Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
Vom Netzwerk:
Wend offenbar nicht gewusst hatte, was er da tat. Deswegen machte sich Mitt große Sorgen. Wend hatte Maewen seinen Schutz entzogen, und sie konnte sehr gut in Gefahr schweben, wenn Kankredin sich gegen sie wandte. Mitt beschloss, sie keine Sekunde mehr aus den Augen zu lassen.
    Er entdeckte überrascht und ein wenig beschämt, als er begriff, dass er, während er glaubte, über Noreth nachzudenken, sich in Wirklichkeit um Maewen sorgte.
    Etwa eine Stunde später erreichten sie Karnsburg. Genauer gesagt, kamen sie an die Stelle, von der Alk und alle Wassersturzer behaupteten, dass Karnsburg dort liege.
    »Hier ist es. Ehrlich«, versicherte Moril Mitt und Maewen.
    Sie hatten in einem Halbkreis angehalten, der drei bis vier Reiter tief gestaffelt war, und standen einem gewöhnlichen kleinen Wegstein gegenüber. Jenseits davon erhob und senkte sich der grüne Boden mit hundert Buckeln und Hügelchen. Und das war alles.
    »Stadt aus Gold«, sagte Alk freundlich. »Immer auf dem nächsten Berg.«
    Navis winkte Mitt zu sich und trabte zwischen den grasigen Hügeln einher, um die Verteidigung zu organisieren. Alles folgte ihnen langsam. Maewen war unter den Letzten. Ihr war merkwürdig zumute. Wo sie zuerst angehalten hatten, hätte die Stelle sein können, an der einmal der Hauptbahnhof von Karnsburg stehen würde, nur dass es nicht der richtige Wegstein war. Die flachen Hügel lagen, wo sie zuletzt Geschäfte und Bürogebäude gesehen hatte, und wo sich die etwas höheren Hügel erhoben, auf die Navis nun schräg zuritt, würde eines Tages der Tannoreth-Palast stehen. Die grüne Rinne, der Maewen folgte und die mit Hufabdrücken und Pferdeäpfeln übersät war, würde vermutlich zur Königsstraße werden. Statt Autos und Lastwagen wimmelte es von erheblich leiseren Reitern in zweierlei Montur. Dass hier wirklich Karnsburg lag, vermochte Maewen so wenig zu glauben, dass sie zu den fernen Hügeln blicken musste, um sich dessen zu vergewissern. Dort entdeckte sie den gezackten Gebirgszug, den sie aus dem Fenster von Vaters Wohnung gesehen hatte, die Nordtälerspitzen. Am eigenartigsten jedoch erschien ihr, dass an dieser Stelle unter den Bodenwellen tatsächlich schon einmal eine Stadt gestanden haben musste. Sie fühlte sich, als sei die Zeit auf den Kopf gestellt worden und als habe es sie in die fernste Zukunft verschlagen, wo sie auf die Überreste des Karnsburg blickte, das sie gekannt hatte.
    Ein lauter Ruf riss sie zurück ins Hier und Jetzt. Mitt war abgestiegen und sprang brüllend zwischen den Hügeln umher. Maewen trieb ihr Pferd zu einem raschen Trott an und erreichte die Kuppe der Palasthügel rechtzeitig, um zu sehen, wie Mitt hocherfreut zwei Neuankömmlinge erblickte. Der Hochgewachsene mit dem Lockenkopf war unverkennbar Kialan. Navis hatte den Arm um die Schultern des kleinen blassen Jungen gelegt, der Kialan begleitet hatte. Die beiden ähnelten einander so sehr, dass er niemand anderes als Navis’ Sohn Ynen sein konnte. Hinter ihnen standen zwei müde Pferde in der Mulde. Sie sahen aus, als wären sie die ganze Nacht hindurch angetrieben worden.
    »Tut mir Leid, dass wir uns außer Sicht hielten«, sagte Kialan gerade. »Letzte Nacht war ein großer Trupp bewaffneter Reiter auf der Straße. Wir mussten uns vor ihnen verstecken. Wegen der Dunkelheit konnten wir nicht sehen, wer sie waren, aber wir fanden, sie sollten uns nicht sehen.«
    »Wahrscheinlich war es Alk«, meinte Navis, »aber wir werden Vorkehrungen treffen.«
    Maewen beobachtete, wie Ynen um Mitt herumhüpfte wie ein Terrierwelpe um einen Windhund. Was bin ich froh!, dachte sie. Er mag Mitt wirklich! Ich glaube, ich hätte es nicht ertragen können, wenn er sich benehmen würde wie diese Hildi. Ynen war Hildi so unähnlich, dass Maewen schon glaubte, er könnte ein Weichling sein, doch dann blickte er zu ihr hoch, und sie wusste, dass an ihm überhaupt nichts Weiches war. Er lächelte sie unsicher an; er wusste nicht, wer sie war.
    »Bist du Noreth?«, fragte Kialan sie. Stolz ist er, dachte Noreth. Er erinnerte sie an die Jungen aus der Oberstufe.
    »Das dachten wir zwar alle, aber anscheinend ist sie es nicht«, antwortete Navis. »Mayelbridwen ist ihr Name, glaube ich.«
    In diesem Moment gab Luthan, der ein wenig entfernt stand, aufgeregte Laute von sich. Mitt flitzte hinüber, um zu hören, was geschehen war. Maewen stellte fest, dass sie die verwirrten Gesichter Kialans und Ynens nicht ertragen konnte, und folgte Mitt.
    In einer

Weitere Kostenlose Bücher