn Tante Zara sagt, ich müsste bitte sagen, weil ich es wollte – und wer will das schon? »Bitte«, sagte ich, aber das war es natürlich nicht. »Woher kommst du?«, fragte ich.
    Es war nicht die richtige Frage. Er lachte wieder. »Du würdest wohl sagen, dass ich aus den Schwarzen Bergen komme.«
    Ich rätsele immer mehr über dieser Antwort, denn ich weiß, dass die Heiden übers Meer zu uns gekommen sind. Während ich damals überlegte, wandte Tanamil sich Robin zu. Und ich weiß nicht, was Robin ihn gefragt hat. Ich weiß, dass sie etwas fragte, und glaube, dass sie die richtige Frage stellte und Tanamil antwortete, aber ich habe keine Erinnerung an das Gesagte. Entchen sagt, ich könne mich deswegen nicht erinnern, weil Robin zu dieser Zeit gar nicht dort war. Er sagt, Tanamil sei zu uns gekommen und habe mit jedem von uns allein gesprochen; ich füge die Begebenheit auch an einer ganz falschen Stelle ein, denn es habe sich gleich zu Beginn unseres Aufenthalts zugetragen. Meiner Erinnerung nach geschah es jedoch fast gegen Ende unseres Besuchs, und ich bin es, die diese Geschichte webt.
    Die nächsten Dinge geschahen während der Nacht, und ich weiß genau, dass sie sich kurz vor dem Ende unseres Aufenthalts zutrugen. Wir alle schliefen zwischen den Decken am Feuer. Dort war es wärmer und behaglicher als irgendwo, seitdem wir von zu Hause aufgebrochen waren, deshalb weiß ich nicht, weshalb ich aufwachte, es sei denn, es lag daran, dass Robin und Tanamil sich so laut stritten. Ich habe nur wenig von dem gehört, was sie sagten. Ich fiel wieder in Schlaf und erwachte wieder, nur um zu hören, dass sie einander noch immer heftig in den Haaren lagen. Ich will hier niederlegen, was ich gehört habe.
    Tanamil sagte gerade: »Aber sie sind gebunden zu gehen. Sie haben sich selbst verpflichtet, und ich kann sie nicht für immer aufhalten.«
    »Wenn das so ist«, entgegnete Robin, »dann werde ich ebenfalls gehen müssen.«
    »Aber du hast dich nie verpflichtet«, sagte Tanamil. »Warum solltest du gehen?«
    Robin sagte: »Ich habe mich sehr wohl verpflichtet. Vor Jahren schon habe ich meiner Mutter versprochen…«
    »Wenn deine Mutter gewusst hätte«, warf Tanamil rasch ein, »was ich verlange, dann würde sie dir befehlen, dich meinem Wunsch zu beugen.« Diese Behauptung erschien mir unfair, denn Tanamil konnte nicht wissen, was meine Mutter gesagt hätte. Robin aber sagt und denkt ständig, unsere Mutter würde dies wollen und jenes nicht mögen, und ganz gewiss wusste Tanamil darüber Bescheid. Robin begann zu weinen. »Ich bitte dich doch nur, hier bei mir zu bleiben, das ist alles«, sagte er.
    Mehr verlangte er nicht! Mir gefiel es gar nicht, dass er Robin dermaßen einschüchterte. Ich wollte mich aufrichten und Tanamil die Meinung sagen, doch stattdessen schlief ich erneut ein.
    Ich erwachte abermals, als Robin schrie: »Ich sage dir nein!«
    Und Tanamil schrie zurück: »Warum? Warum, warum, warum?«
    »Weil du bist, was du bist«, sagte Robin. Sie weinte wieder – oder noch immer. »Es wäre nicht richtig.« Ich hätte sie schütteln können vor Wut. Damit hatte sie ihm so gut wie gestanden, dass wir keine Heiden waren.
    »Was soll das heißen – nicht richtig?«, herrschte Tanamil sie an. »Wo gibt es

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