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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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Grades verwandt.«
    »Es erstaunt mich, dass du das anerkennst«, sagte Brid. »Wenn man bedenkt – «
    »Wieso nicht?«, fragte Tholian. »Es schadet euch nicht. Aber ihr täuscht euch sehr, wenn ihr glaubt, dass eure Mutter auch nur einen Pfennig Mitgift von mir erhält. Ich bin ganz zufrieden damit, wie mein Großvater entschieden hat. Wenn Ganner glaubt, ich würde ihn um Leninas willen zum reichen Mann machen, dann täuscht er sich gewaltig.«
    Moril erschien es sehr eigenartig, dass Tholian ausgerechnet dieses Thema anschnitt. Er fragte sich, ob der Graf am Ende ein wenig verrückt sein mochte. »Ich glaube eigentlich nicht, dass Ganner daran gedacht hat«, sagte er.
    »Er liebt Mutter sehr, musst du wissen«, erklärte Brid.
    Tholian lachte. »So ein Narr.« Sein verächtlicher Ton rief Brid zu Ganners Verteidigung.
    »Aber ich bin zur Hochzeit geblieben«, fuhr Tholian fort, bevor sie etwas sagen konnte, »und das könnt ihr von euch nicht behaupten. Ihr hättet sehen sollen, was für einen Wirbel der gute alte Ganner veranstaltet hat, als ihr plötzlich ohne ein Wort verschwunden wart. Eure Mutter hat es mit größerer Fassung getragen. Später versprach ich den beiden, auf dem Weg nach euch Ausschau zu halten und euch nach Markind zurückzuschicken, falls ich euch begegnen sollte.«
    »Das war sehr freundlich von dir«, entgegnete Brid kühl. Dennoch empfanden sie und auch Moril große Erleichterung. Wenn Tholian sie wirklich nur als dumme junge Verwandte betrachtete und Ganner einen Gefallen tun wollte, dann war die Lage längst nicht so schlimm wie befürchtet. Zwar wäre es wenig wünschenswert, nach Markind zurückgebracht zu werden, aber mit etwas Glück erreichte Kialan den Norden von hier aus zu Fuß ohne ihre Hilfe.
    »Hatte Mutter dich eigentlich nicht erkannt?«, fragte Moril langsam. Er konnte es noch immer nicht ganz fassen, dass Tholian sich plötzlich als Freund der Familie entpuppte.
    »Doch, natürlich«, antwortete Tholian, nicht im Mindesten aus der Fassung gebracht. »Weil ich aber Ganners Lehnsherr bin, konnte sie nicht viel sagen. Nicht dass sie es gewollt hätte. Sie sagt vieles ohne Worte, eure Mutter. Übrigens, was ist eigentlich aus euren älteren Brüdern geworden?«
    Er wollte ihnen zeigen, dass er bestens informiert war, so viel begriffen sie sofort. Für beide war es ein harter Schlag. Moril reagierte am besten, denn er konnte sich auf sein gewohntes verträumtes Aussehen verlassen. Er blickte Tholian weiter freundlich und ein wenig abwesend an, auch wenn ihm nie weniger danach zu Mute gewesen war. Brid aber war so erschüttert, dass sie Theater spielen musste.
    »Komisch, dass du danach fragst«, sagte sie mit gespielter Fröhlichkeit. »Wir wissen selber nicht so ganz – «
    »Doch, natürlich wissen wir das, Brid«, unterbrach Moril sie, denn er befürchtete, sie könnte sich durch eiliges Reden in Widersprüche verstricken. »Dagner hat sich auf den Rückweg nach Markind gemacht.« Diese Lüge war zwar riskant, doch wenn Tholian schon wusste, dass und warum Dagner verhaftet worden war, spielte es ohnehin keine Rolle mehr, was er sagte.
    »Soso?«, fragte Tholian, und es war ihm nicht anzumerken, ob er über Dagner Bescheid wusste oder nicht. »Und was ist mit eurem anderen Bruder … Collen, oder wie heißt er?«
    Moril wusste, dass Tholian in Markind Kialan nicht zu Gesicht bekommen hatte, denn wenn er Kialan gesehen hätte, wäre keiner von ihnen entkommen. Tholian musste später gehört haben, wie Ganner von ihm sprach. Wen würde es überraschen, wenn sich herausstellte, dass Ganner etwas falsch verstanden hatte? Moril öffnete schon den Mund, um zu behaupten, er habe keinen anderen Bruder, doch zu seinem Verdruss antwortete Brid als erste allzu überschwänglich: »Ach, Collen! Der ist so dumm, bei dem weiß man nie, was er als Nächstes tut! Wir glauben, dass er mit Dagner gegangen ist.«
    »Wie eigenartig«, entgegnete Tholian. Seine wenig Vertrauen erweckenden Augen musterten Brid mehrmals von oben bis unten. »Dabei ist mir aus zuverlässiger Quelle zugetragen worden, dass heute Morgen drei von euch hier im Hochland eine Vorstellung gegeben haben.«
    Das war offensichtlich ein grober Fehler gewesen. Aber wie hätten sie ahnen sollen, dass Tholian ihnen so dicht auf den Fersen war? Nun konnten sie nur behaupten, der dritte sei Dagner gewesen. Moril holte Luft, um es zu sagen, aber wieder kam Brid ihm zuvor. »Ja, natürlich. Aber das sage ich ja. Danach hat sich

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