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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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sprechen. Er wunderte sich sehr, wie gut Dagner es verstand, Dinge in Worte zu fassen, die Moril sein Leben lang zwar gewusst, aber doch nie richtig zur Kenntnis genommen hatte. »Du glaubst also, Mutter hat Vater nicht wirklich geliebt?«, fragte er traurig.
    »Nicht so wie wir«, antwortete Dagner.
    »Warum ist sie dann damals mit ihm davongezogen?«, fragte Brid triumphierend, als hätte sie damit das Streitgespräch für sich entschieden.
    Dagner blickte schwermütig auf eine weitere Reihe von Apfelbäumen, die über Olobs Ohren hinweg in Sicht kamen. »Da bin ich mir nicht ganz sicher«, sagte er, »aber ich glaube, die alte Quidder hatte damit zu tun.«
    Moril drehte sich um und warf einen scheuen Blick auf das alte Instrument, das mit glänzendem, vorgewölbtem Bauch an seinem Platz im Gestell hing. »Warum sagst du das?«, fragte er beklommen.
    »Weil Mutter es einmal erwähnt hat«, antwortete Dagner. »Und Vater hat dir schließlich gesagt, die Quidder besitze Macht, oder nicht?«
    »Das ist auch sehr wahrscheinlich, wenn sie Osfameron gehört hat«, stellte Kialan nüchtern fest.
    »Sei nicht albern! So alt kann sie doch gar nicht sein!«, protestierte Moril.
    »Osfameron hat vor weniger als zweihundert Jahren gelebt«, entgegnete Kialan im Brustton der Überzeugung. Er schien zu wissen, wovon er sprach. »Er wurde im gleichen Jahr geboren, in dem König Labbard starb, deshalb kann es nicht länger her sein. Eine Quidder hält gewiss so lange, wenn man sie gut pflegt. Ja, wir ha… mit eigenen Augen habe ich eine gesehen, die vierhundert Jahre alt ist – aber sie sah aus, als würde sie schon auseinander fallen, wenn man sie nur anhaucht.«
    Moril warf einen weiteren, noch bangeren Blick auf die stille, wohl erhaltene alte Quidder. »Das kann doch nicht sein!«
    »Nun«, sagte Dagner zaghaft, »man denkt immer, dass es so etwas nur vor langer Zeit gegeben hat, aber … sei mal ehrlich, Moril, hattest du denn nicht auch den Eindruck, dass du Vater heute Morgen am Leben erhalten hast?« Moril starrte ihn mit offenem Mund an. »Dachte ich’s mir doch«, sagte Dagner ein bisschen entschuldigend. »Ich habe sie noch nie so klingen gehört wie dort am See. Und … und Vater ist sehr schnell gestorben, nachdem du aufgehört hattest, oder?«
    Moril sah ihn entsetzt an. »Was soll ich denn nur mit so einem Ding anfangen!«, heulte er fast.
    »Das weiß ich auch nicht. Vielleicht solltest du lernen, darauf zu spielen«, meinte Dagner. »Aber wenn ich ehrlich bin, war ich froh, dass Vater sie nicht mir gegeben hat.«
    Jeder versank nun in Nachdenklichkeit. Brid schniefte elend. Olob schritt noch eine Meile ungerührt weiter, dann blickte er auf die sinkende Sonne und schien einen Lagerplatz zu suchen. Dagner brachte ihn davon ab. Dreimal hinderte er Olob daran, von der Straße abzubiegen, danach gab das Pferd die Versuche auf. Weiter und weiter fuhren sie, bergan, bergab, durch kleine Täler, über Weiden und durch Obsthaine. Das Himmelsblau verfärbte sich langsam rosa, dann verdunkelte sich das Rosa ins Purpurrote, schließlich hielt Brid es nicht mehr aus.
    »Jetzt halt doch endlich an, Dagner!«, rief sie. »Der Tag heute kommt mir vor, als hätte er hundert Jahre gedauert.«
    »Ich weiß«, sagte Dagner, »aber ich wollte uns einen guten Vorsprung verschaffen.«
    »Meint du wirklich, Ganner folgt uns?«, fragte Moril. »Er kann doch froh sein, wenn wir fort sind. Dann braucht er sich über Dächer und ähnliches keine Sorgen mehr zu machen.«
    »Er wird uns folgen«, sagte Kialan. »Ein gewissenhafter Mann – das ist er, unser Ganner. Heute Abend hat er wahrscheinlich ein paar Gefolgsleute ausgesandt, und gleich morgen früh bricht er selber auf. Darum … – ich meine, wenn Dagner und ich allein unterwegs gewesen wären, dann…«
    »Nur zu. Spuck’s schon aus. Du meinst, Moril und ich hätten nicht mitkommen sollen«, sagte Brid bitter.
    »Das habe ich nicht gesagt!«, fuhr Kialan sie an.
    »Aber gemeint.«
    »Nein, das hat er nicht gemeint«, schaltete Dagner sich ein. »Hör auf, dich so dumm zu benehmen, Brid. Ich bin aufgebrochen, ohne Mutter zu erklären warum, und wenn ich es ihr erklärt hätte, dann hätte sie mir verboten, euch beide mitzunehmen. Deshalb weiß ich, dass sie Ganner bitten wird, uns zu folgen. Wenn er uns einholt, dann werden Moril und du mit ihm zurückkehren müssen, fürchte ich.«
    »O!«, rief Brid, und Moril wollte ebenfalls aufbegehren.
    »Deshalb hoffe ich ja, dass er uns

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