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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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deutlich das Rascheln und Knarren von Ästen und Zweigen. Moril wünschte, er würde weniger Lärm machen.
    Nachdem Olob mühsam um drei Ecken gebogen war, kramte Brid noch immer im Wagen. »Was machst du?«, fragte Moril.
    »Ich ziehe mir die Stiefel an. Falls wirklich Feinde in der Nähe sind, dann will ich achtbar aussehen. Und in den rechten Stiefel schiebe ich mir das scharfe Messer.« Kurz darauf setzte sie sich neben ihn, die roten Stiefel an den Füßen. Sie wirkte erhitzt und entschlossen. »Ich fahre«, sagte sie.
    Moril gab ihr die Zügel und hängte sich die Quidder am Haltegurt um den Hals. So bemühte er sich wohl um ein achtbares Aussehen, überlegte er. Seine Stiefel sahen mittlerweile längst nicht mehr so neu und fesch aus wie Brids Schuhwerk.
    Seine Schwester hatte Olob besser im Griff als Kialan. Das Pferd ließ zwar keinen Zweifel, dass es müde war und den schwierigsten Aufstieg seines ganzen Lebens bewältigen musste, und es versuchte mit aller Macht, sie zur Umkehr zu bewegen, aber Brid trieb Olob unerbittlich an. Das Klappern der Hufe klang wie ein Protest. Moril lauschte nach Kialan, doch er konnte ihn plötzlich nicht mehr hören. Sie folgten einer Biegung, die wohl die letzte war, und Olob scheute.
    »Kluger Olob«, meinte Brid.
    Eine massive Holzsperre blockierte die Straße. Sie nahm nicht die ganze Breite ein, war aber so aufgestellt, dass auf beiden Seiten kein Wagen vorbeikam, nicht einmal ein Karren. Mehrere Männer standen neben der Sperre, einer saß oben auf. Zu Morils Entsetzen waren sie alle in voller Kriegsmontur. Jeder trug einen Eisenhelm und über Jacken und Hosen aus hartem Leder einen stählernen Brustpanzer, der nach vorne hin spitz zulief, sodass sie alle mit stolz geschwellter Brust dazustehen schienen. Außerdem waren sie mit hohen schwarzen Stiefeln und langen Schwertern in schwarzen Lederscheiden ausgerüstet.
    Brid zügelte den erschrockenen Olob. »Würdet ihr bitte die Sperre wegräumen?«, fragte sie hochmütig. »Wir müssen vorbei.« Sie fürchtete sich, aber angesichts so vieler Soldaten konnte sie sich wie vor Publikum fühlen.
    Gemächlich traten drei Männer vor, aber keiner machte Anstalten, die Sperre beiseite zu schieben. »Wer seid ihr?«, fragte einer. Die beiden anderen kamen noch näher und blickten über die Seitenwände in den Wagen.
    »Nach dem Krug zu urteilen sind es jugendliche Trunkenbolde«, sagte der eine, und beide kicherten.
    »Wir sind Barden«, entgegnete Brid. »Seht ihr das nicht?«
    »Wenn das so ist, dann zeigt mal euren Freibrief her«, sagte der erste Mann und streckte herrisch die Hand vor. Nach kurzem Zögern holte Brid den Freibrief aus der Truhe unter dem Sitz und reichte ihn dem Soldaten. Er überflog das Schreiben beiläufig. »Wer von euch ist Clennen?«
    »Das war mein Vater«, antwortete Brid. »Er ist vor vier Tagen gestorben.«
    »Dann habt ihr also gar keinen Freibrief«, sagte der Mann, »nicht wahr?«
    »O doch«, erwiderte Brid. »Wir haben das Recht, sechs Monate lang mit diesem Freibrief aufzutreten. So ist es Gesetz, und du kannst mir nicht das Gegenteil erzählen.«
    »Das ist vielleicht Gesetz in anderen Grafschaften, aber nicht in den Südtälern«, entgegnete der Soldat grinsend. »Du hast die Zusatzklauseln nicht gelesen.« Er entrollte das Pergament und zeigte vage auf den unteren Teil. Als Brid sich vorbeugte, um selbst zu sehen, zog er es aus ihrer Reichweite und rollte es wieder zusammen. »Zu schade«, sagte er. »Ihr kommt besser mit und rechtfertigt euch vor unserem Herrn.«
    »Da steht nichts dergleichen!«, rief Brid wütend. »Das ist nur ein Vorwand. Unser Freibrief ist vollkommen in Ordnung, und das weißt du auch!«
    Der Mann hörte auf zu grinsen. »Ihr werdet tun, was ich euch sage.« Er nickte einem der anderen Männer zu, und dieser Mann ergriff Olobs Zügel. Die anderen räumten die Sperre beiseite. Der Soldat riss an den Zügeln, und Olob sah sich gezwungen mitzukommen, obwohl er nach Kräften Widerstand zu leisten versuchte. Den Wagen mit Brid und Moril zog er hinter sich her, und die beiden fühlten sich recht hilflos. Zweifellos hatte jemand – wahrscheinlich Tholian – den Befehl erteilt, alle Reisenden aufzuhalten. Als Moril sich umblickte, sah er, dass die Soldaten die Sperre wieder auf die Straße schoben und sich daraufsetzten, um auf die nächsten Ankömmlinge zu warten. Er fragte sich, ob er vielleicht vom Wagen springen und fliehen sollte. Zu beiden Seiten des Wagens ging

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