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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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sehr genossen.«
    »Du…« Brid suchte nach dem gemeinsten Wort, das sie kannte. »Unhold!«, rief sie. Tholian lachte natürlich darüber.
    Moril schwieg. Bis zu diesem Geständnis hatte er Tholian nicht leiden können und sich wegen seiner großen Macht und seiner merkwürdigen Augen vor ihm gefürchtet. Nach der Erklärung aber hasste und verabscheute er ihn von Herzen. Eigentlich war er schon vorher verabscheuenswert gewesen, doch auf merkwürdige Weise hatte Moril Clennens Tod fast wie einen Unfall gesehen, so ungerecht und sinnlos, wie Unfälle eben sind. Nun aber wusste er, dass Tholian mit Absicht ungerecht gewesen war, und dafür hasste er ihn.
    »Und wie hast du Vater gefunden?«, fragte Brid. »Hat Ganner es dir verraten, du mordgierige Bestie?«
    Zu Brids Glück schien Tholian sie noch immer spaßig zu finden. »Ganner? Ach, nein«, sagte er. »Ich bin doch nicht auf Ganner angewiesen, wenn ich etwas erfahren will. Obwohl ich schon sagen muss: Als ich ihm von Clennens Tod berichtete, hat es Ganner nicht gerade das Herz gebrochen.« Er lachte. »Ich denke, wir haben Ganner wirklich einen Schreck eingejagt«, fuhr er fort, »als wir alle an diesem Tag in Markind auftauchten.« Er schaute Brid an, um zu sehen, wie sie es aufnahm, und sie begriff endlich, dass Tholian es darauf anlegte, sie zu quälen. Hochmütig wandte sie den Blick ab und starrte auf die emsigen Soldaten im Tal. Tholian sah an ihr vorbei. »Noch eins«, sagte er. »Versucht nie, das Werk eures Vaters fortzusetzen. Es ist dumm, und es zahlt sich nie aus. Wenn ich meinen Vater nachgeäfft hätte, würde ich heute nicht hier mit einem Heer stehen.«
    Die niederträchtige Vernünftigkeit fand Moril einfach unerträglich. »Ja, aber verstehst du denn nicht«, entgegnete er, »einer musste es schließlich tun.«
    Tholian beachtete ihn nicht mehr. Er stand auf. »Bringt ihn her!«, rief er. »Na los, Beeilung!«
    Ein Trupp Soldaten hastete herbei. Sie schleppten Kialan mit sich. Er war zerzaust und rot im Gesicht. Zweige hafteten an seinen Kleidern. Zwar wehrte er sich noch, aber er hielt den Kopf genauso gesenkt wie die Häftlinge in Niedertal. So sieht man aus, wenn man gefangen genommen wird, erkannte Moril. So sieht man aus, egal, ob man schuldig ist oder nicht. Eigentlich überraschte es ihn nicht, dass man Kialan gefasst hatte. Er hatte einen großen Fehler begangen, er war in der Nähe des Wagens geblieben. Vielleicht hatte er sich, weil er nun der Älteste war, für Moril und Brid verantwortlich gefühlt. Nur empfand Moril nicht die leiseste Dankbarkeit dafür, sondern nur Trauer. Kialan war nicht geflohen, und Brids Verhalten hatte Tholian dazu bewegt, nach ihm suchen zu lassen. Das war das Ende mit den Menschen, die sich auf ihre Fähigkeiten zu viel einbilden.
     

11.
    »Ah, Kialan!«, begrüsste ihn Tholian. »Es ist schön, dich wiederzusehen, ohne dass andere Grafen in der Nähe sind und sich einmischen können.«
    Kialan hob den Kopf und sah Tholian an, doch trotzdem hielt er sich weiter gebeugt, obwohl die Soldaten ihn gepackt hielten, und gab keine Antwort. Moril bemerkte, dass Tholian Recht gehabt hatte, als er sagte, Kialan habe fast die gleiche Augenfarbe wie er. Diese Ähnlichkeit ließ Moril aber die Unterschiede zwischen ihren Augenpaaren umso deutlicher erkennen. Denn Kialan hatte, so mürrisch und ängstlich er nun auch war, einen offenen, lebhaften Blick, während Tholians Augen sonder bar ausdruckslos waren. Ganz unbestreitbar hatte der Graf Moril und Brid als nebensächliche und allenfalls komische Figuren abgetan, Kialan aber schätzte er aber ganz anders ein.
    »Ich dachte mir schon, dass du früher oder später auf dieser Straße aufkreuzen würdest«, sagte Tholian. »Aber für alle Fälle halten wir auch die Marschen bewacht. Ich freue mich schon sehr darauf, deinen Vater wissen zu lassen, dass du tatsächlich mein Gefangener bist. Du wirst ihm wohl einen Brief schreiben müssen.«
    »Ich will verflucht sein, wenn ich das tue!«, entgegnete Kialan. »Schreib ihn doch selbst.«
    »Nun gut. Wie du willst«, lenkte Tholian ein. »Ich nehme an, er wird dein Ohr schon erkennen, das ich dem Brief beilege. Haltet ihn gut fest«, befahl er den Soldaten. Er zog den Dolch, der in einer Scheide an seinem Gürtel hing, und trat auf Kialan zu.
    Kialan versuchte vor ihm zurückzuweichen, aber er wurde von zwei Soldaten an Ort und Stelle festgehalten. »Also gut«, sagte er eilig. »Ich schreibe den Brief, wenn du unbedingt

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