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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03 Der Fluss der Seelen
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solltest du wohl lieber mit uns kommen. Wir müssen von hier fort. Kankredin kommt den Strom herauf, heißt es, und er schiebt eine große Wand aus Wasser vor sich her. Da er mir noch keine Nachricht gesandt hat, gehe ich davon aus, dass er nun auch mein Feind ist.«
    »Das ist er«, sagte ich. »Er möchte selber König werden.«
    Kars Adon verzog den Mund, als er das hörte. »Ich danke dir. Das hätte ich selbst merken sollen. Nun, da ich darüber nachdenke, hatte ich es schon erkannt, als mein Vater noch lebte.« Er zupfte sich kurz am Saum seines Umhangs. Dann sagte er: »Ich stehe tief in der Schuld deiner Familie. Ohne deinen Bruder würde ich noch immer wie eine Maus in den Falten von Kankredins Gewand kauern und von … von Ruhm träumen … und riskieren, dass man auf mich tritt. Hern hat mir gezeigt, wie töricht das war.«
    Hern wird sich freuen, das zu hören, dachte ich.
    »Du kommst lieber mit in unser Lager«, sagte Kars Adon. »Ich könnte dir zumindest jetzt ein wenig Dankbarkeit beweisen.«
    »Ach, das kann ich aber nicht!«, sagte ich. »Meine Webarbeit ist unten im Lager des Königs, und ich muss sie holen und fertig stellen, bevor Kankredin hierher kommt. Du würdest mir niemals glauben, wie wichtig das ist!« Über die Kante des Grashangs warf ich einen Blick auf den winzigen Fleck weit unten, der der See war, aber ich musste rasch die Augen abwenden.
    »Ist euer König dort unten?«, fragte Kars Adon plötzlich sehr eifrig. Ich dachte, er hätte gar nicht auf das geachtet, was ich über das Weben gesagt hatte, doch später sollte ich erfahren, dass ich mich da irrte.
    »Ja«, sagte ich. »Wir haben den See am späten Nachmittag erreicht.«
    Kars Adon war entzückt. »Aber das ändert alles«, sagte er. »Wir bleiben hier. Ich schicke Leute aus, die mit eurem König verhandeln sollen, und dann können sie auch nach deiner Webarbeit fragen. Ich glaube, Hern würde sagen, dass das genau das Richtige ist. Du kommst mit mir.«
    Er zog seinen Umhang enger um sich, um sich gegen den Wind zu schützen, und ging die Wiese hoch. Er hinkte tatsächlich stark beim Gehen; ich hatte richtig vermutet. Als ich ihm nicht auf der Stelle folgte, rief er mir zu: »Sind deine Brüder bei eurem König?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Dann wird alles gut«, entgegnete er und ging weiter.
    Ich holte ihn mühelos ein, weil er hinkte. Während wir gemeinsam die Bergkuppe umrundeten, fragte ich ihn, ob er verwundet worden sei.
    Er lief rot an und schüttelte den Kopf. »Ich bin damit zur Welt gekommen.«
    Unter den Bäumen hinter dem abfallenden Gras nahmen uns sechs vornehm aussehende Heiden in Empfang. Sie hatten die ernsten, unruhigen Gesichter, die allen Heiden gemein zu sein schienen, doch ich glaube, sie waren wirklich besorgt. Einer fragte: »Gibst du nun Befehl, das Lager abzubrechen, Herr?«
    »Ich habe eine bessere Möglichkeit gefunden, unsere Not zu beenden«, sagte Kars Adon. »Der König der Eingeborenen ist in der Nähe, und wir werden Kankredin vereint gegenübertreten.« Er bedeutete mir, ihn zu begleiten, und hinkte eilig den Hang hinab. Die Heiden-Edelleute folgten uns. Aus ihren Gesprächen während unseres Gangs erfuhr ich, dass sie schon seit Tagen versuchten, Kars Adon wegen Kankredin zum Abrücken zu bewegen. Vor Kankredin hatten sie eine Todesangst, mehr noch als Robin. Ihre Furcht war es, die klar machte, wie stark Kankredin wirklich ist. Gleichzeitig begriff ich, dass sich Kars Adon bei dem Gedanken, vor Kankredin zu fliehen, der Magen umdrehte. Er war auf der Suche nach einer Ausflucht gewesen, um hier bleiben und sich stellen zu können, und in dem, was ich ihm erzählte, hatte er sie gefunden.
    Die Edlen wiederholten mehrmals, dass Besonnenheit der bessere Teil der Tapferkeit sei – und wer könne schon dem Magier der Magier widerstehen? Kars Adon hinkte weiter, ohne zu antworten, bis wir an einen Trampelpfad gelangten, der unter den Kiefern herausführte; dort gab er über die Schulter zurück: »Besonnen war ich einmal und hätte fast die Clans verloren. Nun lege ich uns in die Hände unseres Großen Vaters.« Damit brachte er sie zum Schweigen.
    Das Heidenlager breitete sich unter uns aus. Es war sehr groß. Zahllose Flaggen flatterten über vielen Zelten in einem der hübschesten Täler, die ich je gesehen habe. Es war warm dort; es öffnete sich nach Süden, und Blumen wuchsen darin in solcher Fülle, dass sie den Abend mit Wohlgeruch erfüllten.
    »Wie ich deinem Bruder versprach, habe ich

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