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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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in den Stall, um nach Olob und dem Wagen zu sehen.
    Dagner stand vor dem Stall und polierte Olobs Geschirr. Kialan ging ihm dabei zur Hand. Beide blickten sie etwas verdutzt auf, als Moril und Brid eintraten.
    »Was treibt ihr euch denn hier herum?«, fragte Kialan gereizt.
    Moril beschloss, den Stier bei den Hörnern zu packen. »Wir nehmen den Wagen und verschwinden«, sagte er. »Kommt ihr mit?« Mit dieser Antwort hatte Kialan offensichtlich nicht gerechnet. Er starrte Moril mit der Verdrossenheit eines Menschen an, der seinen Ohren nicht trauen will.
    »Ich muss sowieso von hier fort«, sagte Dagner. »Vater hat mich gebeten, Kialan nach Hannart zu bringen. Aber es gibt keinen Grund, weshalb ihr beiden mitkommen solltet.«
    »O doch, den gibt es!«, rief Brid. »Einer der Männer, die Vater getötet haben, ist hier im Haus, und wenn das kein guter Grund ist zu gehen, dann sag mir mal einen Besseren!«
    Dagner und Kialan tauschten einen Blick, und Kialan verzog den Mund. »Stimmt das?«, fragte Dagner Moril.
    »Ich hab ihn gesehen«, sagte Moril. »Der Blonde mit dem sonderbaren Blick. Aber du würdest ihn nicht erkennen, denn – «
    »Doch, das würde ich«, erwiderte Dagner. »Wir waren im Wald und haben alles beobachtet. Der Blonde war der Anführer. Das hat uns gerade noch gefehlt, was meinst du, Kialan? Am besten brechen wir sofort auf, nachdem ich mich von Mutter verabschiedet habe.«
    »Sei kein Trottel!«, rief Moril. »Wenn du Mutter verrätst, dass wir gehen, sagt sie es Ganner. Und er ist solch ein Angsthase, dass er es uns verbietet, weil er es für zu gefährlich hält.«
    Die beiden Älteren blickten sich an. »Da hat er Recht, Dagner«, sagte Kialan. »Ganner ist wie eine schreckliche alte Tante. Er wird uns sowieso verfolgen. Was haltet ihr davon, wenn wir warten, bis das Festmahl begonnen hat und er zu beschäftigt ist, um zu bemerken, dass wir fehlen?«
    Dagner dachte sorgenvoll nach. Er war purpurrot angelaufen und ließ den Kopf hängen. »Nein«, entgegnete er nach einer Weile. »Nein, das können wir nicht wagen. Nicht, wenn dieser Kerl hier ist.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf die andere Seite des Hofes. Dort war ein altes, verriegeltes Tor in der Wand, von dem die Farbe abblätterte. »Wir haben schon herausgefunden, dass es auf eine Hintergasse führt. Ihr beiden löst die Riegel, während ich Olob anschirre, aber macht das Tor nicht auf, ehe ich fertig bin.«
    Kialan half Dagner, den Wagen aus dem Kutschhaus zu ziehen, dann führten sie Olob rückwärts zwischen die Deichselarme. Sie waren fertig, kaum dass Moril und Brid ihre Aufgabe erfüllt hatten. Die Riegel waren verrostet und saßen sehr fest. Brid wollte schon Öl aus dem Wagen holen, aber Moril verbot es ihr. »Nein«, sagte er. »Ich habe eine Idee, wie wir Ganner anschmieren.« Deshalb brauchten sie eine ganze Weile, die Riegel ohne Öl durch Ruckeln herauszuhebeln, und Brid klemmte sich dabei einmal den Finger.
    »Fertig«, sagte Dagner. Olob ging zum Tor; er tanzte fast vor Freude, endlich wieder die Arbeit tun zu dürfen, die er gewöhnt war. Brid und Moril öffneten das knarrende Tor. Brid kletterte mit der Gewandtheit, die man nur durch langes Üben erlangt, auf den Wagen, setzte sich und zog die Stiefel aus. Der Wagen rumpelte durchs Tor und knirschte über den Kies auf der Straße dahinter, die so schmal war, dass Olob fast gegen die Hauswand auf der gegenüberliegenden Seite gerannt wäre. Moril blieb im Hof und verriegelte sorgfältig wieder das Tor. Zu seiner Zufriedenheit sah es aus, als habe man es nie geöffnet. Mit Anlauf sprang er daran hoch. Er bekam die Oberkante zu fassen, wo zwischen Tor und Mauer ein kleiner Spalt war. Von dort war es ihm ein Leichtes, auf die breite Mauerkrone zu klettern. Kialan erhob sich im Wagen und half ihm beim Abspringen.
    »Gute Idee«, lobte er. »Wollen wir hoffen, dass Ganner erst mal schön viel Zeit damit vergeudet herauszufinden, auf welchem Weg wir eigentlich verschwunden sind.«
     

6.
    Am späten Nachmittag wirkte Markind menschenleer. Während sie in nördlicher Richtung durch die ansehnlichen Straßen ratterten, die Häuser mit geschlossenen Fensterläden säumten, hätte Moril geschworen, dass niemand in der Nähe war, dem selbst ein bemerkenswerter Wagen wie der ihre aufgefallen wäre. Dennoch war Dagner angespannt, als müsse er eine Vorstellung geben. Er entspannte sich nicht einmal, nachdem sie Markind bereits hinter sich gelassen hatten. Statt nach einer

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