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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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gegeben, doch konnte sich keiner von ihnen mit dem Adon und mit Osfameron messen. Ihnen kam keiner gleich. Osfameron aber war einer meiner Vorfahren. In direkter Linie stamme ich von ihm ab. Von Osfameron heißt es, dass er die Felsen in den Bergen bewegen, die Toten aus ihrem Schlaf rufen und den Menschen das Gold aus den Taschen locken konnte.« Clennen zog, den Blick auf den Hut gerichtet, die sandfarbenen Augenbrauen ein klein wenig hoch, und wie zur Entschuldigung wurde ein weiterer Silberpfennig hineingeworfen. Ein leises Lachen ging durch die Zuschauer.
    »Daher, meine Damen und Herren«, sagte Clennen, »singe ich euch nun vier Lieder von Osfameron.«
    Moril seufzte und lehnte die Quidder vorsichtig an den Wagen. Für die alten Lieder brauchte man nur die große Quidder, darum konnte er Pause machen. Trotzdem wünschte er, sein Vater würde diese Lieder nicht singen. Moni zog die neue, klangvollere Musik vor. Die alten Lieder erforderten eine Fingerarbeit, bei der sogar die große, klangvolle Quidder rau und schrill klang, und Clennen schien es für nötig zu halten, seine sonore Singstimme so weit anzuheben, bis sie eigentümlich dünn und hoch wurde. Und der Text … Moril lauschte der ersten Strophe und fragte sich, was Osfameron damit nur gemeint haben konnte.
    »Des Adons Halle, sie stand offen.
Und Schwalben schwirrten dort.
Durchs Leben fliegt des Menschen Seele.
Osfameron war dies wohl bewusst.
Des Vogels Leben, es gleicht dem des Menschen nicht.«
    Aber den Zuhörern gefiel die Darbietung. Moril hörte, wie jemand sagte: »Ich mag’s, wenn einer die alten Lieder richtig singt, so, wie’s sein soll.« Und als alle Lieder gesungen waren, gab es ringsum Applaus und ein paar Münzen flogen in den Hut.
    Dann ergriff Dagner die Quidder. Sein Gesicht wirkte angespannter und spitzer denn je. Clennen sagte: »Nun möchte ich euch meinen ältesten Sohn vorstellen, Dastgandlen Handagner.« Das war Dagners voller Name. Clennen liebte lange Namen. »Er wird euch einige seiner eigenen Lieder singen«, verkündete Clennen und winkte Dagner nach vorn in die Mitte des Wagens. Mit einem Gesicht, in dem sich seine große Erregung spiegelte, verbeugte er sich vor der Menge und begann zu singen. Moni konnte einfach nicht begreifen, weshalb dieser Teil des Programms für Dagner solch eine Qual bedeutete. Dabei wäre Dagner lieber gestorben, als seinen Auftritt zu verpassen, das wusste Moril, und doch war Dagner erst wieder froh, wenn er alles hinter sich hatte. Vielleicht lag es daran, dass er seine Lieder selber dichtete.
    Eigentümliche, schwermütige kleine Stücke mit ungewöhnlichen Rhythmen waren es. Durch Dagners Vortrag klangen sie noch absonderlicher, denn er sang sie mal laut, mal leise, ohne dass es einen Grund dafür gab, es sei denn seine Scheu vor den Zuhörern. Den Liedern haftete etwas Gespenstisches an. Die Melodien setzen sich in den Köpfen der Zuhörer fest, und manchmal ertappte sich Moril, dass er sie summte, obwohl er geglaubt hatte, sie längst vergessen zu haben. Wie immer hörte Moril seinem Bruder gebannt zu und beobachtete ihn genau. Und wie immer beneidete er Dagner um das Talent, Lieder zu erschaffen. Um selbst etwas erschaffen zu können, hätte Moril einiges hergegeben, sogar … – na ja, vielleicht seine Zehen.
    »Die Farbe, die du siehst,
    Die Farbe, die du liebst,
    Ist tot,
    Wenn du dich blind ihr beugst.«
    Je länger Dagner sang, desto besser schien es den Menschen zu gefallen. Sein Aussehen war keineswegs bemerkenswert: Er war dünn und hatte sandfarbenes Haar und einen großen Adamsapfel. Angesichts seiner Erscheinung glaubten die Leute zumeist, auch seine Liede könnten nicht bemerkenswert sein. Doch als er fertig war, gab es Applaus und noch einige Münzen. Dagner lief vor Freude blassrot an und war für den Rest der Vorstellung fast entspannt.
    Lange dauerte sie nicht mehr. Die ganze Familie sang einige Lieder zusammen und beendete die Vorstellung mit ›Fidele Holander‹. Dieses Lied bildete im Süden bei allen Aufführungen den Schluss, und das Publikum fiel stets mit ein. Danach brauchte man nur noch die Instrumente wegzuräumen und die Fragen zu beantworten, mit denen die Leute kamen.
    Währenddessen herrschte immer ein großes Durcheinander. Wie üblich kamen viele, die Clennen gut zu kennen schienen; kichernde Mädchen wollten von Dagner wissen, wie er Lieder dichte, was er nicht erklären konnte, aber stets versuchte; freundliche Menschen lobten Moni, für sein

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