Jones, Diana Wynne
beschämt, und dabei wollte ich ihn nur von dir ablenken. Das Schwierige war nur, dass ich ihn vor aller Ohren gedemütigt habe, und er konnte nicht mehr anders, als sie auf der Stelle zu heiraten. Dann kam Jay triefendnass herbei und sagte, du seist mit dem Einen geflohen und wärst zur Strafe für deine Sünde ertrunken. Der König war deswegen so wütend, dass er schwor, nichts könnte ihn nun noch davon abhalten, Robin zu heiraten. Seine Leute ließ er im See nach dem Einen fischen. Und Robin war deinetwegen viel zu verstört, um sich Gedanken um den König zu machen. Dann kam Onkel Falk herbei. Danach war der König wunderbar gelassen, und wahrscheinlich hätte ich ahnen sollen, dass er etwas plante. Doch Tanamil war verschwunden, und Entchen und ich hatten alle Hände voll mit Robin zu tun. Gegen Morgengrauen traf Wren im Lager ein. Sein ganzes Dorf war bei ihm, und die Leute hatten zuerst viel zu viel Angst, um ihre Flucht zu unterbrechen. Der König befahl Sard, einen von ihnen niederzuschießen, und danach hielten sie an. Sie fürchteten sich zu Tode. Sie sagen, eine Wand aus Wasser, die eine halbe Meile hoch sei, komme den Strom herauf. Der König entgegnete, dass wir alle weiterziehen würden, sobald er Robin geheiratet habe, aber nach der Trauung befahl er ihnen doch, zu warten und auf Robin aufzupassen, während er sich mit Kars Adon traf. Er nahm Wren und mich mit, um sicherzustellen, dass die übrigen hier blieben. Das war kein Spaß, das kann ich dir sagen. Und dann Tanamil! Tanamil tauchte während der Trauung auf. Er rannte über den See hinweg, raufte sich die Haare und schrie, und Robin begann wieder zu weinen. Es war schrecklich. Alles ist schrecklich, Tanaqui. Ich kann doch nicht König werden, oder, Tanaqui?«
Das war es, was ihm am meisten auf dem Herzen gelegen hatte. »Gull wusste schon, dass du König wirst«, sagte ich. »Er wollte es mir nicht sagen, weil er dachte, dass ich ihn dafür auslachen würde. Ich hätte aber nicht darüber gelacht. Gull kann nicht wissen, wie sehr du dich verändert hast.«
»In der Nähe des Königs habe ich wenigstens gelernt, wie man nicht sein sollte, wenn es das ist, was du meinst«, knurrte Hern, aber er war fröhlicher, nachdem ich ihm geantwortet hatte. Dann erzählte ich ihm, was mir zugestoßen war, aber ich bin mir gar nicht sicher, ob er mir überhaupt zuhörte. Ständig kam jemand und fragte ihn etwas, und er musste eilig fort, bevor ich zum Ende kam.
Entchen fand ich auf den Felsen, wo er vor sich hinbrütete. »Ist das Kämpfen nicht abscheulich?«, fragte er mich. Davon sprachen wir eine Weile, dann sagte er: »Der alte Grinser hat Robin also doch noch geheiratet, heute Morgen. Wusstest du das?«
»Ja«, sagte ich. »Aber ich habe den Wollmantel doch weggenommen. Welche Heiratstracht hatte er an?«
Entchen lachte. »Das wusste ja niemand. Erinnerst du dich noch an die Binsenmatte, die ich geflochten habe?«
»Entchen!«, rief ich.
»Ich sagte dir ja, ich werde Magier«, entgegnete Entchen. »Mit solchen Kleinigkeiten habe ich kaum noch Mühe. Das Flötenlied des Friedens ist weitaus schwieriger. Als wir anfingen, dachte ich schon, ich würde Tanamil im Stich lassen müssen. Jedenfalls habe ich die Matte in die Truhe gelegt, und jeder dachte, es wäre dein Zaubermantel. Der König trug ihn. Niemand hat es gemerkt. Das heißt, Hern hat es schon bemerkt, aber er war zu aufgebracht, um etwas zu sagen, und Robin natürlich auch, aber sie guckte die ganze Zeit über weg, weil sie es nicht ertragen kann zuzuschauen, wenn die Leute albern aussehen.«
»Aber Entchen, ich glaube nicht, dass die Trauung rechtskräftig war!«, sagte ich. Ich war zutiefst entsetzt.
»Wenn der Dorfvorsteher sie durchgeführt hat, ist alles einwandfrei«, entgegnete Entchen unleidlich. »Und wag es bloß nicht, irgendjemandem davon zu erzählen. Ohne diese Heirat hat Hern nicht das geringste Recht, sich König zu nennen. Also halte den Mund.«
Entchen hatte natürlich vollkommen Recht. Keiner Menschenseele habe ich mich anvertraut, aber nun arbeite ich es hier in meinen zweiten Wollmantel ein.
Von da an zeigte sich allmählich eine gewisse Ordnung im Kommen und Gehen. Die Leichen der beiden Könige und der anderen, die getötet worden waren, wurden auf der großen Wiese am See aufgebahrt. Wren, der Ortsvorsteher, ging um den See herum zu der Scheune unter den Bäumen. Als er dort ankam, war Kankredin schon so nahe, dass die Wellen sich mitten im See hoch auftürmten
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