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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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unpassendes Lied. »Äh … dass das Leben auch nur ein Auftritt ist, glaube ich.«
    »Ich wusste gleich, dass du dich an den falschen Satz erinnern würdest – und dass du auch das nicht einmal richtig zusammen bekämst«, sagte Clennen milde. »Sonst jemand?«
    »Du hast gesagt, dass der Süden einmal ebenso frei war wie der Norden«, antwortete Brid. »Und das hast du zu mir gesagt.«
    »Dann vergesst es nicht«, sagte Clennen.
     

3.
    Nachdem Moril die ganze Nacht lang versucht hatte, im kleinen Zelt bei Dagner und Kialan Schlaf zu finden, kroch er in den Wagen zu Brid und dem Weinkrug. Er sagte ihr, dass selbst dieses riesige Gefäß weniger Platz beanspruche als Kialan, und außerdem habe es weder Knie noch Ellbogen. Dreimal war Moril zu seinem Verdruss im taufeuchten Gras neben den Zeltspannschnüren aufgewacht. Kialan brauchte eigentlich nur in seine Nähe zu kommen, und seine gute Laune war dahin; er wünschte Dagner viel Vergnügen mit dem Burschen. Es war nur schwer zu sagen, ob Dagner Kialan nun leiden konnte oder nicht, denn Morils Bruder war sehr wortkarg. In dieser Hinsicht glich er Lenina. Was Lenina von Kialan hielt, ließ sich im Grunde nicht sagen – wie bei fast allem.
    Obwohl Clennen ihn gehörig gerügt hatte, schien Kialan sich nicht zügeln zu können. Immer wieder machte er unverblümte Bemerkungen. »Wisst ihr, euer Wagen ist wirklich schrecklich grell«, sagte er am zweiten Morgen. Zu seiner Entschuldigung ließ sich vielleicht anführen, dass genau hinter dem Wagen strahlend die Sonne aufging und Moril gerade seinen Rotschopf herausstreckte. Insgesamt bot sich Kialan ein wirklich farbenprächtiger Anblick, aber Brid war trotzdem ungemein gekränkt.
    »Das stimmt nicht!«, rief sie.
    »Du bist wohl noch zu klein, um Geschmack zu haben«, erwiderte Kialan. Danach schwor Brid gegenüber Moril, dass Kilian ihr Feind auf Lebenszeit sei.
    Abgesehen von seinen Ellbogen und der Tatsache, dass Kialan niemals anbot, bei irgendeiner Arbeit zu helfen, verärgerte er Moril vor allem durch eine Gewohnheit: Jedes Mal, wenn Moril üben musste, stellte er sich dazu und hörte mit überlegener Miene zu. Leider kam das in den letzten Tagen sehr häufig vor. Sie nahmen – vielleicht Kialans wegen – einen direkteren Weg als gewöhnlich zum Flinnpass, der in die Nordlande führte. Auf diese Weise wichen sie allen größeren Städten aus und kamen nur durch zwei Dörfer. Im Ersten davon kaufte Lenina zwar Lebensmittel, aber sie traten in keinem der beiden auf. Clennen ergriff die Gelegenheit, Moril die alten Lieder einzuschärfen, Brid auf dem Panhorn üben zu lassen und eine Anzahl Stücke gemeinsam mit allen zu proben.
    Und Kialan schaute stets zu und brachte Moril damit völlig aus der Fassung. Das ärgerte Moril dermaßen, dass er sich noch tiefer als sonst in seine Gedankenwelt zurückzog. Er hockte sich auf seinen Stammplatz hinter dem Kutschbock und starrte auf die weiße Straße zurück, die sich hinter ihnen zwischen grüngrauen Hügeln gen Süden schlängelte. Heiß brannte die Sonne auf ihn nieder – eine Sonne, die Moril niemals bräunte, ganz gleich, wie lange er ihr ausgesetzt war. Zusammengesunken träumte er von seinem Geburtsort im Norden. Wie immer stimmte es ihn traurig, dass sein Vater wegen des Streits mit Graf Keril niemals nach Hannart fuhr. Moril sehnte sich so sehr nach seiner Geburtsstadt und hatte sie sich schon in allen Einzelheiten ausgemalt. Eine alte, graue Burg stand darin, Ebereschen gab es und blaue, schroffe Berge, die eine scharfzackige Silhouette bildeten. Moril sah alles ganz deutlich – den ganzen Norden sah er vor der grau-grünen Landschaft des Südens wie ein Bild auf einer Fensterscheibe: dunkle Wälder und grüne Täler, die merkwürdigen Grünen Straßen aus alter Zeit, die an Orte führten, die bedeutungslos geworden waren, harte graue Felsen und den großen Katarakt von Wassersturz. Die Geschichten um Zauberei und Abenteuer, wie es sie nur im Norden zu geben schien, lebten in diesem Bild. Der Süden hatte nichts zu bieten, was dem gleichkam.
    Kialans Stimme unterbrach Monis Träumerei und dieser dachte, der Norden habe noch einen weiteren, bisher unbekannten Vorteil. Kialan würde sie dort verlassen.
    »Ich habe es jetzt sechsmal gesagt«, knurrte Kialan. »Verbringst du denn deine ganze Zeit tausend Meilen weit fort?«
    Moni war verärgert. Seine Familie durfte ihn wegen seiner Träumreisen aufziehen, wenn sie denn wollte, aber Kialan war ein Fremder. »Du

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