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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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jedoch ein Soldat, ein Fluchtversuch schien zwecklos. Offenbar war ihre einzige Chance, sich wie Clennen zu verhalten und so offen und unschuldig wie möglich zu wirken.
    Etwa fünfzig Schritt weit zogen sie so – ein schwieriges, anstrengendes Wegstück, denn Olob war zu Tode verängstigt und wollte nicht weiter, da konnte der Soldat schimpfen wie ein Rohrspatz, es half nichts. Schließlich erreichten sie eine Stelle, an der nach rechts ein steiler Weg von der Straße abzweigte. Dorthin zerrte der Soldat Olob. An diesen Seitenweg hatte Moril gar nicht mehr gedacht. Nun sorgte er sich sehr, dass Kialan ihn überqueren musste, um auf die letzte Hochebene zu gelangen.
    »Wohin führt dieser Weg?«, fragte er Brid.
    »In ein kleines Seitental«, antwortete Brid. »Vor zwei Jahren haben wir dort gelagert, weißt du nicht mehr? Moril, sie werden uns doch wieder gehen lassen, oder?«
    Moril blickte zu den Soldaten hinunter. »Wir haben nichts Unrechtes getan«, sagte er behutsam. Dann fiel ihm der Weinkrug ein. Warum um alles in der Welt hatten sie ihn nicht irgendwo zurückgelassen!
    Rechts von ihnen krachte ein Ast im Wald. Moril blickte hoch, dann besann er sich und wandte rasch den Kopf ab, damit die Soldaten nichts bemerkten. Er hatte Kialan genau sehen können, der beunruhigt und sehr überrascht auf den Wagen starrte, als hätte er noch nicht begriffen, was vor sich ging. Moril wandte den Blick nicht mehr von dem steilen Weg vor ihnen und beschwor in Gedanken Kialan, den Pfad in einem unbeobachteten Moment zu überqueren und nach Norden zu fliehen, so lange er noch konnte. Doch er fürchtete sehr, dass Kialan dem Wagen folgen würde.
    Der Weg weitete sich zwischen den Bäumen wie der Ausgang eines Tunnels, und sie kamen in das kleine Seitental, von dem Brid gesprochen hatte. Sie stöhnte leise auf, denn hinter zwei Soldatentrupps, die offenbar Wache standen, waren Zelte zu sehen, Waffen, Pferde und Soldaten, so weit das Auge reichte. Das Tal war schmal, lang und gewunden, sodass die Hälfte außer Sicht lag. Weder Brid noch Moril bezweifelten, dass sich auch in dem Teil, den sie nicht einsehen konnten, eine große Zahl an Zelten, Waffen und Soldaten befand.
    Das nächstgelegene Zelt war sehr groß. Vor dem Eingang stand ein Sessel, und in diesem Sessel saß Tholian. Er wandte den Kopf, als der Wagen zwischen den Bäumen hervorkam. So weit Moril es aus der Entfernung erkennen konnte, lächelte der Graf. Moril begriff in diesem Augenblick, dass Clennens Vorbild ihnen hier nicht weiterhelfen würde. Bang fragte er sich, ob es überhaupt eine Möglichkeit gab, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
    »Runter mit euch«, befahl ein Soldat Brid und Moril.
    Sie stiegen vom Wagen; Brid bewegte sich in ihren Stiefeln ein wenig ungelenk, Moril umklammerte die Quidder. Nun blickten sie von einem niedrigeren Punkt in das von Soldaten wimmelnde Tal, und es wirkte noch geschäftiger. Moril erinnerte sich dunkel an das vorletzte Jahr; damals war hier auf den Feldern gerade die Saat aufgegangen. An diesem Tag erinnerte nichts mehr an friedlichen Ackerbau. Während man sie vor Tholian führte, sah er im ganzen Tal nichts anderes als Männer, die gedrillt wurden oder sich im Kampf übten. Befehle und Flüche gellten umher, und die Luft roch warm nach vielen Menschen und Pferden. Das Gras und alle Feldfrüchte, die hier einmal gestanden haben mochten, waren in den Boden getrampelt worden, nur das große Zelt, vor dem Tholian saß, stand auf einem grünen Flecken.
    Der Graf gab den Soldaten ein Zeichen, woraufhin sie mit Brid und Moril vor der Rasenkante stehen blieben. Tholian wandte die blassen Augen von ihnen ab und sah seine Männer an. »Nur die beiden Kinder im Wagen?«, fragte er.
    Moril ergriff die Gelegenheit und schaute sich über die Schulter, denn er wollte wissen, was aus Olob und dem Wagen geworden war. Erleichtert sah er, dass ein Soldat gerade mit wenig Erfolg versuchte, den widerstrebenden Olob an einen Baum am Wegrand zu binden.
    »Darf ich um deine Aufmerksamkeit bitten, lieber Vetter?«, hörte er Tholian sagen und wandte sich eilig wieder um. Tholian klang gereizt, doch als Moril ihn ansah, lächelte er. Obwohl seine Augen seltsam unbeteiligt blickten, war es möglich, dass Tholian es wirklich freundlich meinte. »Wir sind doch verwandt, nicht wahr?«
    Moril überlegte. »Das nehme ich an. Unsere Mutter ist deine Base.«
    »Verwandtschaft in der Seitenlinie«, bestätigte Tholian. »Damit sind wir wohl dritten

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