Jones, Diana Wynne
bezweifelte sehr, dass der König einen der heidnischen Edelleute empfangen hätte.
»Ich weiß auch schon, wen ich senden kann«, sagte Kars Adon und schickte seine Edlen in alle Richtung davon, diesen Mann zu suchen. »Dann hast du vom Weben gesprochen«, wandte er sich wieder an mich. Er benahm sich sehr ehrfürchtig, aber für ihn war die Weberei selbstverständlich eine Kunst der Magier. »Sollte ich unseren Boten bitten, dir dein Gewebe mitzubringen?«, erbot er sich.
»O ja!«, rief ich. Und dann erklärte ich Kars Adon, weshalb meine Webarbeit so wichtig war. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich so etwas einmal tun würde. Doch er war offen zu mir gewesen, und wir stammten beide vom Einen ab. Von Kankredin drohte ihm die gleiche Gefahr wie mir. Ich berichtete ihm vom ersten Mantel und wie ich Kankredins Bande gelöst hatte. »Aber ich weiß einfach nicht, was ich tun muss, um ihn auch von Cenbliths Banden zu befreien«, sagte ich. »Fällt dir dazu etwas ein?«
Kars Adon gab sich mit einem Mal noch verlegener als sonst. Er wickelte sich seinen Umhang um die Finger und wand ihn hin und her. Das kam daher, glaube ich, dass er wohl gehofft hatte, die Antwort auf genau diese Frage in meiner Webarbeit zu finden, und sich schämte, weil ich ihm nun damit zusetzte. »Ich verstehe überhaupt nichts von der Zauberkunst«, wandte er ein.
»Niemand weiß etwas über das, womit wir es hier zu tun haben«, entgegnete ich. »Du kannst ganz unbelastet darüber nachdenken.«
Ich glaube, er war geschmeichelt. Er überlegte. »Was hast du unserem Großen Vater mit dem ersten Mantel gegeben?«, fragte er.
»Den unterbrochenen Bann Kankredins, und die Geschichte unsere Reise stromabwärts«, antwortete ich. »Der zweite beginnt damit, dass der König uns erklärt, wie der Eine gebunden wurde, und berichtet, was wir erlebten, während wir den Strom aufwärts reisten.«
Kars Adon versank in tiefes Nachdenken. »Wäre es möglich«, sagte er endlich, »dass du ihm seine Bande bringen musst und den gesamten Strom dazu? Und vielleicht die Geschichte, wie du es entdeckt hast?«
Und wisst ihr, er hatte Recht! Das wusste ich bestimmt, kaum dass er es ausgesprochen hatte. Darum webe ich alles, was wir erlebt haben. Trotzdem ist es noch nicht die ganze Geschichte, und ich weiß, dass ich mich sputen muss fortzufahren.
Ich hatte mich noch gar nicht richtig bei Kars Adon für seinen klugen Einfall bedankt, als jemand zu uns trat und sagte: »Sie sagen mir, dass du etwas von mir wünschst, junger Herr.«
Wir blickten auf, und da stand Onkel Falk und neigte auf höchst ehrerbietige Weise vor Kars Adon den zitternden Kopf. »Onkel Falk!«, rief ich schrill. Ich sprang hoch und umarmte ihn.
»Ach, ich dachte es mir doch, dass du dich hier herumtreibst«, sagte er. Ich drückte ihm einen Kuss auf seine Hakennase. Mir kam der Gedanke, dass mein Großvater ein wenig Onkel Falk ähnelte, und das ist ein guter Gedanke. Anscheinend waren Onkel Falk und die anderen Bewohner von Iglingen am Tag nach unserem Aufbruch gezwungen gewesen, die Flucht vor Kankredin zu ergreifen. Der Strom floss rückwärts und überschwemmte die meisten Häuser. Zwitt hatte solche Angst, dass er die Leute überredete, über Land in die Berge zu ziehen, während wir, die wir den Windungen des Stroms folgten, viel länger brauchten, um hierher zu gelangen.
Kars Adon wies Onkel Falk an, zum Lager unseres Königs zu gehen und ein Treffen mit ihm zu vereinbaren, das so rasch wie möglich stattfinden sollte. Er trug ihm auf, unbedingt meinen Webstuhl und mein Garn mit zurückzubringen. Onkel Falk war ein wenig erstaunt, dass Kars Adon ausgerechnet ihn auswählte, aber die Idee war gut. Robin würde ihm glauben, und der König würde sich auf Robins Wort verlassen. »Diese Weberei«, sagte Onkel Falk. »Ständig muss ich ihr diese Webereien holen.« Aber er erklärte sich einverstanden. Obwohl er auf seiner Unabhängigkeit beharrte, hielt er große Stücke auf Kars Adon.
Die Nacht verbrachte ich auf einem klumpigen Bett in einem Zelt mit einigen Heidenmädchen. Wenn sie unter sich sind, schnattern sie genauso wie die Mädchen bei uns. Sie erzählten mir, dass Kars Adon jeden meiner Landsleute, der in dieses Tal kam, fragte, ob er oder sie die Familie Clostis kenne. Onkel Falk hatte bei seiner Ankunft einen lauten Ruf ausgestoßen, denn Kars Adon erinnerte ihn sehr an Hern. Kars Adon fragte Onkel Falk daraufhin mehrere Stunden lang über Iglingen und über Hern
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