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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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Hafen eingelaufen ist.« Diese Auskunft weckte vorsichtiges, bestürztes Murmeln. Niemand konnte sagen, was ein Schiff aus dem Norden in Holand suchte und ob man bereits das Gesetz brach, wenn man darüber nachdachte. Clennen ging rasch zu anderen Neuigkeiten über. »Der Graf von Weymoor lässt neue Münzen prägen – aus Kupfer und wer weiß was noch. Wert sind sie fast nichts. Für ein Goldstück bekommt ihr mehr als zweitausend von seinen Münzen. Nun liegt der Preis für den Kopf des Pförtners … – vom Pförtner habt ihr alle schon gehört, nehm’ ich an?« Das hatten sie. Der Pförtner war ein berüchtigter Spion, nach dem alle Grafen des Südens fahnden ließen, weil er verbotene Nachrichten weitertrug und die Unzufriedenheit schürte. Noch hatte keiner der Grafen ihn fangen können. »Der Preis für den Kopf des Pförtners liegt jetzt bei zweitausend Goldstücken«, sagte Clennen, »und da solltet ihr hoffen, dass nicht ihr hier in Weymoor ihn schnappt, sonst müsst ihr euch die Belohnung mit einem Lastkarren abholen!« Damit weckte er vorsichtiges Gelächter. »Und der Sturm im letzten Monat hat dem Baron von Niedbach das Dach weggerissen, ganz zu schweigen von meinem Zelt!«, rief Clennen.
    Mittlerweile hatte Lenina die Papierstreifen herausgesucht, auf denen sie sich Botschaften von Menschen aus anderen Ortschaften an ihre Freunde und Verwandten in Derent notiert hatte. »Ist hier ein gewisser Coran? Ich habe einen Brief von seinem Onkel in Pennet für ihn.« Ein rotgesichtiger junger Mann schob sich nach vorn. Er gestand, lesen zu können – es schien ihm fast peinlich zu sein – und bekam die Nachricht ausgehändigt. »Ist hier eine Oma Ben?«
    »Sie ist krank, aber ich richte es ihr aus!«, rief jemand.
    Und so ging es weiter. Lenina gab denen, die des Lesens kundig waren, die Briefe in die Hand, und allen anderen las sie die Zettel vor. Immer mehr Menschen strömten auf den Platz, denn es hatte sich herumgesprochen, dass es Neuigkeiten gab; schon bald hatte sich eine hübsche Menschentraube eingefunden. Die Leute waren bester Laune, und alle erzählten einander das Neuste aus Holand.
    Clennen verkündete: »Hier stelle ich nun einen Hut auf den Boden. Wenn ihr auch unsere Lieder hören möchtet, dann seid so gut und füllt ihn uns mit Silber.« Er schleuderte den scharlachroten Hut von sich. Elegant wirbelte dieser über die Pflastersteine und blieb schließlich vor der Menge liegen. Leer und erwartungsvoll schien er die Menschen anzublicken. Mit dem gleichen Gesichtsausdruck stand auch Clennen da. Und nach einem Augenblick trat der rotgesichtige Coran vor und warf aus Dankbarkeit für den Brief eine Silbermünze in den Hut. Ein weiteres Geldstück folgte, dann noch eins. Lenina beobachtete die Menge mit geübtem Blick und raunte Brid zu, es sehe ganz nach guten Einnahmen aus.
    Dann begann die eigentliche Aufführung, und Moril blieb nicht einmal mehr Zeit für unbestimmte Gedanken. Obwohl er nur wenig zu singen hatte, musste er die große, tiefe Quidder seines Vaters mit ihren tiefen, wohlklingenden Tönen auf dem Sopraninstrument begleiten. Damit war er gut beschäftigt. Seine Finger wurden heiß und begannen zu kribbeln. Er beugte sich vor und blies beim Musizieren darauf um sie zu kühlen. Wie versprochen spielte Clennen dem Publikum besonders beliebte alte und neue Stücke auf – Balladen, Liebeslieder und Burlesken. Dazu kamen einige völlig neue Stücke, die er zum Teil selbst geschrieben hatte. Clennen war ein guter Liederschmied. Bei einigen Stücken begleiteten ihn Brid und Dagner; sie spielten Panhorn, Trommel und die dritte Quidder. Lenina bediente gleichmütig die Handorgel. Sie spielte das Instrument gut – denn Clennen hatte es ihr beigebracht –, aber immer recht mechanisch, als sei sie mit den Gedanken woanders. Moril musste ununterbrochen spielen; seine linke Hand glitt den langen, verzierten Hals seiner Quidder hinauf und hinab, seine Rechte trommelte auf den Saiten, bis ihm die Fingerspitzen glühten.
    Häufig unterbrach Clennen sein Spiel und schaute zwar fröhlich, aber doch ein wenig vorwurfsvoll zu seinem Hut hin. Meist streckte sich dann eine Hand aus der Menge hervor und warf verschämt eine kleine Münze hinein. Clennen blickte daraufhin strahlend in die Runde und machte weiter. Als der Hut mehr als halb voll war, sagte er: »Ich glaube, nun ist es Zeit für einige Lieder aus der Vergangenheit. Wie ihr wohl wisst, hat es in Dalemark früher viele große Barden

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