Jones, Diana Wynne
aus. Die Mädchen waren etwas darüber entsetzt, dass ihr Adon, wie sie ihn nannten, sich so sehr um Eingeborene bemühte. Ich war zufrieden. Ich dachte, dass alles sehr gut lief.
Am Morgen jedoch musste ich hören, dass Onkel Falk meine Webarbeit nicht mitgebracht hatte. Unser König hatte Bedingungen gestellt. Er war einverstanden zu verhandeln und hatte einen Treffpunkt benannt, aber er wollte meine Webarbeit nur gegen den Einen austauschen; er wisse, dass ich den Einen habe.
»Aber ich habe ihn doch nicht mehr!«, sagte ich zu Kars Adon. »Ich habe ihn ihm selbst zurückgegeben.«
»Das ist gar nicht wichtig«, meinte Kars Adon. »Das können wir ihm erklären. Es zählt allein, dass er verhandlungsbereit ist.« Darüber war er überglücklich. Schon kurz nach Sonnenaufgang brach er mit mir, Onkel Falk und sieben seiner besorgten Edlen zu der Stelle nah am See auf, die der König benannt hatte.
So kommt es, dass ich jeden Zoll des Stroms gesehen habe und meine Mäntel ihn zur Gänze beschreiben. Während wir am Wasserfall hinabkletterten, zwang ich mich, den Strom anzusehen, obwohl mir durch die Höhe und den Lärm ganz schwindlig wurde. Hunderte von Fuß tief fällt das Wasser herunter, er ist nicht breit, aber mit gewaltiger Kraft tost er in ein großes Felsenbecken am Fuße des Berges. Über Moos und hängende Farne, die durch die Wolken des Sprühwassers ewig nass sind, kletterten wir zu dem Becken hinunter. Kankredin war schon so nahe, dass an diesem Tag weiß aufgeschäumtes Wasser das Becken füllte und der Wasserfall in sich zurückfloss, als wolle er versuchen, den Berg wieder hochzusteigen. Der Lärm war ungeheuerlich, und an den Rändern des fallenden Wassers sah ich Regenbögen, die so groß waren wie ein Regenbogen am Himmel. Jeder starrte den Anblick, der sich uns bot, erschüttert an. Niemand wollte den Namen Kankredins aussprechen, aber alle dachten wir an ihn.
Jenseits davon braust das Wasser durch die gewundene Klamm zum See hinunter und durchläuft dabei eine Reihe von Becken, die so blau sind wie das Auge eines Heiden. Weiße Blasen kämpfen sich darin an die Luft. Die Klamm durchschneidet, unmittelbar bevor sie in den See mündet, eine grasige Ebene. Dort, zwischen schrägen Felsen, wartete der König. Sein Gefolge und er waren vor uns eingetroffen, denn sie hatten es nicht weit. Wie betäubt kamen wir am Treffpunkt an. Selbst hier erschien der Lärm noch sehr laut. Ich begriff nicht, wieso der König sich für die Verhandlungen eine Stelle aussuchte, an der man sein eigenes Wort kaum verstehen konnte.
Er saß auf einem Stein und lächelte uns zu. Selbst mich lächelte er an. Hinter ihm stand mein Webstuhl zwischen Jay und Hern. Auch Hern versuchte mich anzulächeln. Trotz allem, was Entchen ihm gesagt hatte, war er überzeugt gewesen, dass ich ertrunken sei, bis Onkel Falk auftauchte. Ich sah indes deutlich, dass Hern noch etwas anderes bedrückte. Was Jay anging, nun, er hatte die Augen halb geschlossen und bedachte mich mit einem hasserfüllten Blick, den ich nur schwer vergessen kann.
Unser König erhob sich nicht. Damit wollte er Kars Adon zeigen, dass er ihn für einen Angreifer und Eindringling hielt, was gewiss die Wahrheit war. Kars Adon verbeugte sich höflich vor ihm. Unser König neigte den Kopf, zwinkerte und begann, die Namen der wichtigen Männer zu brüllen, die ihn begleiteten. Der Erste war mir fremd, ein liebenswürdig wirkender Mann im Wollmantel eines Dorfvorstehers.
»Das ist Wren«, brüllte unser König. »Und das« – er zog Hern vor – »ist Hern, mein junger Schwager.«
Schwager!, dachte ich entsetzt und starrte Hern an. Hern hob die Schultern, breitete die Hände aus und sagte mit Blicken: »Das erzähle ich dir später.« Doch im Grunde brauchte er mir nichts zu erklären. Wren war ein Dorfvorsteher, Robin war eine Königin. Arme Robin. Armer Tanamil. Dann dachte ich: Aber sie hatten meinen Wollmantel nicht. Ich glaube, die Heirat ist nicht rechtens! Aufgrund dieser Überlegungen bekam ich nicht mit, was als Nächstes gesagt wurde. Als ich wieder zuhörte, beugte Kars Adon sich vor und brüllte ernsthaft unserem König ins Gesicht.
»Wir können es uns nicht leisten, Feinde zu sein«, hörte ich durch das Wassertosen. »Wir müssen Frieden schließen und uns gegen Kankredin verbünden.«
»Frieden?«, schrie unser König. »Du kommst in mein Land, verwüstest die Dörfer, mordest die Menschen, vertreibst mich von meinem Besitz, und dann blökst du von
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