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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04 Die Krone von Dalemark
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ihnen aber das Gesicht zu und schaute die ganze Gruppe verwirrt an, da gemahnte er Maewen an Wend, während alle anderen an Maewen denken mussten und eine schwache Ähnlichkeit zu Moril und Kialan bemerkten. Mitt wiederum fühlte sich an den Alten Ammet erinnert, denn der junge Mann hatte das gleiche wehende weiße Haar.
    »Was habt ihr denn?«, fragte der junge Mann. »Warum sagt ihr kein Wort?«
    »Wäre das richtig? Würde der Palast davon nicht zerfallen?«, wisperte Moril.
    Der junge Mann lachte. »Hier nicht. Hier muss er schon etwas solider sein. Früher war das meine Schatzkammer.«
    »Äh … wer bist du denn eigentlich?«, wollte Mitt wissen. »Wenn dir die Frage nichts ausmacht.«
    »Ich heiße Hern«, sagte der junge Mann. »Vor langer Zeit bin ich einmal König gewesen.«
    Alle fünf keuchten auf und schnappten einer nach dem anderen nach Luft, um den König zu fragen, ob er ein Unvergänglicher sei – und dann atmeten sie wieder aus, nicht ganz sicher, ob sie diese Frage wirklich stellen sollten. Hern sah genauso schattenlos-golden aus wie der Rest des Palasts. Wenn man ihn aus dem Augenwinkel sah, schienen von ihm helle Strahlen auszugehen und schlossen ihn ein, sodass er fast unsichtbar wurde.
    Hern lachte wieder. »Habt keine Angst. Ich bin nur hier, weil ich auf dem Totenbett den Einen gebeten habe, die Krone dem neuen König überreichen zu dürfen.«
    »Wieso hast du denn …«, begannen Kialan, Moril und Ynen gleichzeitig und verstummten.
    »Was mich geritten hat, so einen dummen Wunsch zu äußern?«, fragte Hern. »Ich weiß schon. Was man vom Einen erbittet, das bekommt man auch.«
    »Dann bist du wirklich ein Unvergänglicher«, sagte Mitt. »In gewisser Weise jedenfalls.«
    Hern sah ihn an. Sein Gesicht war so leer und knochig, wie Mitt in Auental ausgesehen hatte. »›In gewisser Weise‹ trifft es genau. Mein ganzes Leben lange hatte ich Angst, dass ich mich am Ende als Unvergänglicher erweisen könnte. Deswegen habe ich immer sehr darauf geachtet, dass niemand ein Porträt oder ein Standbild von mir anfertigt – auf diese Weise werden die Unvergänglichen nämlich in die Göttlichkeit gebunden, wisst ihr –, und dann gehe ich hin und frage das Falsche und werde mit diesem Halb-Leben belohnt.« Mitt öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Hern schüttelte den Kopf. Seine Miene entspannte sich und wurde sehr sachlich. »Nein. Lasst mich erst fragen, wer von euch diese Krone verlangt, denn mit einer Ausnahme besitzt jeder von euch einen unbestreitbaren Anspruch darauf.«
    Niemand antwortete. Jeder von ihnen schoss den anderen unschlüssige Blicke zu.
    »Na kommt schon!«, rief Hern. »Seid ihr etwa nicht deswegen hier?«
    Maewen räusperte sich. »Schon. Aber ich dachte, wir sollten sie nur für Amil den Großen abholen.«
    Hern zuckte mit den Achseln. »Das ist mir neu«, sagte er. Mit dem goldenen Reif in Händen näherte er sich ihnen. Jeder von ihnen wollte zurückweichen, blieb dann aber doch stehen und kam sich feige vor. Doch wen hätte nicht beunruhigt, was sie erlebten? Hern war neblig und verstrahlte Licht, doch seine Persönlichkeit war genauso zwingend, wie sie gewesen sein musste, als er noch als König herrschte. Als wäre hauptsächlich dies noch von ihm übrig, dachte Mitt. Die Krone selbst aber lag real, breit und solide in Herns nebligen Händen. Sie war aus solch reinem Gold, dass sie im goldenen Licht orange leuchtete.
    Hern blieb vor Moril stehen. »Erhebst du Anspruch auf diese Krone?«
    Moril schluckte. Die anderen sahen ihm an, wie er dachte, dass er die Antwort auf diese Frage unmittelbar an den Einen richten würde, und Hern war ihm offensichtlich ein warnendes Beispiel, lieber genau das zu sagen, was er meinte. »Nein«, sagte Moril, »ich möchte nicht König sein. Ich möchte Barde einer neuen Art werden – einer sehr guten Art, wenn ich kann.«
    Hern nickte und ging weiter zu Ynen. »Du?«
    Ynen leckte sich die Lippen. Er war noch blasser im Gesicht als Moril. »Nein, ich nicht. Ich … ich möchte Seemann werden, und das dürfte ich nicht, wenn ich König werde, weil ich dann ertrinken könnte.«
    Hern sagte nichts. Er ging einfach weiter zu Kialan. »Und du?«
    »Ich…«, setzte Kialan an. Er musste innehalten und von neuem beginnen. »Ich weiß, dass ich einen Anspruch habe, und es ist nicht, dass mein Vater mich dafür verabscheuen würde, sondern… Na ja, ich fühle mich nicht groß genug dafür, wenn ich ehrlich bin.«
    Hern runzelte die Stirn

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