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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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das möglich war, noch mehr jeden Ausdruck. »Du bist nach Aberath gekommen und hast mir ein Versprechen gegeben, damit du den Ring für jemanden holen konntest, die nicht Noreth war. Wusstest du da schon, dass sie bereits tot war?«
    »Ich … ich habe es nicht gewusst. Das schwöre ich …«, stammelte Mitt.
    »Und ich auch nicht«, hauchte Moril. »Ich war die ganze Zeit bei Hestefan …«
    »Die ganze Zeit?«, fragte Alk. »Du warst mit Fenna in ihrem Zimmer und hast allein mit ihr gesprochen, und danach hast du im ganzen Herrensitz nach deiner Quidder gesucht, ohne dass man genau weiß, wo du gewesen bist.«
    Moril zog die Schultern zusammen. Navis sagte nichts. Maewen schlug die Hände vors Gesicht. Die arme Frau. Und ich glaube blauäugig die ganze Zeit, sie wäre nur entführt worden. Maewen wusste genau, wie Noreths letzte Augenblicke gewesen sein mussten. Ein Arm klemmt die Kehle ab. Ein Messer kommt nach vorn. Vielleicht hatte sich Noreth sogar gefreut, den Mörder zu sehen, und dreht sich lächelnd zu ihm um – ›Ach, du kommst auch mit?‹ –, dann sieht sie das Messer. Maewen liefen die Tränen über die Wangen. Arme Noreth.
    »Das führt zu nichts«, sagte Alk. »Ich kam der Gerechtigkeit wegen, nicht wegen schauspielerischer Darbietungen. Auf dem Weg habe ich Erkundigungen angestellt. Als Karet von Auental zurückkehrte und mir mitteilte, der Kelch des Adons sei aus der Rechtsakademie verschwunden, da dachte ich: Kann man denn auch nur ein Wort glauben, das Mitt sagt? Du hast ihn gestohlen, richtig?«
    »Nein«, sagte Navis. »Ich war es.«
    Alk blickte ihn aufrichtig überrascht an. Nachdem er kurz gestutzt hatte, sagte er: »Also, wo ist er dann?«
    Navis beantwortete die Frage, indem er den Kelch, noch immer in das Tuch gehüllt, aus der Tasche zog. Alk starrte ihn einen Augenblick lang an und dachte nach. Dann wies er mit einer Kopfbewegung auf Maewen. »Gib ihn ihr. Und du«, befahl er Maewen, »nimmst ihn ohne das Tuch in die Hand und sagst mir, dass du Noreth von Kredinstal seist. Los.«
    Mit einer elenden Bewegung ergriff Maewen den Kelch und konnte sich gerade noch beherrschen, sonst hätte sie sich mit dem Taschentuch die Tränen abgewischt. »Mein Name ist Noreth von Kredinstal«, sagte sie. »Wieso …«
    »Still«, sagte Alk.
    Gehorsam schloss Maewen den Mund. Der Mann hat eine Persönlichkeit, die seinem Leib an Größe in nichts nachsteht, dachte sie, während sie sich das Gesicht mit dem Hemdsärmel trocknete. Wenn er etwas sagte, gehorchte man.
    »Jetzt sag deinen wirklichen Namen«, befahl Alk.
    »Ich bin Mayelbridwen Bard«, sagte Maewen traurig. Sie dachte noch immer an Noreth. Sie bemerkte, dass jeder auf den Kelch starrte, bevor ihr der Gedanke kam, sie könnte ihn sich selbst auch einmal ansehen. Das ganze schiefe Gefäß leuchtete blau. Selbst im goldenen Halbdunkel der Dämmerung strahlte es hell. Am Ende ihres langen Schattens, der sich oberhalb des noch längeren Schattens ihres Pferdes ausbreitete, befand sich ein bläulicher Nebel, wo eigentlich der Schatten des Kelches hätte sein müssen. Sie bemerkte, dass Alks Gefolgsleute sich reckten, um es ebenfalls zu sehen.
    »Unglaublich!«, sagte Alk. »Gute Arbeit. Als ich noch selbst auf die Rechtsakademie ging, habe ich gehört, dass man den Kelch früher benutzte, um die Wahrheit einer Zeugenaussage zu prüfen.« Schlaglichtartig sahen sie alle trotz ihrer Sorgen einen jungen Alk beim Grittling vor sich. Seine Mannschaft musste jedes Spiel gewonnen haben. Selbst Navis kämpfte gegen ein Grinsen an. »Trotzdem habe ich noch nie gesehen, dass man ihn benutzte«, sagte Alk. »Nun lüge mich noch einmal an, junge Mayelbridwen.«
    Zuerst wollte Maewen überhaupt keine Lüge einfallen. Dann schwankte ihr Pferd, ohne Zweifel, weil das blaue Licht über ihm es verwirrte, und Maewen erhaschte einen Blick auf Scharlachrot an der Stelle, wo Luthan stand, seinem Pferd die Nase tätschelte und auf den Kelch starrte. Sie sagte: »Ich bin in den Grafen von Wassersturz verliebt.« Das blaue Licht am Kelch erlosch, als habe jemand einen Schalter umgelegt. Moril lachte freudlos auf.
    »Und nun wieder etwas Wahres«, befahl Alk.
    Fast hätte Maewen gesagt: ›Ich liebe…‹, doch sie schluckte es hinunter und sagte: »Äh … oh … wir haben das Schwert des Adons gefunden. Es hängt an meinem Sattel.«
    »Das habt ihr?«, fragte Alk, als der Kelch erneut blau aufleuchtete wie ein winziger, glänzender Mond. »Ich dachte, niemand wüsste,

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